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French Open - Finale - Roger Federer

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French Open: Roger Federer: Der wichtigste Sieg von allen

Roger Federer triumphiert erstmals bei den French Open und hat nun alle Grand-Slam-Turniere gewonnen.

Die Anspannung entwich mit einem Schrei, bevor Roger Federer auf der Asche des Court Philippe Chatrier auf die Knie sank. Er hatte es geschafft, das wurde ihm nun bewusst, wie er für einen Moment so da lag, die Hände vor dem Gesicht. Der einzige Titel, der ihm noch fehlte, und den sich der Schweizer so sehnlichst gewünscht hatte, war nun endlich seiner. Federer hat die French Open gewonnen. Es war sein 14. Grand- Slam-Titel. So viele hat außer ihm nur Pete Sampras gewonnen. Doch noch wichtiger war dem Schweizer ein anderer Eintrag in die Geschichtsbücher. Federer ist erst der sechste Spieler, der jedes der vier wichtigsten Tennisturniere mindestens einmal gewinnen konnte. 6:1, 7:6 und 6:4 bezwang er gestern den Schweden Robin Söderling. Federer rappelte sich auf, jubelte seiner schwangeren Frau Mirka und seinem Anhang auf der Tribüne zu. „Das ist vielleicht mein tollster Sieg“, sagte Federer, der bei der Siegeshymne in Tränen ausbrach.

Dass er die Coupe des Mousquetaires aus den Händen von Andre Agassi erhielt, bedeutete Federer umso mehr. Vor genau zehn Jahren hatte der US-Amerikaner als bis dato letzter Spieler den letzten fehlenden Grand-Slam-Titel mit seinem Triumph in Paris gewonnen. „Ich weiß jetzt, wie du dich gefühlt hast“, sagte Federer nach der Siegerehrung. Auch Agassi war bei seinem Triumph in Paris zum elften Mal bei den French Open angetreten, mit einer fast identischen Bilanz wie Federer heute. Und beide galten nicht als absolute Favoriten auf den Titel, besonders Agassi hatte mit 29 Jahren seinen Zenit eigentlich schon überschritten. Dass es trotzdem noch gelang, so wie auch Federer schon jahrelang darum gerungen und gekämpft hatte, machte den Sieg umso wertvoller. „Es war der ergreifendste Moment meiner Karriere“, sagte Agassi. „Roger wird es genauso ergehen.“

Schon als Federer den Court zum Match betrat, hatten sich die 15 000 Zuschauer für ihn von den Plätzen erhoben und stürmisch applaudiert. Die uneingeschränkte Sympathie trieb Federer dann auch zu einem makellosen Auftakt der Partie, bei dem er Söderling nach Belieben dominierte. Dem Schweden war die Rolle des Statisten zugedacht, der wacker mitspielen, aber eben nicht gewinnen durfte. Und Söderling erfüllte sie, wenn auch nicht ganz freiwillig, denn die Nervosität im ersten Grand-Slam-Finale seiner Karriere hinderte den 24-Jährigen doch daran, so frech und unbedarft aufzutreten wie in den Runden zuvor.

Wirklich erschüttern konnte Söderling Federer nicht, das gelang nur einem Zuschauer, der sich eine Flagge des FC Barcelona umgebunden hatte und zu Beginn des zweiten Satzes den Court stürmte. Er versuchte, Federer seine Mütze überzuziehen, und es dauerte einen Moment, bis Sicherheitskräfte den Störenfried einfangen konnten. Federer hatte für den Angriff wenig übrig, es war zu spüren, dass ihn die Attacke erschreckt hatte. Bei ihm häuften sich nun die Fehler, und Söderling wurde ein wenig mutiger. Doch zum Ende des zweiten Satzes hatte sich Federer wieder gefangen und stellte mit einem nahezu perfekten Tiebreak mit vier Assen das Kräfteverhältnis wieder klar.

„Ich werde es als normales Match sehen, der Druck liegt bei Roger“, hatte sich Söderling eigentlich vorher gesagt, doch Federer behielt die Nerven, und nur darum schien es in seinem 19. und vielleicht wichtigsten Grand-Slam-Finale zu gehen. Denn die Vorzeichen sprachen so überdeutlich für den Schweizer: Nur fünf Mal hatte Federer ein Grand-Slam-Finale verloren und das ausschließlich gegen Rafael Nadal. Zudem hatte es noch keinen Spieler gegeben, der vier Endspiele der French Open verloren hatte. Die 9:0-Bilanz gegen Söderling schien ebenso erdrückend. Leicht war es nicht für Federer gewesen, stand er doch seit Tagen als sicherer Sieger in der öffentlichen Wahrnehmung fest. Doch der Favorit ließ sich nicht beirren und triumphierte im Stile eines Champions, der seinen Platz in den Geschichtsbüchern gefunden hat.

Eine neue Erfahrung musste er am Ende doch noch machen. Mit dem Pokal in seiner linken und dem Mikrofon in der rechten Hand hielt er eine ausführliche Ansprache ans Publikum, er dankte Gott und der Welt, und stellte dann fest: „Der Pokal wird langsam schwer.“ Absetzen wollte er ihn nicht. Dafür hatte Roger Federer einfach zu lange um ihn gekämpft.

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