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Formel 1: Max Verstappen: Außer Kontrolle

Mit seinen wilden Manövern macht sich Max Verstappen immer mehr Feinde in der Formel 1. Niki Lauda nennt ihn "arrogant", auch Vettel schimpft. Entscheidet der "Kamikaze"-Pilot die WM?

Lewis Hamilton mag den Großen Preis von Mexiko gewonnen haben. Sein Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg mag dank seines zweiten Platzes und noch immer 19 Punkten Vorsprung die Chance erhalten haben, in zwei Wochen in Brasilien mit einem Sieg Weltmeister zu werden. Doch all das ging beim Grand Prix von Mexiko beinahe unter. Denn im Mittelpunkt stand dank diverser spektakulärer Aktionen wieder einmal der Red-Bull-Pilot Max Verstappen.

Der respektlose 19-Jährige hat es innerhalb kürzester Zeit zu einer Attraktion in der Formel 1 geschafft. Und weil vielen seine polarisierende, schlagzeilenträchtige Art gefiel, ließ man ihn lange Zeit gewähren. Mehrfach ließen ihn die Rennkommissare ohne Strafen davonkommen, selbst wenn er wie in Spa Kimi Räikkönen bei Tempo 300 im Zickzackkurs vors Auto fuhr. Doch nun tut man sich schwer, den heißblütigen Holländer wieder einzufangen. Er hat nahezu das gesamte Formel-1- Establishment mit seiner aggressiven Art gegen sich aufgebracht - selbst die Anweisungen seines eigenen Rennstalls missachtet er mitunter. „Ihm ist das alles offensichtlich gewaltig zu Kopf gestiegen, er fährt seine Rennen mit einer unglaublichen Arroganz“, sagt Niki Lauda. „Wenn er nicht so aggressiv fahren würde, würde er sich wesentlich schneller entwickeln.“ Der Österreicher ärgerte sich als Aufsichtsratschef des Mercedes-Teams natürlich vor allem über die Aktion in der ersten Kurve, als Verstappen Nico Rosberg beinahe abgeräumt hatte: „Das hätte Nico die WM kosten können. Irgendwann muss das in seinen Kopf hineingehen, dass das nicht geht. So gewinnt man keine Rennen, geschweige denn einmal eine WM.“

Auch Sebastian Vettel ist nicht gerade ein Freund Verstappens. „So wünscht man sich keinen Rennausgang, dass man über die Linie fährt und einen Hals hat, dass einem der Kragen platzt“, sagte der viermalige Weltmeister. Verstappen war schließlich nicht unschuldig daran, dass der Ferrari-Pilot nach einem starken Rennen zunächst als Dritter aufs Podest durfte und später doch noch auf Platz fünf zurückgestuft wurde. Bei seinem Verteidigungsversuch gegen den Heppenheimer hatte Verstappen unerlaubt über die Wiese abgekürzt. Er gab seinen Platz aber sehr zu Vettels Ärger nicht zurück, wofür er nach der Zieldurchfahrt immerhin eine Fünf-Sekunden-Strafe erhielt und mit grimmiger Miene den Raum der drei Bestplatzierten wieder verlassen musste.

Mindestens indirekt war Verstappen aber auch an Vettels Strafe beteiligt, die der Deutsche sich wegen des Zweikampfs mit dem zweiten Red-Bull-Piloten Daniel Ricciardo einfing. Dabei kam erstmals die Regel zum Einsatz, die im Fahrerlager nur „Lex Verstappen“ genannt wird. Weil der Holländer mehrfach gegen den ungeschriebenen Pilotenkodex verstoßen hatte, wonach man anderen in einer Bremszone nicht in letzter Sekunde durch einen Spurwechsel direkt vors Auto fährt, ist jetzt ein Verlassen der einmal gewählten Linie während des Bremsens verboten. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet Red Bull, das Verstappens Fahrstil stets verteidigte, sich nun erfolgreich über Vettels grenzwertigen Spurwechsel beschwerte.

Auch Toto Wolff, sonst durchaus Fan von Verstappens „erfrischender Fahrweise“, fand diesmal die Grenze überschritten. „Man fährt nicht drei Rennen vor Schluss mit dem WM-Leader zusammen“, befand der Mercedes-Teamchef mit Blick auf das Manöver gegen Rosberg. Schon jetzt geht der bange Blick auf die enge Startkurve von Interlagos. Müssen beim Rennen in Brasilien in zwei Wochen sowohl Hamilton als auch Rosberg weniger auf ihr eigenes Duell achten als darauf, was der „Red-Bull-Kamikaze“, wie ihn Rosberg in Mexiko nannte, diesmal wieder abliefert? Weltmeister wird Max Verstappen dieses Jahr nicht mehr – aber er könnte zu einem entscheidenden Faktor im WM-Kampf werden.

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