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Formel 1 GP Singapur - Nick Heidfeld

© dpa

Formel 1: Zurück in die Garage

Die Hersteller wenden sich von der Formel 1 ab und überlassen den Privatteams das Feld. BMW zieht sich zurück, wahrscheinlich auch Toyota, vielleicht Renault.

Ein neues, altes Zeitalter bricht an in der Formel 1. Die längst vergessen geglaubte Ära der Garagenteams lugt um die Ecke, denn es ist gar nicht so unwahrscheinlich, dass in der kommenden Saison mit Ausnahme von Ferrari und Mercedes kein großer Automobilhersteller mehr am Start ist. Nach dem Rückzug von BMW wird ein Ausstieg von Toyota immer wahrscheinlicher – und auch bei Renault spricht nicht erst seit dem Unfallskandal und dem sofortigen Ausstieg des Hauptsponsors einiges dafür, dass der Rennstall von einem privaten Besitzer übernommen wird. Er würde sich dann in bester Gesellschaft befinden, denn nach der langjährigen Hegemonie der Konzerne übernehmen die Privatteams wieder das Ruder im Grand-Prix-Sport.

Den BMW-Sauber-Rennstall übernimmt eine Investorengruppe names Qadbak, die auf ihre Anonymität pocht. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass das Team nächstes Jahr im Grid steht“, sagt BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen vor dem Großen Preis von Singapur am Sonntag (14 Uhr/RTL und Sky).

Laut Theissen sind die ganzen Spekulationen, die aufgrund der Geheimniskrämerei um Qadbak mit seinen offenbar vorwiegend arabischen Beteiligten mit Beziehungen bis zur Königsfamilie in Katar über die Rechtschaffenheit der Investoren im Fahrerlager entstanden, völlig unnötig und ohne jede Basis: „Es gibt keinerlei Zweifel über die Seriosität der neuen Besitzer.“ Die hat BMW auch durch Banken prüfen lassen.

Bis Saisonende sollen auch personelle und strukturelle Fragen geklärt werden. Klar ist bis jetzt: Der Motor wird künftig von Ferrari kommen, die Schlüsselfigur im Team, der Technische Direktor Willy Rampf, will auf jeden Fall bleiben. Ungeklärt ist aber, ob auch künftig Nick Heidfeld und Robert Kubica in den Autos sitzen werden. Alle Entscheidungen für die Zukunft werden von den neuen Eigentümern mit Theissen abgestimmt. Inzwischen ist auch von verschiedensten Quellen, darunter auch BMW-internen, zu hören, dass sich Theissen gut vorstellen könnte, bei dem neuen Team weiter als Teamchef zu agieren. Er selbst sagt nur, seine eigene Zukunft sei noch völlig offen. Das gilt auch für Renault. Viele glauben, dass der Konzern nach der Crashgate-Affäre aussteigen wird. Spekulationen, dass David Richards den Rennstall als Privatteam weiterführen könnte, erhielten auch dadurch neue Nahrung, dass der ehemalige BAR-Teamchef zuletzt auf der IAA zusammen mit Renault-Vorstandschef Carlos Ghosn gesehen wurde

Fragezeichen stehen auch hinter den Neueinsteigerteams in der kommenden Saison. USF1 wird wohl trotz der ewigen Beteuerungen von Teamchef Peter Windsor eine Luftblase bleiben – in der Fabrik in den USA soll außer ein paar Schreibtischen und Computern noch nichts vorhanden sein. Am solidesten erscheint noch Campos, wo man mit dem Chassishersteller Dallara zusammenarbeitet, allerdings höchstens das halbe Budget der größeren Teams zur Verfügung hat. Manor dürfte dank potentem Sponsor und guter Verbindungen zum Automobil-Weltverband Fia wohl 2010 irgendwie am Start stehen, dort gibt es allerdings massive Zweifel an der technischen Kompetenz der Führung. Und was aus dem neuen Lotus-Team werden soll, das von der Fia offiziell den 13. Startplatz und damit zunächst den Vorzug vor Sauber bekam, ist ein ganz großes Rätsel. Denn dort sind zwar ein paar Chefs vorhanden, einschließlich des Formel-1-erfahrenen Mike Gascoyne, und auch gar nicht so wenig Geld – aber noch überhaupt keine Mannschaft. An den Beginn des Baus eines Autos ist noch nicht zu denken. Per Anzeige in englischen Fachmagazinen suchte Gascoyne zuletzt über 200 Mitarbeiter. Normalerweise dauert die Entwicklung eines neuen Autos weit über ein Jahr. Der Saisonstart in Bahrain ist in einem halben Jahr.

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