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© dpa

Formel 1: Wer steigt ein und wer steigt aus?

Alonso zu Ferrari, Rosberg zu Mercedes? Selten war auf dem Formel-1-Transfermarkt so viel los wie dieses Jahr. Wirklich sicher für 2010 ist derzeit nur die Besetzung bei Red Bull.

„Silly Season“ wird die Zeit im Sommer genannt, in der traditionell die Verträge für die nächste Formel-1-Saison abgeschlossen werden. Selten hat diese Bezeichnung besser gepasst, denn die Transferzeit gestaltet sich in dieser Saison verrückter denn je. Dabei geht es vor dem Großen Preis von Belgien in Spa am Sonntag längst nicht nur um die Frage, welcher Pilot künftig für welches Team fährt. Entscheidend ist vor allem, welche Teams es überhaupt noch geben wird und welche Motoren dann in den Hecks ihrer Autos stecken.

Jede Woche gibt es in dieser Hinsicht neue Entwicklungen, die die Cockpitsuche unübersichtlicher machen – komplett verrückt eben. Dem Ausstieg von BMW folgte die Enthüllung von Toyota, dass das Budget für 2010 vom Vorstand noch nicht verabschiedet ist. Schlechte Nachrichten also für Timo Glock, der ansonsten im Gegensatz zu Jarno Trulli bei den Japanern bleiben soll. Außerdem ist nicht ausgeschlossen, dass sich auf dem Neueinsteiger-Feld noch etwas verschiebt. Beim Team USF1 gibt es Ungereimtheiten bezüglich der Finanzierung, und so könnte es sein, dass es noch einen Nachrücker gibt – etwa den früheren BAR-Eigentümer David Richards mit Prodrive oder die Spanier von Epsilon Euskadi.

Wirklich sicher für 2010 ist derzeit nur die Besetzung bei Red Bull mit Sebastian Vettel und Mark Webber; dafür ist dort die Motorenfrage noch offen. Nach den Problemen mit den unzuverlässigen Renault-Triebwerken hätte man zu gern Mercedes. Allerdings, so hört man hinter den Kulissen, stimme die persönliche Chemie zwischen dem Getränkepapst Dietrich Mateschitz und Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug nicht so richtig.

Auch die Fahrerpaarung bei Ferrari steht noch nicht fest. Sollte der zweifache Weltmeister Fernando Alonso diesmal wirklich von Renault zu den Italienern gehen, werden entweder Kimi Räikkönen oder der derzeit verletzte Felipe Massa ihren Platz räumen müssen. Derzeit deutet alles auf den bisweilen lustlos wirkenden Räikkönen hin, der sich schon einmal probehalber in einen Rallye-Wagen setzte. Der Finne könnte einfach intern verschoben werden, schließlich will Ferraris Mutterkonzern Fiat nächstes Jahr in die Rallye-WM einsteigen.

Auch noch nicht offiziell, aber deutlich erkennbar ist, dass Nico Rosberg auf dem Weg von Williams zu McLaren-Mercedes ist. Nach dem Wegfall der Alternative BMW hat der Deutsche wohl beschlossen, sich der Herausforderung bei den Silbernen zu stellen und gemeinsam mit dem Weltmeister Lewis Hamilton die wohl interessanteste Fahrerpaarung im Feld zu bilden. „Dass ich einen guten Vertrag für nächstes Jahr kriege, ist das wichtigste Ziel für den Rest dieser Saison“, erklärte Rosberg in Valencia. Das werde sich in den nächsten Wochen entscheiden. „Es ist auch sehr wichtig für mich, welcher Motor nächstes Jahr in meinem Auto ist.“ Eine leise Andeutung dahingehend, dass Williams nach dem Ende der Partnerschaft mit Toyota derzeit antriebslos dasteht. Ohne die Japaner wackelt auch der Sitz von Kazuki Nakajima, so dass am Ende zwei Cockpits bei Williams frei werden könnten. Kandidaten dafür sind der bisherige Testfahrer Nico Hülkenberg und die beiden BMW-Sauber-Piloten Robert Kubica und Nick Heidfeld.

Bei BMW-Sauber wird zwar hinter den Kulissen sehr intensiv vor allem vom früheren Eigner Peter Sauber an einer Lösung für den Weiterbestand des Rennstalls gearbeitet. Aber für Fahrer auf Cockpitsuche ist die vage Aussicht auf potenzielle Investoren bisher wenig attraktiv. Kubica interessierte sich deshalb erst einmal stark für Toyota und umgekehrt, doch die Unsicherheit, ob es dort überhaupt weitergeht, dürfte ihn nachdenklich gemacht haben. Naheliegend wäre Renault, doch da gefällt ihm bis jetzt nicht, dass Flavio Briatore ihn auf drei Jahre binden möchte. Auch Heikki Kovalainen wäre bei den Franzosen ein Kandidat für den vermutlich frei werdenden Platz Alonsos.

Heidfeld verhandelt neben Williams auch mit Brawn. Allerdings hat Teamchef Ross Brawn nach Rubens Barrichellos Sieg in Valencia verkündet, er sehe keinen Grund, an seiner Fahrerbesetzung etwas zu ändern. Ob es das letzte Wort ist oder doch nur teaminterne Beruhigungspolitik im WM-Endkampf? Auch Adrian Sutil hat jedenfalls bei Brawn und Williams angeklopft. Sollte da nichts gehen, würde er wohl doch noch ein Jahr beim derzeit im Aufwind befindlichen Force-India-Team bleiben. Sehr wahrscheinlich aber mit neuem Teamkollegen, denn Giancarlo Fisichella wird wohl Testfahrer bei Ferrari.

Als Ersatz bei Force India ist Bruno Senna im Gespräch, der aber auch beim Neuling Campos auf der Liste steht. Der Brasilianer, 2009 nur ganz knapp an einem Platz bei Brawn vorbeigerutscht, könnte auch ein Thema für ein gerettetes Sauber-Team sein, schließlich verfügt der Neffe der Formel-1-Legende Ayrton Senna über gutes Marketingpotenzial und gutes Sponsorengeld. Allerdings nicht über so viel wie Witali Petrow – nicht umsonst taucht der Name des Russen, der in diesem Jahr in der GP2 keine so schlechte Figur macht, immer wieder auf: Seine 15 Millionen Dollar aus Russland sind in heutigen Zeiten ein starkes Argument.

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