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Sebastian Vettel.

© dpa

Formel 1: Der Klassenbeste muss nachsitzen

Sebastian Vettel und Red Bull erkennen, dass die neue Formel 1 keine Fehler mehr verzeiht - und geloben Besserung.

Das Meeting bei Red Bull nach dem Rennen am Sonntagabend in Schanghai dauerte länger als üblich. Fast zwei Stunden saß Sebastian Vettel noch mit seinen Ingenieuren und Teamchef Christian Horner zusammen. Und das, obwohl er es ja eigentlich ziemlich eilig hatte. Wollte der Formel-1-Weltmeister doch noch den 23-Uhr-Flug zurück nach Deutschland erwischen, „denn nach der Vier-Wochen-Tour freue ich mich jetzt wirklich aufs Heimkommen“. Aber vorher wollte Vettel intern doch noch einmal einige Dinge ansprechen. Nicht, dass der zweite Platz beim Großen Preis von China hinter dem McLaren-Piloten Lewis Hamilton nun ein Weltuntergang gewesen wäre, aber eines wurde dadurch klar: Auch mit einem überlegenen Auto, wie Red Bull es immer noch hat, kann man sich in der Formel 1 keine kleinen Fehler und Pannen mehr erlauben. Es muss alles genau stimmen, um zu gewinnen – auch und gerade die Boxenstoppstrategie.

Zudem zeigte sich, dass es sich auch Red Bull nicht erlauben kann, das Kers-System als Dauerbaustelle zu behandeln. Das Energierückgewinnungssystem, das 82 Zusatz-PS liefert, ist die Achillesferse des Wunderautos 2011. Und so machte Vettel dann auch seiner Truppe klar: „Es ist jetzt in den drei Wochen bis zum Europaauftakt in der Türkei das Wichtigste, dass wir das in den Griff bekommen.“

In Schanghai war Vettel wegen des fehlerhaften Kers am Start von den beiden McLaren überholt worden. „Wir sind nun mal kein Automobilhersteller, wir tun uns damit ein bisschen schwerer als andere“, gab Red-Bull-Sportkoordinator Helmut Marko zu. Zudem hat das Designgenie Adrian Newey auch beim Kers eine ganz spezielle Lösung mit leichteren, aber offenbar auch anfälligeren Komponenten gewählt.

Das Kers-Problem zog einen ganzen Rattenschwanz von weiteren Kleinigkeiten und Fehlern nach sich, die Vettel am Ende den Sieg kosteten. Nach dem verlorenen Start entschied man bei Red Bull, auf die am Ende falsche Zwei-Stopp-Strategie zu setzen. Die Fahrt auf den harten Reifen geriet dann am Ende wegen eines durch die Kers-Probleme verursachten Bremsplattens auch noch viel zu lang.

Im vergangenen Jahr hätte Vettel mit den viel länger haltbaren Bridgestone-Reifen, ohne Kers und vor allem ohne den verstellbaren Heckflügel zum Überholen einen noch so wild angreifenden Hamilton wohl trotzdem die paar Runden bis zur Zielflagge sicher hinter sich gehalten. Mit den Pirelli-Gummis, die Leistungsabfälle von zwei Sekunden und mehr pro Runde zulassen, hatte er keine Chance. Und so musste Sebastian Vettel seinem Team die Grundregel der neuen Formel 1 erklären: „Wenn man nicht seine 100 Prozent bringt, gibt es immer jemand anderen, der einem auf der Nase rumtanzt und einem die Punkte oder den Sieg wegschnappt.“

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