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Hochbegabter Verteidiger mit Offensivqualitäten: Jesper Nielsen ist mit bislang 15 Treffern fünftbester Werfer bei den Füchsen.

© dpa

Füchse Berlin: Jesper Nielsen: Brecher am Kreis

Neuzugang Jesper Nielsen überrascht als Nachfolger von Ex-Kapitän Torsten Laen bei den Füchsen Berlin. Beim Spitzenspiel an diesem Sonntag (17.15 Uhr) bei der SG Flensburg-Handewitt möchte der Kreisläufer die bisherigen Eindrücke bestätigen.

Ein paar Runden hat er schon gedreht, ja. Ist in den Touristen-Bus gestiegen, hop on, hop off: Regierungsviertel, Museumsinsel, Checkpoint Charlie, Basisprogramm. „Viel habe ich noch nicht gesehen von Berlin“, sagt Jesper Nielsen. Dafür waren die ersten Monate zu stressig: neues Land, neue Wohnung, neue Kollegen, obendrauf acht Pflichtspiele in vier Wochen. „Ich hätte gern mehr gesehen. Aber ich spiele nicht Handball, um in einer tollen Stadt zu sein“, sagt Nielsen, „ich will vor allem in einem guten Team sein.“

Bei seinem neuen Klub, den Füchsen Berlin, werden sie solche das Arbeitsethos untermauernden Sätze gern hören. Nielsen ist im Sommer nämlich mit einer quasi unmöglichen Mission angetreten: Der 24-Jährige sollte das sportliche Erbe des zurückgetretenen Kapitäns Torsten Laen antreten und idealerweise auch den Abgang Evgeni Pevnovs kompensieren, des zweiten Kreisläufers also. „Es wird sehr schwer, so lange so gut zu sein wie Torsten“, sagt Nielsen vor dem heutigen Bundesliga-Spitzenspiel der Berliner bei der SG Flensburg-Handewitt (17.15 Uhr, Sport1). „Aber ich gewöhne mich langsam an das hohe Tempo und die Physis in der Bundesliga“, ergänzt er, „ich fühle mich von Spiel zu Spiel besser.“ Zumal sich Nielsen mittlerweile festgespielt hat auf seiner angestammten Position.

Schon vor seinem Wechsel nach Berlin galt der Zwei-Meter-Mann als hochbegabter Verteidiger, „sonst hätten wir ihn nicht verpflichtet“, sagt Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson. Mit IK Sävehof hatte Nielsen drei nationale Titel gewonnen, war Mitglied des Allstar-Teams und zudem bester Defensivspieler der schwedischen Handball-Liga Elitserien. „Defensive ist seine große Stärke“, sagt Schwedens Nationaltrainer Staffan Olsson über seinen Kreisläufer, „aber in der Offensive kann und muss er sich noch steigern.“

In Berlin ist Nielsen diesbezüglich auf einem guten Weg, das Zusammenspiel mit den Rückraumakteuren klappte zuletzt immer besser, seine Sperren erzielten zusehends größere Wirkung – und mit bislang 15 Treffern ist Nielsen zudem fünftbester Werfer bei den Füchsen. Letztere Statistik resultiert nicht zuletzt aus Nielsens großer Willensstärke. Im Spiel gegen den ThSV Eisenach wollte er trotz eines Cuts unter dem Auge „unbedingt weiterspielen“, wie Coach Sigurdsson berichtete. Der Isländer schonte seinen neuen Brecher am Kreis jedoch. Nielsen ist in kurzer Zeit schlichtweg zu wichtig geworden, als dass Sigurdsson eine Verletzung riskiert hätte.

Das bewies er auch in seinem bislang besten Spiel – gegen den SC Magdeburg. Stefan Kretzschmar, Handball-Ikone und Co-Kommentator der Partie, adelte den Schweden daraufhin mit dem Geständnis, ihn in seinem Manager-Spiel als Kreisläufer nominiert zu haben. „Das ehrt mich zwar“, sagt Nielsen darauf angesprochen, „andererseits muss ich diese Erwartungen jetzt auch erfüllen.“ Auf jeden Fall werde er seinen Freunden davon erzählen und natürlich seiner Freundin in Schweden, die wie er professionell Handball spielt.

Andererseits, auch das weiß Nielsen, muss er seine jüngsten Leistungen langfristig bestätigen, wenn er sich in der weltbesten Handball-Liga durchsetzen will. Bei den Füchsen hat ihm Manager Bob Hanning zunächst nur einen Zweijahresvertrag gegeben. „Bob und Dagur wollen mich testen, sie wollen sehen, dass ich mich quälen und steigern kann“, sagt Nielsen, „und dass ich mich integrieren kann.“ Zumindest sprachlich dürfte das keine große Herausforderung werden für den 24-Jährigen, der in der Schule bereits vier Jahre Deutsch gelernt hat und seine Kenntnisse von damals in naher Zukunft in gemeinsamen Sprachkursen mit Landsmann und Teamkollege Mattias Zachrisson auffrischen will. „Das machen wir, wenn wir mehr Zeit und weniger Spiele haben“, sagt Nielsen. Damit er bei der nächsten Tour mit dem Touristen-Bus gar nicht erst die Kopfhörer zur Übersetzung aufsetzen muss.

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