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Angelique Kerber kämpfte, am Ende fehlte er aber die nötige Spritzigkeit.

© Reuters

Update

French Open: Angelique Kerber verpasst Halbfinale in Paris

Mit Angelique Kerber scheitert die letzte verbliebene Deutsche in der Einzelkonkurrenz der French Open. Gegen Simona Halep fehlt ihr am Ende auch ein bisschen die körperliche Frische.

Manchmal steht sich Angelique Kerber selbst im Weg. Das weiß sie auch, aber die 30 Jahre alte Norddeutsche kann einfach nicht aus ihrer Haut. Bei ihr spielt sich vieles nur im Kopf ab, und so sieht sie mitunter Probleme, wo gar keine sind. Für Kerber ist das Glas eben immer eher halb leer als halb voll. Und wenn es dann auf dem Tennisplatz nicht läuft, fällt es ihr dadurch umso schwerer, sich aus der negativen Gedankenspirale zu befreien. Wie in der vergangenen Saison, da war Kerber im freien Fall. Sie brauchte einen neuen Trainer, eine neue Stimme in ihrem Ohr, und mit Wim Fissette gelang ihr dieser Neustart auch.

Doch mit Beginn der Sandplatzsaison war Kerbers Kopfproblem wieder da. Seit Jahren redet sie sich ein, der Belag würde ihr überhaupt nicht liegen. "Ich habe mich nicht wirklich gefreut, dass wir jetzt wieder auf Sand spielen", gestand sie ein, "meine Einstellung war sehr negativ." Als Konsequenz blieben ihre Ergebnisse im Frühjahr wieder durchwachsen - bis zu den French Open. Kerber ist endlich klar geworden, dass sie ihre Einstellung zur roten Asche dringend ändern muss. Und schrittweise gelang es ihr, sich bei den French Open von ihren Hirngespinsten zu befreien. "Ich habe mich nie wirklich wohl gefühlt auf Sand", sagte sie, "ich wusste einfach nicht, wie ich mich darauf bewegen soll. Aber jetzt denke ich nicht mehr zu negativ über Sand." Auch nicht, nachdem sie am Mittwochnachmittag mit 7:6, 3:6 und 6:2 gegen Simona Halep verlor.

Im dritten Satz ließ sich Kerber wegen einer Blase am Fuß behandeln

"Es ist für mich ein guter Schritt nach vorne, dass ich es für meine Verhältnisse bis ins Viertelfinale geschafft habe", sagte Kerber, "ich habe vom Kopf her den Sand jetzt akzeptiert." In Paris hatte sie ihr bestes Ergebnis von 2012 egalisiert und endlich verinnerlicht, dass ihr starkes Konterspiel, ihre zähe, kämpferische Spielweise, sehr wohl mit der roten Asche harmonieren. Das Problem am Mittwoch war bloß, dass ihre Gegnerin diese Spielweise noch einen Tick exzessiver auslebt. Halep ist eine der unerbittlichsten Kämpferinnen der Tour, die sie momentan als Nummer eins anführt. Zweimal war die 26 Jahre alte Rumänin knapp im Finale der French Open gescheitert und so wirkt sie in diesem Jahr wie getrieben, es dieses Mal besser zu machen. Bei den Australian Open im Januar hatten sich Kerber und Halep ein episches Halbfinalmatch geliefert, und es sollte in Paris wieder ein furioser Schlagabtausch zwischen ihnen werden.

Jeder Ballwechsel war ungemein intensiv, jeder einzelne Schlag wie eine Attacke. Beide jagten sich hin und her an der Grundlinie, sie spulten Kilometer um Kilometer auf dem Court Suzanne Lenglen ab. Halep legte einen 0:4-Fehlstart im ersten Satz hin, doch es schien, als habe die drahtige, 1,68 Meter kleine Rumänin diesen Adrenalinstoß gebraucht, um richtig in Fahrt zu kommen. Sie verbiss sich in die Aufholjagd und trotz ihrer hohen Fehlerquote schaffte sie erst das Rebreak zum 2:4 und nahm Kerber dann den Aufschlag ab, als diese beim Stand von 5:4 den Satz ausservieren wollte. Doch Halep gab ihr Service danach selbst wieder ab, es ging in diesem turbulenten Satz in den Tiebreak. Auch hier unterliefen Halep zu viele leichte Fehler und Kerber gewann ihn mit 7:2.

Aber Halep hatte sich inzwischen auf Betriebstemperatur gepeitscht und holte sich zu Beginn des zweiten Satzes gleich das entscheidende Break. Sie machte nur noch wenige Fehler, dafür Kerber nun umso mehr. "Sie war am Ende aggressiver und ich immer einen Schritt zu spät dran", sagte Kerber. Dass sie am linken Fuß eine schmerzende Blase hatte, die sie im dritten Satz behandeln ließ, machte es nicht leichter für sie die anstrengenden Ballwechsel mitzugehen. Halep hatte einen Tick mehr Biss, stärkeren Willen und untermauerte ihre Titelambitionen. Dennoch, es wurde ein für Kerber ein versöhnliches Ende in Paris - zwischen ihr und dem Sand.

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