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Sport: Für Fritz Walter siegen

Von Hartmut Scherzer Seogwipo. Es war kein normaler Tag in Seogwipo.

Von Hartmut Scherzer

Seogwipo. Es war kein normaler Tag in Seogwipo. Die mitternächtliche Nachricht vom Tod Fritz Walters sorgte für gedrückte Stimmung im deutschen WM-Tross auf der Insel Jeju. Wer den so sympathischen Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft persönlich gekannt hatte, den erfasste tiefe Betroffenheit. DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder kämpfte bei seiner Würdigung im deutschen Medienzentrum mit den Tränen. „Wir trauern um Fritz Walter, der über die Jahrzehnte zu einem Idol geworden ist, weil er eine Persönlichkeit war, die in ihrer Bescheidenheit, ihrer sportlichen Fairness und in ihrer Heimatverbundenheit mit dem 1. FC Kaiserslautern für die damalige Zeit bis heute ein großes Beispiel gesetzt hat“, erklärte er. Fritz Walter habe die Mannschaft nicht nur zur ersten Weltmeisterschaft für den deutschen Fußball geführt. Das damalige Ereignis habe darüber hinaus das Gefühl in Deutschland geweckt, „dass man wieder zur Völkergemeinschaft gehört und in der Welt nach dem Krieg wieder Anerkennung findet".

Auch wer ihm nie begegnet war, sondern lediglich von der Legendenbildung um den Kapitän der Berner Weltmeistermannschaft von 1954 wusste, der zeigte seine Anteilnahme. Die alltägliche Pressekonferenz wurde zu einer Art Gedenkfeier, bei der sich die Medienvertreter zu einer Schweigeminute erhoben. Teamchef Rudi Völler erinnerte sich in seinen würdigenden Worten an „immer herrliche Begegnungen“, an den „Fritz-Walter-Sekt“, den Walter ihm zu seinem Amtsantritt und Geburtstagen geschickt habe, und an die „vielen Erzählungen von früher“, die ihm bewusst gemacht hätten, „welche Figur Fritz Walter vor der Generation vor mir war". Als kleiner Junge habe ihm sein Vater immer von Fritz Walter vorgeschwärmt.

„Es ist schwer, auf den Alltag umzuschalten“, sagte Rudi Völler. „Aber der Blick muss trotzdem nach vorne gehen.“ Die Trauer dürfe die Mannschaft nicht belasten. „Aber es muss ja nicht immer nur eine Floskel sein: Warum sollen wir so ein Spiel nicht auch für Fritz Walter gewinnen?“

Die Spieler und auch der Teamchef hatten bereits geschlafen, als die Nachricht kurz vor Mitternacht eintraf, und erst beim Frühstück vom Tod Fritz Walters erfahren. Die Mannschaft sei betroffen, bekundete auch Oliver Kahn. Das „Wunder von Bern“ habe immer noch „Ausstrahlung auch auf die heutige Generation". Kahn, als Kapitän einer der Nachfolger Fritz Walters, sieht sogar eine gewisse Parallele zu 1954. „Damals hat man der deutschen Mannschaft wenig zugetraut, und sie wurde Weltmeister. Auch uns traut man ja immer noch relativ wenig zu. Vielleicht werden wir ja auch Weltmeister.“

Beim Viertelfinalspiel am Freitag gegen die USA wird die deutsche Mannschaft mit Trauerflor spielen. Fifa-Präsident Josef Blatter höchstselbst erteilte telefonisch die Genehmigung. Außerdem wird es eine Schweigeminute geben. Gerhard Mayer-Vorfelder wird mit DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt zur Trauerfeier nach Deutschland fliegen.

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