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Bob Hanning, 48, hat im Handball schon viele Funktionen und Ämter bekleidet. Seit zehn Jahren verantwortet der gebürtige Essener als Geschäftsführer die Füchse Berlin. In dieser Zeit sind die Berliner in die Bundesliga aufgestiegen und haben je einmal den DHB–Pokal (2014), den EHF-Cup und den Weltpokal gewonnen (beide 2015).

© Imago/Hilse

Füchse-Macher Bob Hanning im Interview: „Unser Erfolg wird nicht aufzuhalten sein“

Füchse-Manager Bob Hanning spricht über die abgelaufene Saison, Ziele des Vereins, Steigerung des Etats – und seinen neuen Sitzplatz.

Herr Hanning, am Samstag haben Sie als Trainer der B-Jugend noch das Hinspiel um die deutsche Meisterschaft bestritten. Für die Profis der Füchse Berlin ging es am Sonntag im letzten Spiel in Balingen um nichts mehr, sie haben Platz fünf in der Bundesliga sicher. Zufrieden?

Unter dem Strich, ja. Wir haben im September ja den Weltpokal gewonnen, das gerät manchmal in Vergessenheit. Wenn wir so einen großen Titel jetzt zum Ende der Saison geholt hätten, würden alle sagen: Das war die bisher beste Saison der Füchse. Ich muss aber trotzdem zugeben, dass ich nicht mit allen Sachen zufrieden bin, obwohl wir unser Ziel in der Bundesliga auf dem Papier erreicht haben.

Was hat Ihnen nicht gepasst?
Wir haben nie so richtig zu einem Team gefunden, es war offensichtlich, dass uns die Bereitschaft zum Miteinander und ein Führungsspieler fehlen. Einer wie Torsten Laen oder wie Iker Romero. Außerdem hat uns die Konstanz gefehlt, mal haben wir über dem Schnitt gespielt, oft aber auch darunter. Die Art und Weise, wie wir manche Spiele verloren haben, hat mich ehrlich gesagt rasend gemacht. Unsere Konstante war die Inkonstanz.

Woran lag das?
Es hat zum Teil damit zu tun, dass Veränderungen Zeit brauchen. Dagur Sigurdsson als Trainer zu ersetzen, ist nicht so einfach. Es hat ja einen Grund, dass er Bundestrainer geworden ist. Zudem hat es die Wirtschaftlichkeit nicht hergegeben, einen weiteren Spieler zu verpflichten. Das sind entschuldbare Faktoren.

Die Füchse haben die gesamte Saison ohne Hauptsponsor auf der Brust gespielt, am Freitag hat der Verein diesen mit der „Deutsche Wohnen“ nun vorgestellt.
Es gab immer wieder Angebote, aber wir haben Wert darauf gelegt, dass wir uns nicht unter Wert verkaufen. Ein Beispiel: Wenn mir ein Interessent pro Saison weniger Geld bietet als das, was mein teuerster Spieler verdient, kann ich unsere Werbefläche auf dem Trikot dafür nicht verkaufen. Da geht es auch um Respekt. Was biete ich? Und was bekomme ich dafür? Die Leute wollen sportlichen Erfolg: Kein Klub in Deutschland hat in den letzten zehn Jahren so eine Geschichte geschrieben wie wir. Die Leute wollen Nachhaltigkeit. Wir hatten nie einen Mäzen, haben eine überragende Nachwuchsarbeit und sind immer skandalfrei geblieben.

Für die neue Saison bauen Sie die Mannschaft erneut auf wichtigen Positionen um, der Kader wird dann fast ausschließlich Nationalspieler umfassen. Welche perspektivischen Ziele verfolgen die Füchse?
Ich glaube, wir haben eine sehr gute Mannschaft für die Zukunft zusammen. Unser Ziel muss es sein, den Vorsprung nach unten zu verteidigen – und gegen die großen drei aus der Bundesliga, also gegen Kiel, Flensburg und die Rhein-Neckar Löwen muss es unser Anspruch sein, das Heimspiel zu gewinnen.

Klingt nach Champions League, dafür müsste in der Bundesliga Rang drei her.
Grundsätzlich kommen wir an besagte Teams noch nicht heran, aber wenn einer schwächelt, müssen wir da sein und unsere Chance nutzen.

Spieltage in der Champions League waren in der Max-Schmeling-Halle auch immer Festtage. Volle Halle, große Stimmung – wie sehr fehlt Ihnen dieser Wettbewerb?
Ich finde, das war im EHF-Pokal auch immer der Fall. Die Zuschauerzahlen in der Bundesliga und im Europapokal bestätigen keinen Rückgang im Vergleich zu einer Saison in der Champions League, im Gegenteil. Sie sind in den letzten Jahren sogar konstant besser geworden.

"Mein Traum ist es: Vier fünf Spieler aus dem Nachwuchs in der Champions League zu sehen"

Und die großen Namen? Barcelona? Paris?
Es ist mein Traum, in der Champions League zu spielen und vier, fünf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs auf dem Feld zu sehen. Diese Idee hält mich auch bei den Füchsen, sie motiviert mich. Auch in meiner B-Jugend sind wieder drei, vier Spieler dabei, die in fünf Jahren bei den Profis spielen könnten, sofern sie die Geduld haben. Das Potenzial ist in jedem Fall vorhanden. Wir brauchen Motivation durch Identifikation, das ist einer meiner Leitsprüche, so wie man das aus vielen großen Klubs kennt – Barcelona, Ajax Amsterdam und so weiter, die immer zuerst mit eigenen Leuten gearbeitet und ihre Mannschaften nur punktuell mit fertigen Stars verstärkt haben.

Passend dazu haben die Füchse vorzeitig die Verträge mit ihren talentiertesten Spielern verlängert. Paul Drux und Fabian Wiede bleiben bis 2021 in Berlin.
Um diese beiden Spieler werden wir unsere Geschichte aufbauen, das steht völlig außer Frage. Wir wissen, dass es sich um bodenständige junge Männer mit herausragendem Potenzial handelt, die seit dem Jugendalter für uns spielen. Und umgekehrt wissen die Spieler auch, was sie an den Füchsen haben – in guten wie in schlechten Zeiten. Paul Drux zum Beispiel war lange verletzt, die erste richtig große Pause seiner Karriere – und wir haben ihm alle Zeit und Unterstützung gegeben, die er zur Regeneration brauchte.

Wie schwer wird es sein, solche Spieler zu halten und nicht an finanzstärkere Klubs aus dem In- und Ausland zu verlieren?
Das Interesse anderer Vereine war immer da. Aber ich glaube, dass Spieler wie Paul oder Fabi realisiert haben, dass sie in der jetzigen Phase ihrer Karriere Menschen brauchen, die Zeit für sie haben und sich richtig um sie kümmern. Wie absolviere ich ein duales Studium und schließe es auch ab? Welche Tipps und Tricks gibt es zum Beispiel bei Werbeverträgen? Genau das machen wir: die Karriere planen, entwickeln und begleiten.
Inwiefern müssen sich die Füchse wirtschaftlich neu und breiter für die nächsten Jahre aufstellen, um erfolgreich zu sein?
Klar ist, dass wir in den nächsten Jahren eine Etatsteigerung von zwei Millionen Euro brauchen, im Moment liegt unser Etat bei 5,5 Millionen Euro. Wenn uns das gelingt und wir noch drei, vier starke Partner finden, wird unser Erfolg nicht aufzuhalten sein. Wenn wir in vier Jahren mit Paul und Fabi verlängern können und um sie herum ein Team aufbauen, dann kann uns kaum mehr jemand schlagen. Motivation durch Identifikation eben – darauf komme ich immer wieder zurück. Die Füchse Berlin haben die Chance, eine ganz große Geschichte zu schreiben.

Bei den Profis wollen Sie bald nicht mehr auf der Bank sitzen. Kriegen Sie das hin?
Ich glaube, ja. Mit Co-Trainer Max Rinderle haben wir ja jetzt den ersten selbst ausgebildeten Trainer aus dem Verein, der bei den Profis angekommen ist, dazu unseren Cheftrainer. Da sitzt dann genug Kompetenz auf der Bank.

Und Sie? Sitzen Sie bei Heimspielen künftig neben Präsident Frank Steffel?
(lacht) Wir beide nebeneinander? Das stelle ich mir ein bisschen zu hektisch vor. Ich werde mir also einen anderen Platz in der Halle suchen müssen.

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