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Endlich am Ziel: Serena Williams gewinnt nach elf Jahren zum zweiten Mal in Paris.

© AFP

Update

French Open der Frauen: Serena Williams schlägt Maria Scharapowa im Finale

Nach elf Jahren wieder ganz oben: Seit dem ersten French-Open-Erfolg 2002 lief Serena Williams einem zweiten Titelgewinn in Paris hinterher. Mit dem Finalsieg gegen Maria Scharapowa beendete sie ihre Durststrecke.

Es ist nicht so, dass Maria Scharapowa keine Geräusche von sich geben würde, wenn sie Tennis spielt. Das Gestöhne der Russin wird vielmehr inzwischen mit Dezibel-Höhen verglichen, wie sie Anwohner von Flughäfen als Lärmbelästigung ertragen müssen. Doch an diesem Nachmittag auf dem Court Philippe Chatrier waren es mehr als ihre üblichen Laute, die den 15.000 Zuschauern in den Ohren hallten. Scharapowa schrie nach jedem einzelnen Punktgewinn ein so erschütterndes „Come on!“ heraus, dass sich ihre Stimme überschlug. Mit finsterer Miene reckte sie dabei die Faust in Richtung Serena Williams. Bissig wollte sie der Amerikanerin demonstrieren, dass sie sich mit allem, was sie hatte, wehren würde. Dass sie sich gegen ihre 13. Niederlage in Folge gegen Williams stemmen und ihren Titel bei den French Open nicht kampflos hergeben würde. Mehr konnte man es nicht wollen, als es Maria Scharapowa tat. Dennoch gewann Serena Williams das Finale von Roland Garros mit 6:4 und 6:4 und damit ihre 16. Grand-Slam-Trophäe.

Das Ass schlug unerreichbar neben Scharapowa ein und Williams sank mit einem spitzen Schrei auf die Knie. „Ich war so nervös vor dem Match, es ist unglaublich, dass ich gewonnen habe“, sagte sie auf Französisch. Schon vor zehn Jahren hatte sie bis dato zum einzigen Mal in Paris gewonnen, damals war ihre Mähne noch zu dünnen Rastalocken geknüpft und platinblond gefärbt. Nun war Williams in der Geschichte der French Open mit ihren 31 Jahren und 247 Tagen die älteste Siegerin geworden und schien doch besser zu spielen, als je zuvor.

Seit sie vor einem Jahr in Paris in der ersten Runde sensationell ausschied, hat die Jüngere der beiden Williams-Schwestern nur noch drei Matches auf der Tour verloren und ging mit einer Serie von 30 Siegen in Folge in ihr 20. Grand-Slam-Endspiel. Ihre Halbfinalgegnerin Sara Errani hatte Williams in 46 Minuten und mit 40 direkten Punkten abgefertigt, nichts und niemand schien die Nummer eins der Welt auf der sonst eher ungeliebten roten Asche stoppen zu können.

Auch Scharapowa gelang es nicht. Als Weltranglistenzweite hebt auch sie sich vom restlichen Feld in ihrem Spielniveau deutlich ab. Doch auch wenn beide gerne die Punkte von der Grundlinie diktieren, extrem gut auf dem rutschigen Belag verteidigen und über einen bedingungslosen Siegeswillen verfügen, spielt Williams doch in ihrer ganz eigenen Liga. Vor neun Jahren konnte Scharapowa sie zuletzt besiegen, eine ernüchternde Bilanz. Allein in dieser Saison hatte die Russin schon vier Mal das Nachsehen gehabt, am dichtesten war Scharapowa noch im März auf dem Hartplatz von Miami daran, den Fluch zu brechen: Sie führte mit 6:4 und 3:2, bis sich Williams mit zehn Spielen in Folge noch den Sieg holte.

„Es fängt ja wieder bei null an“, hatte sich Scharapowa vor dem Finale Mut gemacht, „und man muss bis zum letzten Punkt daran glauben.“ Sie glaubte daran, probierte es dieses Mal mit besonders aggressivem Spiel und viel Risiko in beiden Aufschlägen. Zunächst sollte ihre Taktik aufgehen, als sie im ersten Satz mit 2:0 in Führung ging.

Aber Williams konterte sofort, dennoch wurde jedes einzelne Spiel so umkämpft wie lange nicht zwischen ihnen. Beide prügelten mit enormer Wucht auf die Bälle, die nicht selten bis zu 20 Mal das Netz passierten, und variierten mit Netzangriffen. Selten hatte man ein Damenfinale auf derart hohem Niveau in Roland Garros gesehen.

Der böige Wind, der ins Stadion blies und die Rückkehr des schlechten Wetters ankündigte, machte beiden Akteurinnen das Leben schwer. Doch Williams fegte selbst immer wieder mit ihrer gewaltigen Vorhand wie ein Orkan über den Platz. Bei jedem Aufschlagspiel geriet Scharapowa mehr unter Druck, und am Ende reichte Williams im zweiten Satz ein Break, um auch dem letzten Ungläubigen zu beweisen, wer dieses Spiel am besten spielt.

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