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Formel 1: Der heimliche Teamchef

Sebastian Vettels größter Beschützer: Helmut Marko, der Motorsport-Koordinator von Red Bull.

Vor der Siegerehrung zum Großen Preis von Monaco wartete der strahlende Norbert Vettel auf seinen Sohn Sebastian. Doch der Formel-1-Weltmeister ging an ihm vorbei und umarmte zuerst Helmut Marko. Jenen Mann, der bei Red Bull als Motorsport-Koordinator in einer Position arbeitet, die es so in keinem anderen Formel-1-Team gibt – und der doch eine absolute Schlüsselfunktion in der Weltmeistermannschaft hat. Der 68-Jährige ist auch jetzt beim Rennen in Montreal der verlängerte Arm von Teambesitzer Dietrich Mateschitz. Er hat das absolute Vertrauen des Dosen-Milliardärs – und damit wohl mehr Einfluss als der nominelle Red-Bull-Teamchef Christian Horner.

Marko ist wie Mateschitz Österreicher und stammt aus der ersten großen österreichischen Motorsportgeneration. Er machte als Schulfreund von Jochen Rindt die Straßen unsicher und schaffte es dann zusammen mit Niki Lauda auch in die Formel 1, als er schon einen Doktortitel in Jura vorweisen konnte. 1971 gewann Marko die 24 Stunden von Le Mans – ein Jahr später allerdings war seine aktive Rennfahrerkarriere beendet. Beim französischen Grand Prix in Clermont-Ferrand durchschlug ein aufgewirbelter Stein sein Helmvisier, Marko verlor ein Auge. Marko machte danach als Hotelier im heimischen Graz erfolgreich Karriere, ohne dabei den Kontakt zum Motorsport je völlig zu verlieren.

Als Mateschitz seine PR-Aktivitäten immer mehr in den Rennsport verlagerte, holte er sich Marko als Berater und Nachwuchsbetreuer. Eine Rolle, in der er nicht unumstritten war – so wollte Marko 2002 lieber den mäßig talentierten Brasilianer Enrique Bernoldi im von Red Bull gesponserten Sauber-Team behalten als Kimi Räikkönen. Das führte damals zur Trennung zwischen Sauber und Red Bull. Auch soll Marko mit Nachwuchspiloten oft sehr hart umgehen. Viele fühlen sich auch zu schnell fallen gelassen, wie der Deutsche Michael Ammermüller, der 2006 als Testfahrer im Red Bull saß, dann aber nach einer Verletzung bei einem Unfall schnell aus dem Programm fiel.

Aber mit Sebastian Vettel zogen Marko und Red Bull dann ihren Hauptgewinn. Vettel wurde zwar vergleichsweise spät in den Red-Bull-Kader aufgenommen, Marko sieht sich dennoch als sein Entdecker. Auf die Unterstützung von Marko kann sich der Heppenheimer denn auch verlassen, weswegen nicht nur der andere Fahrer Mark Webber inzwischen offen von einem „Team Vettel“ spricht. Dabei hat Vettel das durch seine Leistungen und seine Persönlichkeit ganz allein geschafft. Da bräuchte „der Doktor“ Marko zumindest öffentlich gar nicht mehr so deutlich für seinen Schützling einzutreten.

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