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Fußball: Doch noch WM-Ticket für Nowotny?

Jens Nowotny könnte in letzter Minute doch noch auf den WM-Zug aufspringen. Der Abwehrspieler von Bayer 04 Leverkusen wurde von Bundestrainer Jürgen Klinsmann überraschend zum letzten Fitnesstest vor der WM eingeladen.

München - Zwei Jahre nach seinem letzten Länderspiel könnte Abwehrspieler Jens Nowotny in letzter Minute doch noch auf den WM-Zug aufspringen und ein sensationelles Comeback in der deutschen Fußball- Nationalmannschaft feiern. Jürgen Klinsmann lud den Abwehrchef von Bayer Leverkusen, der in der Bundesliga-Rückrunde nach seinem vierten Kreuzbandriss und einer vorübergehenden Suspendierung im Verein mit erstaunlich starken Leistungen aufwarten konnte, zum Fitness-Test des vorläufigen WM-Kaders am kommenden Montag und Dienstag in Düsseldorf.

Als am Donnerstag bei Nowotny das Telefon klingelte und sich am anderen Ende der Leitung Klinsmann meldete, ging ein erster kleiner Traum für den 32-Jährigen in Erfüllung: «Ich habe mich natürlich sehr gefreut über den Anruf des Bundestrainers. Das spornt noch einmal mehr an für die nächsten Aufgaben mit Bayer Leverkusen», sagte Nowotny am Freitag der dpa. «Nach der ganzen Verletzungsmisere, die ich zu überstehen hatte, wäre die WM-Teilnahme ein Traum, der für mich in Erfüllung geht.»

Zu dem Leistungstest, der ursprünglich im Vorfeld des Länderspiels gegen die USA (4:1) stattfinden sollte, hat Klinsmann insgesamt 19 Akteure eingeladen. Gleich neun Spieler aus dem vorläufigen WM-Kader fehlen auf der Liste, die das Büro der Nationalmannschaft am Freitag der dpa übermittelte. Neben Torhüter Jens Lehmann (Arsenal London) werden die ebenfalls mit dem Verein beschäftigten Nationalspieler des FC Bayern München und des FC Schalke 04 sowie der verletzte Bremer Torsten Frings (Wadenbeinbruch) nicht nach Düsseldorf kommen.

«Vor ein paar Monaten war mit einer Einladung von Jens überhaupt nicht zu rechnen, aber auf Grund seiner Leistungen in den letzten Wochen ist das keine große Überraschung mehr», kommentierte Bayers Sportdirektor Rudi Völler die Maßnahme seines Nachfolgers Klinsmann. «Mit seiner Erfahrung könnte Jens der Nationalmannschaft in der Abwehr sicherlich helfen», sagte der ehemalige DFB-Teamchef.

Unter Völler war Nowotny bei der Europameisterschaft vor zwei Jahren in Portugal der Chef der deutschen Abwehr gewesen. Sein 45. und bislang letztes Länderspiel absolvierte er am 23. Juni beim 1:2 gegen Tschechien in Lissabon, welches das Ausscheiden der DFB-Elf nach der Vorrunde besiegelte. Völler war anschließend als Teamchef zurückgetreten, und Nowotny kam unter Klinsmann nicht mehr zum Zuge. Nach einer erneuten schweren Knieverletzung in der Saison 2004/05 und einem Rechtsstreit mit Bayer Leverkusen war Nowotny zwischenzeitlich sogar weg vom Fenster.

«Im Hinterkopf hatte ich die WM immer. Gebangt hatte ich um meine Chance in der Zeit, als ich nicht spielen durfte in Leverkusen», sagte Nowotny. Seine erstaunliche Rückkehr in die Bundesliga, die mit der Einwechslung beim Leverkusener 4:0-Sieg im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg am 8. Februar 2006 begonnen hatte, könnte nun bei der WM einen weiteren Höhepunkt finden. «Ich werde mich jetzt aber nicht zu sehr unter Druck setzen», sagte Nowotny. Er würde auch als 23. Mann mit zur WM fahren: «Auch Spieler, die erst einmal auf der Bank oder Tribüne sitzen, sind wichtig für eine Mannschaft. Oliver Kahn hat es richtig gesagt: Man kann auch, wie er, als Nummer 2 der Mannschaft helfen», erläuterte Nowotny.

Neben der möglichen WM-Teilnahme bahnt sich auch ein Verbleib Nowotnys in Leverkusen über das Saisonende hinaus an. Völler äußerte «diese Tendenz» nach einem Gespräch mit dem Abwehrspieler am Donnerstag: «Ich hoffe, dass er unsere faire und gerechte Lösung annimmt. Es liegt jetzt an Jens», sagte Völler. Eine Entscheidung erwartet der Sportdirektor bis Mitte kommender Woche. Nowotny wollte sich zu dem Thema vor dem Spiel am Samstag in Hamburg nicht äußern.

Angesichts der Probleme in der deutschen Defensive scheint Klinsmann gewillt, bei Nowotny womöglich von seinem Jugendkurs abzuweichen. Allerdings erhielten neben dem Leverkusener Routinier auch der Kölner Lukas Sinkiewicz (20) und der Mainzer Manuel Friedrich (26) eine Einladung zum Fitnesstest. Sinkiewicz kam zuletzt aber nur noch in der U-21-Auswahl zum Einsatz, und Manuel Friedrich verfügt über gar keine Länderspiel-Erfahrung, auch wenn er zuletzt gegen die USA erstmals zum Kader gehörte.

Aus dem Trio Nowotny, Friedrich, Sinkiewicz dürfte Klinsmann jedoch nun bei der Nominierung des 23-köpfigen WM-Kaders (Meldeschluss ist der 15. Mai) den vierten vorgesehenen Innenverteidiger neben den gesetzten Per Mertesacker (Hannover 96), Christoph Metzelder (Borussia Dortmund) und Robert Huth (Chelsea London) auswählen. (Von Klaus Bergmann und Christian Kunz, dpa)

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