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© Reuters

Formel 1: Ja, er fährt noch

Rekordweltmeister Michael Schumacher gab bei Tests in Valencia sein Comeback. Die Formel-1-Welt beobachtete gespannt, ob der Pilot noch Autofahren kann.

Von Christian Hönicke

Timo Glock hat am Wochenende mit Michael Schumacher telefoniert. Der frühere Toyota-Pilot, der jetzt für das neue Virgin-Team in der Formel 1 fährt, wollte sich über nächtliche Schneeballwürfe an sein Fenster beschweren. Am anderen Ende meldete sich ein Darmstädter Polizist namens Michael Schumacher. Glock fühlte sich zunächst veralbert, glaubte dem Mann später aber – von den Schneeballwerfern allerdings fehlt trotz Schumachers Hilfe jede Spur.

Seit der Rekord-Weltmeister der Formel 1 angekündigt hat, nach drei Jahren Pause wieder an den Start gehen zu wollen, werden mehr oder weniger bemerkenswerte Neuigkeiten dieser Art beinahe täglich publik. Für die Rivalen von Michael Schumacher gab es zu Beginn der Woche immerhin zwei durchaus beachtenswerte News. Die erste: Das Alter macht auch vor dem siebenmaligen Weltmeister nicht halt. So präsentiert sich der 41-Jährige zwar in einem generell beeindruckenden Fitnesszustand und nach einem Besuch beim Augenarzt ist auch klar, dass er keine Brille braucht. Aber seine Haare, gab er in der „Bild“ zu, färbe er sich schon seit 2005. Die zweite Nachricht ist: Schumacher kann trotzdem noch Formel-1-Auto fahren. Für den neuen Mercedes-Rennstall jagte er am Montag auf dem Circuit Ricardo Tormo vor den Toren der spanischen Hafenstadt Valencia erstmals seit seinem Rücktritt im Jahr 2006 wieder als offizieller Rennpilot einen Grand-Prix-Wagen um die Strecke.

Die dreitägigen Testfahrten in Valencia sollten außerdem endgültig das letzte Fragezeichen auslöschen, das Skeptiker noch immer hinter Schumachers Comeback gesetzt hatten. Denn der erste offizielle Formel-1-Termin des Jahres ist auch der erste wirkliche Härtetest für Schumachers Nacken, den er sich bei einem Motorradunfall vor einem Jahr verletzt hatte und der seinen ersten Comebackversuch im August des vergangenen Jahres für Ferrari hatte platzen lassen. Wie schon vor drei Wochen begleiteten ihn sein Sportarzt Johannes Peil und ein Physiotherapeut an die Strecke. Damals hatte sich der Deutsche in einem langsameren Wagen der Nachwuchsklasse GP2 an die Belastungen herangetastet.

Diesmal stand endlich der neue Mercedes für eine Probefahrt zur Verfügung. Nachdem bei der Präsentation des neuen Teams vergangene Woche noch ein überpinseltes altes Chassis auf die Bühne gerollt worden war, steckte diesmal der wirkliche Silberpfeil unter der Lackierung. Der erste werkseigene Formel-1-Bolide von Mercedes seit 55 Jahren hört auf die Dienstbezeichnung MGP W01, wobei das W damals wie heute für „Wagen“ steht. Der Wagen erinnerte mit seiner geschwungenen Nase ein wenig an den Red Bull, das schnellste Auto zum Ende der Vorsaison.

Das Vorbild selbst war beim Szenetreff der Formel 1 nicht zugegen. Neben Mercedes jagten auch Toro Rosso, McLaren-Mercedes, Ferrari, Renault, Williams und Sauber ihre Autos um den Kurs, am Red Bull dagegen wird noch geschraubt. Er soll dann bei den Tests in einer Woche in Jerez einsatzfähig sein. Obwohl dem jungen deutschen Piloten Sebastian Vettel trotz dieser Verzögerung gute Chancen auf den Titelgewinn nachgesagt werden, erregte die Abwesenheit des Vizeweltmeisters in Valencia keine größere Aufmerksamkeit.

Die Blicke und Objektive waren stattdessen wie gebannt auf die Garage gerichtet, deren Tore sich in Valencia als Letztes öffneten. Erst eine halbe Stunde nach Beginn des Trainings um kurz nach halb elf rollte der silberschwarzgrüne Mercedes zur Jungfernfahrt durch die Boxengasse auf die Strecke. Am Steuer saß Nico Rosberg – am Vormittag blieb der W01 Schumachers 17 Jahre jüngeren Teamkollegen vorbehalten. Doch auf wen die knapp 100 Fotografen und mehr als 2000 Schaulustigen wirklich warteten, ließ sich unter anderem an huldvollen Spruchbändern der Marke „Schumi, gib Gummi! Willkommen zurück“ erkennen. Um halb vier war es dann soweit.

Nico Rosberg konnte da schon seine ersten Eindrücke vom Auto preisgeben. Das Auto fühle sich gute an, sagte er nach seiner Fahrt. Das Interesse an seinem Teamkollegen sei dagegen „irre. 100 Kameras sind auf ihn gerichtet, eine auf mich. Daran muss ich mich erst gewöhnen.“ Immerhin kann Rosberg am Dienstag vermutlich in aller Ruhe testen. Michael Schumacher soll erst am Mittwoch wieder in den W01 steigen. Die Nachrichtenlage dürfte er heute trotzdem bestimmen.

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