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© EPA

Football: Zeitreise ins Jahr 1997

Der überragende Brett Favre gewinnt als erster Football-Quarterback über 40 ein Play-off-Spiel in der NFL und führt die Minnesota Vikings ins Halbfinale.

Von Christian Hönicke

Berlin - Brett Favre rannte über das halbe Feld, die andere Hälfte sprang er, und zwischendrin riss er immer wieder die rudernden Arme jubelnd in die Höhe. „Das Feiern hat mich heute wohl am meisten geschlaucht“, gab er später müde lächelnd zu. Grund zum Jubeln hatte er allerdings genug gehabt. Dem amerikanischen Football-Idol gelang es beim 34:3-Triumph über die Dallas Cowboys im Viertelfinale der National Football League (NFL) als erstem Quarterback, im fünften Lebensjahrzehnt ein Play-off-Spiel zu gewinnen. Und wie er es gewann: Mit vier Touchdown-Pässen, drei davon zu Sidney Rice, zerlegte er die Verteidigung der Cowboys und stellte gleichzeitig einen neuen persönlichen Play-off-Rekord auf.

Eigentlich hatte Favre vor der Saison schon wieder seinen Rücktritt erklärt, doch der 40-Jährige wagte sich zum zweiten Mal aus dem Ruhestand, um noch einen Anlauf auf den Superbowl zu wagen. Am Sonntag zeigte er, dass er nach einer überragenden regulären Saison auch in den Play-offs noch genügend Energiereserven hat. Nur durch das nicht mehr ganz so flächendeckend braune Haar und die Spielkleidung ließ sich überhaupt ein Unterschied zu 1997 erkennen, als Favre mit den Green Bay Packers das bisher einzige Mal den Titel holte. „Es ist der gleiche alte Brett“, befand Sidney Rice. „Er macht einfach das, was er schon immer gemacht hat.“ Und das ist nicht mehr und nicht weniger als „sich das Herz herausspielen“, wie es Vikings-Verteidiger Jared Allen formulierte. Herzhaft gingen jedoch auch Allen und seine Kollegen zu Werke: Sie rissen Dallas’ Quarterback Tony Romo sechsmal zu Boden und ließen keinen einzigen Touchdown zu. Nun sind Favre und die Vikings noch ein Spiel vom Superbowl-Einzug entfernt – am Sonntag müssen sie bei den New Orleans Saints antreten.

Die wiederum hatten tags zuvor den NFL-Vizemeister Arizona Cardinals mit 45:14 regelrecht überrannt. Zwar ging Arizona beim ersten Spielzug durch einen 70-Yard-Lauf von Tim Hightower in Führung, doch dann kam der beste Angriff der Liga um Spielmacher Drew Brees ins Rollen und beendete womöglich eine große Karriere auf schmerzvolle Weise. Noch von einem K.o.-Tackle durch Saints-Verteidiger Bobby McCray gezeichnet, sah sich Arizonas Quarterback Kurt Warner jedenfalls mit Fragen zu seiner Zukunft konfrontiert. „Jedes Mal, wenn man so umgehauen wird, überlegt man sich zweimal, dieses Spiel noch mal zu spielen“, sagte der 38-Jährige mit süßsaurer Miene. Er werde sich nun Gedanken machen – ein Rücktritt des Superbowl-Siegers von 2001 wäre keine Überraschung.

Die Überraschung des Wochenendes gelang den New York Jets. Gerade noch in die Play-offs gerutscht, traten sie als krasser Außenseiter bei den San Diego Chargers an, die vorher elf Spiele in Folge gewonnen hatten. Doch das Lehrlingsteam aus New York schockte den Favoriten beim 17:14 dank seiner Neulinge: Quarterback Mark Sanchez warf einen Touchdown und Running Back Shonn Greene erlief einen weiteren. Das genügte, weil Nate Kaeding, dem Kicker der Chargers, gleich drei Field-Goal-Versuche misslangen. Gegen die beste Verteidigung der Liga erwiesen sich die fehlenden neun Punkte schließlich als entscheidend, und so gelangte die Saison der hoch gehandelten Chargers zum wiederholten Mal zu einem abrupten Ende.

Die Jets dagegen denken noch lange nicht ans Ende. Zwar treffen die notorischen Underdogs nun mit den Indianapolis Colts auf einen noch größeren Favoriten – das beste Team der regulären Saison ließ den Baltimore Ravens beim 20:3 keine Chance. Rex Ryan allerdings gab sich furchtlos. „Das ist eine Begegnung, die wohl niemand gewollt hat“, sagte New Yorks Coach mit der Frechheit eines NFL-Trainerneulings. „So ein Pech, aber was soll’s: Hier kommen wir!“

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