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Sport: Frauen-Fußball: So was Doofes

Wie ein Häufchen Elend hockte Tina Wunderlich an der Außenlinie und weinte hemmungslos. Sie war fassungslos und hatte allen Grund dazu.

Wie ein Häufchen Elend hockte Tina Wunderlich an der Außenlinie und weinte hemmungslos. Sie war fassungslos und hatte allen Grund dazu. Vermutlich wäre die Frankfurterin am liebsten im Erdboden versunken. Zehn Minuten zuvor hatte die 22-Jährige der deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Frauen beim 0:1 (0:0) gegen Norwegen mit einem überaus kuriosen Eigentor in der 80. Minute den Weg ins olympische Finale verbaut. "So was Doofes ist mir noch nie passiert", murmelte sie.

Statt am Donnerstag gegen Weltmeister USA um die Goldmedaille zu spielen, muss die Elf von Trainerin Tina Theune-Meyer drei Stunden vorher gegen Brasilien um Bronze antreten. Die Südamerikanerinnen verloren in Canberra mit 0:1 (0:0) gegen die USA. "Das ist schon richtig dumm. Da hatten wir in diesem Jahr die große Chance, ganz vorne zu landen. Die haben wir durch diese unglückliche Niederlage verspielt", sagte Spielführerin Doris Fitschen.

Nur vier Tage bleiben zur Frust-Bewältigung, um die Konzentration wieder auf das immer noch zu erreichende Ziel Medaille zu richten. "Jetzt heißt es: Kopf hoch und weitermachen", sagte Pechvogel Wunderlich und machte sich für das Duell mit Brasilien selbst Mut. Noch lange Zeit konnte sich die Verteidigerin nicht beruhigen. Da half auch nicht der Trost der Kolleginnen.

"In den letzten zehn Minuten habe ich nur gehofft, dass wir noch ein Tor schießen", sagte die Abwehrspielerin. Wunderlich war durch den Ausfall der wegen zweier Gelber Karten gesperrten Renate Lingor in die Elf gerutscht und lenkte eine Flanke von Hege Riise aus 16 m über Torhüterin Silke Rottenberg hinweg per Kopf ins eigene Netz. "Jetzt werde ich mich erst einmal zurückziehen, um das Ganze zu verdauen", sagte sie. Tina Theune-Meyer suchte die Schuld für die Niederlage nicht bei Wunderlich, wenn sie auch kritisierte: "Man darf den Ball nicht in Richtung eigenes Tor köpfen." Die Ursache lag in der mangelnden Chancenauswertung, schon in der Vorrunde das große Manko des viermaligen Europameisters. Denn die deutsche Elf war 90 Minuten lang vor 16 710 Zuschauern im "Football Stadium" von Sydney die klar bessere Mannschaft.

Bis zu der fraglichen Situation hatte Norwegen, der Weltmeister von 1995, keine echte Torgelegenheit. Und eigentlich war ja auch die Szene, die zum entscheidenden Treffer führte, keine solche. "Wir haben uns mehrere Chancen herausgearbeitet, die zu Toren hätten führen müssen", meinte Theune-Meyer. Vor allem die Duisburgerin Inka Grings überbot sich im Auslassen bester Möglichkeiten. Drei Minuten vor dem Wechsel traf die 22-Jährige nach einem Fehler von Kristin Bekkevold das leere Gehäuse nicht. In der 65. Minute zielte sie nach einem Pass von Ariane Hingst vorbei. Kurz vor Ende der Partie blieb ein Schuss von Bettina Wiegmann aus aussichtsreicher Position ohne zählbares Resultat.

Der norwegische Trainer Per-Mathias Hagmo gestand die Überlegenheit der deutschen Frauen neidlos ein, was ihm angesichts des Sieges aber leicht gefallen sein dürfte. "Wir hatten heute richtiges Glück", sagte der Coach. "Aber wir haben es uns im Laufe des Jahres verdient." Die Skandinavierinnen beließen es bei hohen Bällen in den Sturm, die souverän von der besten Deutschen, Steffi Jones, und ihrer Nachbarin Doris Fitschen abgefangen wurden. Bis auf einmal. Fitschen ärgerte sich: "Wenn die wenigstens besser gewesen wären!" Immerhin besteht noch die Hoffnung, die Bronzemedaille zu holen. In der Vorrunde wurde Brasilien 2:1 bezwungen.

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