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Wolf mit Wucht. Drago Vukovic weiß sich durchzusetzen.

© dpa

Füchse Berlin vor dem Spiel beim SC Magdeburg: Olympiasieger Drago Vukovic: Ein Wolf im Fuchspelz

Der Kroate Drago Vukovic ist als Anführer nach Berlin gekommen. Trotzdem will der Handballer bei den Füchsen weiter lernen.

Von Benjamin Apitius

Früher einmal, schon lange her, da saß Drago Vukovic im Schneidersitz, das Kinn in beide Handflächen gelegt, vor dem Fernsehgerät seiner Eltern und machte große Augen. Aus dem kleinen Wohnzimmer in Split trug es ihn in seiner Vorstellung zum Fenster hinaus nach Vukovar, vorbei an dem zerschossenen Wasserturm, die Donau flussaufwärts nach Budapest, über Wien, Prag, bis nach Berlin... Ach nein, die Füchse gab es ja noch gar nicht. Aber wenn der kleine Junge aus Kroatien da auch noch nicht den Traum haben konnte, irgendwann einmal neben Bob Hanning den Super Globe hochzustemmen, dann doch den, irgendwann einmal in der Handball-Bundesliga aufzulaufen. Im DSF lief damals der Film, in dem er so gerne mitspielen wollte.

Heute – man muss es so kitschig ausdrücken, weil es ja stimmt – lebt Drago Vukovic seinen Traum. Er spielt selbst an einem der professionellsten Handball-Standorte in Deutschland. „Und glauben Sie mir“, sagt Vukovic, „vor meinem ersten Spiel für die Füchse war ich ziemlich nervös.“ Sagt dieser Vukovic also, dem Wohnzimmer längst entwachsen, heute über 1,90 Meter groß, 32 Jahre alt, Olympiasieger von 2004 in Athen.

Drago Vukovic hat diesen „größten Titel, den du als Sportler gewinnen kannst“, wie er selbst sagt, bereits im Alter von 21 Jahren errungen. Er begann seine Karriere also auf dem Höhepunkt. Und das merkt man dem Kroaten auch sofort an, wenn man ihn elf Jahre später, nach einer Zeit mit vielen Titeln und Spielen in Zagreb, Slowenien, Gummersbach und Nettelstedt nun in Berlin spielen sieht. Die gewandten Bewegungen, das wache Auge und der brachiale Wurf des Rückraumspielers sind dabei das eine. Hinzu kommt aber noch etwas anderes. „Nur zusammen – nur als Mannschaft kannst du bestehen“, sagt Drago Vukovic – und man glaubt es ihm sofort. Er ist auch als Anführer nach Berlin geholt worden.

Zwischen Olympiagold 2004 und Olympiabronze 2012 standen die Kroaten mit dem Rechtshänder bei drei Europameisterschaften und einer WM im Finale, zum großen Coup reichte es aber kein weiteres Mal. „Du musst dein ganzes Leben lang lernen“, sagt Vukovic. „Wenn du den Klub wechselst, dann zählen deine Titel aus der Vergangenheit nichts, du musst dich neu beweisen.“ In Doha gewannen die Berliner zur eigenen Überraschung die Klub-WM, auch für den Neuzugang aus Nettelstedt der bis dato größte Titel mit einem Verein.

Vukovic scheint in seiner neuen Rolle in Berlin voll aufzugehen. Auch wenn sich eine Verpflichtung von Seiten des Tabellenvierten eigentlich hätte verbieten müssen. „Vuk bedeutet Wolf auf Kroatisch“, sagt der Kroate lachend. Von Verständigungsproblemen ist bisher aber nichts bekannt. Im Gegenteil. Vukovic, der Wolf im Fuchspelz, gehört mit seinem serbischen Kollegen Petar Nenadic zu den Vertrauten von Füchse-Trainer Erlingur Richardsson. Vor den Spielen stimmen sie gemeinsam die Taktik ab, so auch vor dem Auswärtsspiel beim SC Magdeburg an diesem Freitag.

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