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Sport: FÜNFUNDVIERZIG MINUTEN MIT Luizao

Wie der Brasilianer Herthas Spiel gegen Inter erlebte

Allzu gern wäre Luiz Carlos Goulart, kurz Luizao (Foto: Wende), schon beim ersten Spiel aufgelaufen. Doch da wurde er noch gebremst. „Er ist körperlich noch nicht voll da“, kommentierte sein Trainer Huub Stevens. Also musste Luizao noch tatenlos zusehen, wie seine neuen Mannschaftskameraden von Hertha BSC beim Blitzturnier in Genua gegen den Gastgeber Sampdoria aufliefen. Aber auch ohne ihn zogen sich die Herthaner achtbar aus der Affäre. Nach der 45-Minuten-Kurzspielzeit hieß es 0:0, das Elfmeterschießen gewann Sampdoria mit 5:3.

Dann wies Huub Stevens seinen neuen Brasilianer ein, wie er im Duell mit Inter Mailand zu Werke gehen sollte. Stevens wirkte dabei schon wieder ruhig. Minuten zuvor hatte er sich beim Duell mit Sampdoria über Fouls an Roberto Pinto und Michael Preetz noch so sehr erbost, dass er vom Schiedsrichter auf die Tribüne verbannt wurde.

Nun, gegen Inter, durfte Stevens wieder auf der Trainerbank Platz nehmen. Dass er Luizao bei dessen Debüt im Hertha-Trikot besonders in Augenschein nahm, lag auf der Hand. Der bildete mit seinem Landsmann Alex Alves den Zwei-Mann-Sturm. Mit Marcelinho und Nené waren noch zwei weitere Brasilianer dabei. Wobei Nené wohl demnächst kaum mit Luizao in einer Mannschaft spielen wird. Gegen Genua hatte er sich, schon seit Wochen im Probetraining, nun wahrlich nicht empfehlen können.

An der Klasse Luizaos zweifelt bei Hertha wohl niemand. Der 26-jährige Weltmeister, zuvor bei Gremio Porto Alegre unter Vertrag, hat schließlich nicht nur 16 Spiele für sein Heimatland bestritten, er ist im Gegensatz zu Nené auch in Brasilien eine feste Größe. Auch wenn er bei der Weltmeisterschaft in Asien nur Ersatzmann mit zwei Kurzeinsätzen war.

Dass er schnell beweisen will, sein vieles Geld wert zu sein, wurde gestern Abend vor 25 000 Zuschauern schnell deutlich. Nach drei der 45 Minuten hatte Luizao seinen ersten Ballkontakt. Doch Inters Abwehrspieler nahmen ihn gleich so hart in die Mangel, dass er zu Boden stürzte. Auch später gingen sie nicht zimperlich um, zerrten immer wieder an seinem Trikot. Ganz augenscheinlich waren die Italiener vor der Torgefährlichkeit Luizaos gewarnt. Wobei auch klar wurde, dass Luizao nicht gewillt war, nur einzustecken. Er gehört sicher nicht zu der Sorte, die sich nach jedem Rempler gleich theatralisch zu Boden fallen lassen. Und als er einmal Zanetti recht unsanft in die Beine grätschte, sah er die Gelbe Karte – die einzige, die in diesem Spiel vergeben wurde.

Während Luizao auf der rechten Sturmseite agierte, hielt sich Alves meist auf der linken auf. Und dass Marcelinho immer wieder bestrebt war, den Neuen in Kooperation mit Alves in Szene zu setzen, wurde auch schnell klar. An landsmännischer Hilfestellung mangelte es Luizao also nicht.

Wobei allerdings der Einschätzung von Stevens, Luizao sei körperlich noch nicht fit, schnell zuzustimmen war. Nicht nur, dass Luizao bei langen Sprints ins Hintertreffen geriet. Er machte auch keine sonderlichen Anstrengungen, bei gegnerischen Angriffen in die eigene Hälfte zurückzulaufen. Auch da wurde deutlich, dass er hinsichtlich der Physis noch einigen Nachholbedarf hat.

In der ersten halben Stunde hatte Luizao neun Ballkontakte. Nicht gerade viel. Aufs Tor von Inter schoss er kein einziges Mal. Und dass er bei einem verheißungsvollen Angriff Herthas einen Pass in den Rücken von Marcelinho spielte, war auch nicht berauschend. Doch Wunderdinge konnte man in seinem ersten Spiel, noch dazu über die Kurzspielzeit, ohnehin nicht erwarten.

Am Ende hieß es wieder 0:0, wieder gab es ein Elfmeterschießen. Das gewann Inter mit 5:4. André Görke

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