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Hamilton

© dpa

Formel 1: Zeit für Plan B

Lewis Hamilton steht nach Fehlern unter Druck. Er kann in Schanghai den Titel holen - oder seine WM-Führung verlieren.

So richtig wusste Lewis Hamilton nicht, wie er sich geben sollte: selbstbewusst oder zurückhaltend? Was dabei herauskam, war eine eigenartige Mischung. Der Führende der Formel-1-WM versuchte bei seinem ersten öffentlichen Auftritt vor dem Großen Preis von China in Schanghai zwar bewusst cool aufzutreten. Aber irgendwie schienen dem 23-Jährigen seine jüngsten Fehler doch noch nachzuhängen. So ergab er sich ein ungewohnter Mix aus Zurückhaltung und ein bisschen Trotz, dessen Quintessenz Hamilton so zusammenfasste: „Ich werde meine Einstellung und meine Herangehensweise nicht ändern.“

Dabei wäre das durchaus bedenkenswert. Zwar hat Hamilton noch fünf Punkte Vorsprung vor seinem Konkurrenten Felipe Massa im Ferrari und zwölf auf BMW-Pilot Robert Kubica und könnte am Sonntag im vorletzten Saisonrennen sogar schon den Titel holen. Doch nach seinem Fehler beim vergangenen Grand Prix in Fuji, als er sich mit einem Gewaltakt in der ersten Kurve sein Rennen selbst kaputtmachte, läuft der Engländer wie schon 2007 Gefahr, kurz vor Schluss doch noch abgefangen zu werden.

Sicher sei das in Fuji „Plan A gewesen, wo vielleicht schon Plan B angesagt gewesen wäre“, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. „Es ist doch logisch, dass er selbst mit dem, was da in Japan passiert ist, nicht glücklich ist“, aber solche Entscheidungen müssten die Fahrer eben in Bruchteilen von Sekunden treffen. Haug sieht aber keine Notwendigkeit, von außen Einfluss zu nehmen: „Wir müssen Lewis nicht einbremsen. Felipe Massa hat viel mehr Fehler gemacht – und man sollte ja nicht vergessen, dass es ja auch noch andere Gründe gibt, warum unsere Führung eher knapp ist.“ Eine Anspielung auf die umstrittene Strafe für Hamilton in Spa und auch den Punkt, den Massa in Fuji durch die ebenfalls diskussionswürdige Strafe von Sebastien Bourdais bekam.

Dennoch muss sich Hamilton auf der Strecke auf ziemlichen Gegenwind gefasst machen. Mit seinem kompromisslosen Fahrstil hat er sich unter Kollegen wenig Freunde gemacht. Toyota-Pilot Jarno Trulli will ihn bei der Fahrerbesprechung in Schanghai zur Rede stellen, weil Hamilton in Japan zwei Runden lang beim Überrunden nicht Platz machte. Trullis Teamgefährte Timo Glock ist immer noch ein bisschen angefressen, weil es für die Aktion von Monza, als Hamilton ihn in die Wiese drängte, nie irgendeine Entschuldigung gab. Weltmeister Kimi Räikkönen hat den Spruch über Spa, „Kimi hat nicht die Eier, mit Vollgas die Gerade zu Ende zu fahren“, auch noch nicht vergessen. „Dass der Klassenprimus nie viele Freunde hat, ist klar“, kommentiert Haug. „Das interessiert ihn überhaupt nicht, was die anderen da reden.“

Vielleicht aber, was sie im WM-Endkampf tun. Auf die Unterstützung von Fernando Alonso jedenfalls kann der Brite kaum zählen, nachdem sich die beiden im vergangenen Jahr bei McLaren in die Haare gerieten. Der jetzige Renault-Pilot kündigte an: „Ich wäre happy, Massa beim Titelgewinn helfen zu können.“

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