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Sport: Formel 1: High Noon an der Haarnadel

Auf eines hofft Michael Schumacher ganz besonders: an diesem Sonntag um 14 Uhr in Spa-Francorchamps beim dreizehnten Rennen um die Formel-1-Weltmeisterschaft endlich einmal wieder optimal vom Start eines Grand Prix wegzukommen. Denn zuletzt waren seine Starts nicht begeisternd.

Auf eines hofft Michael Schumacher ganz besonders: an diesem Sonntag um 14 Uhr in Spa-Francorchamps beim dreizehnten Rennen um die Formel-1-Weltmeisterschaft endlich einmal wieder optimal vom Start eines Grand Prix wegzukommen. Denn zuletzt waren seine Starts nicht begeisternd. Dass er in Österreich und Hockenheim überhaupt ins "Abschussfeld" seiner hinter ihm liegenden Konkurrenten Zonta und Fisichella geriet, lag auch daran, dass er selbst nicht optimal wegkam - und in Ungarn trickste ihn der aus der zweiten Reihe gestartete Mika Häkkinen mit einem blitzsauberen Manöver in der ersten Kurve aus.

Schumacher weiß: Will er seine WM-Chancen wahren und in Spa, wo er 1991 sein Grand-Prix-Debüt feierte, 1992 zum erstenmal gewann und dann noch dreimal, von 1995 bis 1997, siegte, erneut ganz oben stehen, dann muss auch der Start klappen. Wobei die erste Kurve in Spa, die Haarnadel von "La Source", nicht gerade unkritisch ist. Mehr als einmal hat es dort in den vergangenen Jahren heftig gekracht. Auch 1999 fehlte nicht viel, als sich David Coulthard damals mit einem Gewaltmanöver an seinem eigenen Teamkollegen Mika Häkkinen vorbeipresste und tatsächlich das Rennen gewann.

Selbst bei Ferrari hatte es intern ein paar kritische Worte gegeben: "Wenn Michael besser starten würde, dann hätte er auch insgesamt weniger Probleme", meinte Technik-Chef Ross Brawn in Ungarn. Als diese Worte in Italien großen Wirbel entfachten, fühlte sich Rennleiter Jean Todt prompt bemüßigt, Brawns Äußerungen als "nie gefallen" zu dementieren. Die graue Eminenz Gianni Agnelli gab Schumacher unerwartet Schützenhilfe, die von der sonst gewohnten Ferrari-Philosophie abweicht, dass bei Problemen grundsätzlich nie das Auto, sondern immer der Fahrer schuld sei: "Die Startprobleme liegen viel mehr beim Auto als beim Fahrer, der Ferrari scheint einfach schlechter von der Linie wegzukommen als der McLaren." Schumacher nahm die Vorlage natürlich dankbar auf. "Scheint so", sagte er in Spa grinsend.

Auch im Laufe dieser Woche über die Medien geäußerte versteckte Vorwürfe, seine McLaren-Konkurrenten könnten möglicherweise mit nicht ganz legalen Mitteln unterwegs sein, wiederholte der Deutsche auf dem Podium, wo Häkkinen und Coulthard neben ihm saßen, nicht. "Auch ich hatte 1994 ein paar Superstarts, da haben alle gesagt, ich hätte eine Traktionskontrolle. Komischerweise fragt jetzt bei Häkkinen keiner nach so was", hatte das zunächst geklungen. Auf der Pressekonferenz wählte Schumacher ganz andere Töne: "Generell waren meine Starts doch in diesem Jahr nicht so schlecht - und Mika ist halt zuletzt extrem gut weggekommen. Aber das ist normal, dass die Starts unterschiedlich ausfallen, jeder erwischt mal bessere oder schlechtere."

Gerade unter höchstem Druck perfekt zu starten, das war in den letzten Jahren nicht unbedingt Schumachers Stärke: Besonders krass zeigte sich das 1998 im WM-Finale in Suzuka, als ihm beim ersten Startversuch der Motor abstarb, er im zweiten Anlauf von ganz hinten starten musste und damit von Anfang an ohne Chance gegen Häkkinen war. Die Saison 1999 ging in Australien gleich genauso los. Im Finale in Suzuka, als er Häkkinen hätte schlagen müssen, um seinem Teamkollegen Eddie Irvine die WM-Titelchance zu geben, verlor er das Startduell gegen den Finnen ebenfalls deutlich - vielleicht nicht ganz unfreiwillig, wie Insider immer wieder munkelten.

Und in diesem Jahr geriet er nun entweder ins Kreuzfeuer der Kritik seiner Kollegen, für "brutale Starts an und über der Grenze der Unfairness" wie in Imola, Barcelona oder Magny Cours, ließ sich ein paar Mal überrumpeln, wie am Nürburgring oder in Ungarn von Häkkinen, oder patzte gewaltig wie in Silverstone, wo er viel Boden verlor, bis auf Platz acht zurückfiel, nachdem ein gewagtes Manöver gegen Häkkinen über die Wiese schiefgegangen war. "Aber ich habe jetzt auch nicht mehr Starts geübt als sonst", sagte er in Spa selbstsicher, "das macht man immer ganz routinemäßig, und das reicht normalerweise auch. Das Thema wird im Moment viel zu hoch gekocht!"

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