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Wenn es Nacht wird über Singapur... Rund 1600 Scheinwerfer mit insgesamt 3,2 Millionen Watt Leistung lassen die Rennstrecke taghell erstrahlen.

© dpa

Formel 1 in Singapur: Bitte nicht einschlafen

Im fünften Formel-1-Jahr hat sich das Nachtrennen von Singapur etabliert. Sorgen machen nur der Regen der in Kombination mit dem Flutlicht die Sicht massiv beeinträchtigen könnte - und der Zeitunterschied, der die Fahrer müde macht.

Irgendwann kommt die Müdigkeit. Sie muss einfach kommen, und damit man in der Dunkelheit nicht einem Reflex folgt, muss Beschäftigung her, mitten in der Nacht. „Damit haben wir zu kämpfen“, sagt Williams-Pilot Bruno Senna, „am besten hilft Training. Um zwei oder drei Uhr ins Fitnessstudio, das ist hier normal.“ Sebastian Vettel hat in den Vorjahren hin und wieder Filme geguckt, aber auch er kommt zu dem Schluss: Bewegung ist am besten, „dann geht man halt mal nachts schwimmen oder laufen“. Ein Problem beim nächtlichen Zeitvertreib ist dabei die Essensbeschaffung. Doch haben sich im Laufe der Zeit die wenigen nächtlichen Futterquellen herumgesprochen.

Seit fünf Jahren gastiert die Formel 1 jetzt in Singapur. Das Glamour-Rennen unter Flutlicht war nicht immer unumstritten. Aber es hat sich durchgesetzt. Derzeit pokert Singapur bei der Vertragsverlängerung mit F1-Boss Bernie Ecclestone zwar noch ums Geld. Anfängliche Probleme und Bedenken, vor allem wegen des ungewöhnlichen Zeitplans, sind zwischenzeitlich aber längst ausgeräumt. Die Formel 1 hat sich angepasst.

Das ganze Fahrerlager lebt trotz sechs Stunden Zeitunterschied weiter nach europäischen Uhren, geht damit morgens gegen fünf Uhr Ortszeit ins Bett und steht gegen ein, zwei Uhr nachmittags wieder auf. Damit das perfekt funktioniert, kam Sebastian Vettel letztes Jahr erst am Donnerstag an – was Michael Schumacher und Timo Glock in diesem Jahr kopierten. „Dann ist es am einfachsten, im europäischen Rhythmus zu bleiben“, ist Vettel überzeugt. Glock sieht das ähnlich: „Warum soll man vorher unnötig versuchen, diesen künstlichen Rhythmus zu leben? Und für die Anpassung an die Hitze müsste man gleich eine Woche früher kommen. Da bringen ein, zwei Tage auch nichts.“

Die Teams kommen ihren Piloten in den Tagen vor dem Rennen bei der Zeitplanung inzwischen entgegen: PR-Termine gegen Mittag oder am frühen Nachmittag gibt es fast nicht mehr. Gerade in den ersten Jahren war das noch anders und sorgte für Ärger im Fahrerfeld. Und auch in anderen Bereichen sind die offenen Fragen mittlerweile beantwortet. Vor dem ersten Nachtevent 2008 hatten die Fahrerbetreuer noch Bedenken, ob die Piloten in diesem verdrehten Rhythmus nach den Trainings überhaupt irgendwann schlafen könnten, aufgeputscht durch Adrenalin.

Inzwischen sind sich alle einig: „Das ist nicht das Problem, eher im Gegenteil: Man muss aufpassen, nicht zu früh müde zu werden“, meint Josef Leberer, früher jahrelang der Betreuer von Ayrton Senna, heute bei Sauber für Kamui Kobayashi verantwortlich. Nur mit dem „europäischen Rhythmus“ sei die Leistungsfähigkeit im entscheidenden Moment voll abrufbar. Das einzige Fragezeichen, das nach fünf Jahren noch bleibt, ist der Regen. In Kombination mit dem Flutlicht könnte der die Sicht massiv beeinträchtigen. „Das hatten wir noch nie“, sagt Vettel. „Was dann passiert, wissen wir nicht. Aber es wird garantiert viel schwerer.“

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