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French Open - Robin Söderling

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French Open: Der Anti-Schwede

Robin Söderling ist einer der unbeliebtesten Spieler auf der Tennis-Tour. Sein Sieg über Rafael Nadal bei den French Open könnte dieses Image verändern.

Es ist ein Bild, das bei ihm einfach nicht passen will. Das Bild der Schweden, das Tennislegenden wie Björn Borg und Stefan Edberg während der 70er bis 90er Jahre geprägt haben. Denn Robin Söderling hat so gar nichts vom netten Sportsmann, der stets fair und mit ästhetischer Anmut auf dem Feld agiert. Etwaige Popstar-Qualitäten eines Borg muss man ihm ohnehin absprechen. Vielmehr wirkt Söderling wie der Prototyp des Anti- Schweden. Doch mit seinem Sensationstriumph über Rafael Nadal im Achtelfinale der French Open könnte sich das Bild wandeln, und zumindest seine schwedischen Landsleute hoffen auf einen Imagewechsel des bisher ungeliebten Söderling. Und das nicht nur, weil er nach seinem Halbfinaleinzug in Paris der finalen Sensation immer näher kommt.

Eigenwillig, direkt und streitlustig gibt sich der 24-Jährige, ein Sonderling, der unter den Spielern keine Freunde hat und ihre Freundschaft auch nicht sucht. Für einen Netzroller während des Spiels würde er sich niemals – so wie es eigentlich üblich ist – beim Gegner entschuldigen. Er sieht nicht ein, warum, es sei schließlich Teil des Spiels, sagt er. Vor vier Jahren weigerte sich Roger Federer in der ersten Runde beim Turnier in Halle sogar, weiterzuspielen, weil er das unsportliche Verhalten Söderlings nicht tolerieren wollte. „Es interessiert mich nicht, ob die Leute mich mögen“, sagt Söderling. Dass er im selben Jahr eine Davis-Cup-Partie der Schweden in Indien verletzungsbedingt absagte, sorgte allerdings für einen Eklat, mit dem er seine Landsleute nachhaltig gegen sich aufbrachte.

Denn trotz seiner Verletzung meldete Söderling für die Woche nach dem Davis-Cup beim Turnier in Bangkok. Es gelangte an die Öffentlichkeit, dass seine schwedischen Teamkollegen ihm daraufhin hämische SMS schickten. Niemand wollte ihm die Verletzung mehr abnehmen, man warf Söderling vor, er würde sein Land im Stich lassen. „Es war viel Lärm um nichts. Das ist vergessen“, sagt Söderling heute. Zumindest seit seinem Sieg über Nadal wird er in der Heimat gefeiert. Inzwischen ist er als Nummer 25 der einzige schwedische Spieler in den Top 100, sogar unter den besten 200, rechnet man Thomas Johansson heraus, der kurz vor dem Karriereende steht. Dessen schwerer Verletzung hat es Söderling zu verdanken, dass Magnus Norman vor zwei Jahren auch sein Training mitübernahm. „Magnus hat mir sehr geholfen. Er versteht mich einfach, weil er selbst Spieler war“, sagt Robin Söderling.

Vor allem weiß Norman, wie es ist, im Finale von Roland Garros zu stehen. Der ehemalige Weltranglistenzweite unterlag dort vor neun Jahren dem Brasilianer Gustavo Kuerten und war bis heute der letzte Schwede, der es in Paris so weit brachte. Sein Schützling könnte Norman am Sonntag nacheifern, ist er ihm doch in manchen Dingen ohnehin verblüffend ähnlich. „Robin erinnert mich an meine Anfänge“, sagt Norman, „da war ich auch ungestüm und brauchte lange, um meinen Kopf auf die Reihe zu bringen.“ Doch Norman schaffte den Wandel von einem Spieler, der durch Nichtigkeiten oft in Rage geriet, bis zum gereiften Sportsmann. Dass sich Söderlings mentale Stärke so enorm verbessert hat, macht Norman ein wenig stolz: „Das ist der Schlüssel seines Erfolgs hier.“

Mit vollem Risiko und extremer Länge in seinen geraden Schlägen spielte Söderling gegen Nadal und brach auch mit dem Sieg vor Augen nicht ein. Dass ihm Gleiches im Viertelfinale gegen den Russen Nikolai Dawidenko erneut gelang, beeindruckte umso mehr und vergrößert seine Chance gegen den Chilenen Fernando Gonzalez am Freitag. Denn mit dem klassischen Sandplatzspiel kommt Söderling am besten zurecht. „Jetzt kann ich endlich mein Potenzial zeigen“, sagt er.

Niemand hatte etwas von ihm erwartet, schon gar nicht auf Sand. Über die dritte Runde war Söderling noch bei keinem Grand-Slam-Turnier hinausgekommen, und so reiste die Mehrzahl der schwedischen Journalisten auch erst nach dem Nadal-Match in Paris an. Nun wittern sie die ganz große Sensation. Beim World Team Cup in Düsseldorf ließ Söderling erstmals mit herausragenden Leistungen aufhorchen: „Da habe ich gemerkt, wie gut ich auf Sand spielen kann. Das war der Startschuss für mehr.“

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