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Sport: Fünf Buchstaben

Siebeneinhalb Minuten vor dem Ende war alles klar. Alba würde nach teils blamabler Leistung das Bundesligaspiel gegen Ausfsteiger Tübingen verlieren.

Siebeneinhalb Minuten vor dem Ende war alles klar. Alba würde nach teils blamabler Leistung das Bundesligaspiel gegen Ausfsteiger Tübingen verlieren. Durch eigene Dusseligkeit und Überheblichkeit vertan die Chance, die Tabellenführung zu übernehmen. 49:67 lag der Deutsche Meister am Samstagabend in der Max-Schmeling-Halle zurück. 18 Punkte sind im Basketball viel, aber nicht zu viel. Ein paar geglückte Dreipunktewürfe, die den Gegner verunsichern, und schon schmilzt der Vorsprung. Nur: Alba spielte so schlecht, dass ein derartiger Kraftakt ausgeschlossen schien. Nur eine Woche nach ihrem Sieg beim damaligen Spitzenreiter Köln wurden die Berliner vorgeführt. Bis zur 32. Minute.

"Die Spieler waren die Einzigen, die gedacht haben, sie können noch was bewegen", sagte Vizepräsident Marco Baldi. Jörg Lütcke traf einen Dreipunktewurf nach dem anderen (fünf insgesamt), auch Wendell Alexis und George Zidek (je 20 Punkte) hatten entscheidenden Anteil daran, dass alles ganz anders kam. Alba glich drei Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit aus und gewann 97:90 nach Verlängerung, in der Alba einen psychologischen Vorteil hatte. Fünf Buchstaben erklärten nicht alles, aber vieles. An ihnen kam keiner vorbei, der das verrückteste Spiel des Meisters in dieser Saison zu analysieren versuchte. G-L-Ü-C-K. "Die Einstellung hat lange nicht gestimmt. Wir hatten Glück, Glück und nochmals Glück", sagte Albas Trainer Emir Mutapcic. "Wir hatten Glück und eine Portion Können", meinte Kapitän Henrik Rödl, "es sah in mehreren Phasen trostlos aus, aber Respekt, dass die Mannschaft sich aufgebäumt und das noch gekippt hat."

Andere Mannschaften würden sich aufgeben - die Tatsache, dass Alba es nicht tat, spricht, trotz allem, für die Klasse des Meisters, der am Ende die stärkeren Bankspieler hatte. Und so kommt es, dass Alba plötzlich Tabellenführer ist. Weil ab der Rückrunde der direkte Vergleich zählt und nicht das Korbverhältnis, liegen die Berliner vor den punktgleichen Kölnern und Bonnern. Wochenlang mühte sich Alba nach mäßigem Start und überraschenden Niederlagen zwischen Platz drei und fünf. Der Erste hat in den Play-offs Heimrecht, doch um sich diesen Vorteil zu sichern, muss sich Alba gewaltig steigern. Die nächsten Gegner heißen Leverkusen, Frankfurt, Bonn und Gießen - bis auf Gießen alles Titelkandidaten.

"Jetzt haben wir es selbst in der Hand", sagt Vizepräsident Marco Baldi. Auf Patzer der Konkurrenz muss Alba nicht mehr warten. Nur noch eigene Aussetzer vermeiden, eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe. "Dreiviertel des Spiels stimmen nachdenklich. So eine Leistung ist nicht zu entschuldigen", sagte Rödl, während Baldi hofft, "dass das ein heilsamer Schock war". Erstaunlich lange dauerte es, bis die Berliner gegen Pierce (35 Punkte) und Collins (24) den Umschwung schafften. Sie kamen auf 31:35 heran und lagen kurz darauf wieder 31:44 zurück. Das Selbstbewusstsein war trotz des Erfolgs in Köln und des Einzugs in die Pokalendrunde nicht so gestärkt, wie man annehmen sollte. Der neue Tabellenführer ist nach dem Ab und Auf der vergangenen Monate extrem anfällig. Kräftig anpusten reicht, und Alba beginnt zu schwanken.

Helen Ruwald

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