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Sport: Früher war Ailton zu dick für Werder, jetzt schießt er ein Tor nach dem anderen - und macht Herthas Alves Mut

Für Felix Magath war er zu fett und zu faul und zog zu oft um die Häuser, noch dazu mit den falschen Leuten. Konsequenterweise hatte der Brasilianer Goncalves da Silva Ailton einen Stammplatz auf der Tribüne.

Für Felix Magath war er zu fett und zu faul und zog zu oft um die Häuser, noch dazu mit den falschen Leuten. Konsequenterweise hatte der Brasilianer Goncalves da Silva Ailton einen Stammplatz auf der Tribüne. Als der Trainer ging, schickte Ailton ihm nette Worte hinterher. Magath war "eine Katastrophe, der hat keine Ahnung vom Fußball". Unter Magaths Nachfolger Thomas Schaaf schießt Ailton bei Werder Bremen Tor auf Tor. Heute Abend trifft er mit seiner Mannschaft auf Hertha BSC - und damit auf Alex Alves, seinen Landsmann.

Es waren schwere Zeiten für Ailton, damals unter Magath. Für den war der von seinem Vorgänger Wolfgang Sidka geholte Stürmer ein rotes Tuch. Wie so viele Brasilianer ist auch Ailton nicht gerade ein Trainingsweltmeister. Damit hatte er keine Chance bei Magath, der ihm nicht einmal den Platz auf der Reservebank gönnte. 5,5 Millionen Mark Ablösesumme und 1,2 Millionen Jahresgehalt saßen auf der Tribüne. So viel hatte Werder noch nie für einen Spieler ausgegeben.

Wenn die Bremer zu Auswärtsspielen fuhren, litt Ailton still und einsam auf seinem Hotelzimmer. Die Sehnsucht nach Brasilien wurde immer größer, die Handy-Rechnung immer höher. Dann starb auch noch seine Mutter, seine Freundin verließ ihn und Ailton fragte sich: Warum muss es unbedingt der Fußball sein? Eigentlich hatte er ja Farmer werden wollen, und daheim in Mojero standen Pferde und Kühe im Stall. Das hätte ihm weniger Geld, aber größeren Seelenfrieden eingebracht. Als er dann in der Winterpause 1998 nach Brasilien flog, glaubten in Bremen viele, er werde nicht zurückkehren.

Er kehrte zurück - nach Bremen und auf den Platz. Als - der im Vergleich zu Magath lockere - Thomas Schaaf Angriffsfußball propagierte, als Julio Cesar, für die in Deutschland kickenden Brasilianer eine Art Übervater, in Bremen anheuerte, als der Peruaner Claudio Pizarro kam. Ailton hatte endlich Ansprechpartner, lebte auf und vergaß für 90 Minuten das schlechte Wetter. Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. In der Hinrunde dieser Saison erzielte Ailton in 13 Spielen sieben Tore, inzwischen sind es acht. Nur das mit der Abseitsfalle scheint er noch immer nicht so recht begriffen zu haben. Im Mannschaftskreis wird schon gelästert, dass es bei Ailton wohl nicht für ein Harvard-Studium reichen würde.

Die Fans aber feiern ihn längst als neuen Publikumsliebling, und das Präsidium zieht nach. Als dieser Tage Anfragen aus Brasilien kamen, auch vom FC Santos, winkte der Vorstandsvorsitzende Jürgen Born ab. Fünf Millionen Mark hatten ihm die Brasilianer geboten. Doch Ailton, dessen Vertrag noch bis 2002 läuft, ist längst mehr wert.

Hertha BSC hat für seinen Brasilianer das Dreifache hinblättern müssen. Ob dieses Geld gut angelegt ist? Als Alex Alves am Dienstag beim Duell mit Arminia Bielefeld Rostock ausgewechselt wurde, da setzte er sich auf die Bank und schmollte. Gezeigt hatte er zuvor wenig. Doch die Anpassungsschwierigkeiten der Brasilianer in der Bundesliga sind bekannt. Das jüngste Beispiel heißt Goncalves da Silva Ailton.

Klaus Rocca

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