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Sport: Frau Schmidt aus China Huaiwen Xu startet im Badminton-Einzel

Am 13. August beginnen die Olympischen Spiele in Athen.

Am 13. August beginnen die Olympischen Spiele in Athen. Bis dahin stellt der Tagesspiegel deutsche Sportler vor, die besondere Aufmerksamkeit verdienen. Heute: Huaiwen Xu.

Es gibt bessere Bilder von ihr. Bilder, auf denen sie lacht, weil sie gerade mit einem perfekt platzierten Smash den Punkt gemacht hat. Aber die Veranstalter dieses internationalen Badminton-Turniers in Saarbrücken haben für ihr Werbeplakat ein anderes Motiv ausgewählt: Darauf ist eine junge Frau zu sehen, die gerade mit großer Mühe den Ball erläuft und ihn mit letzter Kraft übers Netz lupft. Wochenlang ist das Bild auf jeder zweiten Plakatwand im Saarland zu sehen, und später, als sie das Endspiel gewinnt, sagen alle, das sei das Gesicht des Turniers gewesen. Das Gesicht von Huaiwen Xu, der Deutschen. Einen Monat zuvor, als die Plakate gedruckt wurden, gehörte das Gesicht noch einer Chinesin.

Xu ist in China geboren und aufgewachsen, doch sie erfüllte alle Kriterien für die Einbürgerung: Seit mehr als drei Jahren lebt sie hier, beherrscht die Sprache, und durch ihre Einbürgerung findet sich auch wieder eine deutsche Spielerin unter den besten 15 der Weltrangliste. Ihre Trainingspartner nannten sie zum Spaß „Frau Schmidt“ und Bundestrainer Asger Madsen spricht von „einer großen Verstärkung für die deutsche Mannschaft“. Doch bei den nationalen Meisterschaften in Bielfeld gab es erste Misstöne: Nationalspielerinnen fürchteten um ihren Startplatz bei großen Turnieren.

Xu hatte China verlassen, weil ihre Trainer fanden, sie sei mit 1,60 Metern zu klein für große Erfolge. „Auf internationalen Turnieren spielten immer nur große Chinesinnen mit langen Armen“, sagt Xu. Sie versuchte es trotzdem, aber für die Nationalmannschaft wurde sie nicht mehr berücksichtigt. Deshalb bewarb sie sich per E-Mail bei deutschen Bundesliga-Vereinen – und hatte Erfolg. Sie wohnt am Olympiastützpunkt in Saarbrücken, spielt in der Bundesliga und sagt: „Ich vermisse nichts. Nur meine Eltern und das Essen.“

Xu hat sich an ihr Leben als Deutsche gewöhnt, sie findet es „immer mehr normal“, mit dem Bundesadler auf der Brust aufzulaufen, statt mit den fünf gelben Sternen auf rotem Untergrund. Bei den Korean Open spielte sie gegen die Chinesin Mi Zhou, Nummer Drei der Weltrangliste. Xu erzählt, Zhou sei vom Verband gefördert worden, obwohl sie lange Zeit nicht so gut war wie sie selbst. Diesmal gewann die Deutsche: „Es war ein sehr, sehr schöner Sieg“, sagt Xu leise.

Am 5. August fliegt die 28-Jährige zusammen mit fünf weiteren Badminton-Nationalspielern nach Athen. Sie startet als beste deutsche Einzel-Spielerin, und wenn sie ein bisschen Glück mit der Auslosung hat, kann sie vielleicht sogar ins Halbfinale kommen. Sollte sie am 21. August wirklich bei der Siegehrung auf dem Podest stehen, wird Huaiwen Xu, die Deutsche, auf den Bildern sehr glücklich aussehen.

Stéphanie Souron

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