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Fußball: Mainz schlägt jeden – auch Hoffenheim

Hoffenheims Cheftrainer Ralf Rangnick muss anerkennen: Seine Elf ist noch nicht dort, wo er sie haben will.

Vom warmen Nudelbuffet in der Hoffenheimer Kabine hat er keinen Bissen runtergebracht. Als auf dem Podium dann noch ein Flaschenöffner fehlte, tendierte die Stimmung bei Ralf Rangnick gegen den Nullpunkt. Hoffenheims Trainer musste sich wieder mit einer Frage beschäftigen, die ihm unangenehm bekannt vorkam. Er hatte sie sich schon vor der 1:2-Niederlage beim FSV Mainz 05 gestellt. Nämlich die, wie weit seine Mannschaft auf dem Weg zu einem Spitzenteam schon ist – und vor allem, was ihr dazu noch fehlt.

Hoffenheims Cheftrainer musste anerkennen: Seine Elf ist noch nicht dort, wo er sie haben will. „Das Spiel hat gezeigt, dass wir nicht genug gelernt haben“, sagte Rangnick. Es tröstete ihn kaum, dass sich der kleine Aufsteiger Mainz, der wenige Tage vor der Saison seinen Trainer Jörn Andersen entließ und den bisherigen A-Jugend-Trainer Thomas Tuchel zum Chef machte, inzwischen zum Spezialisten für „richtig große Brocken“ (Tuchel) entwickelt hat. 2:2 gegen Bayer Leverkusen, 2:1 gegen Bayern München, nun der Triumph über die TSG. Tuchel hat den Zustand des hoffnungsvollen Trainertalents fast überwunden. Er spricht schon von Konzeptfußball.

Leidenschaft gibt es in Mainz im Übermaß. Spieler, Präsident, Manager und das Publikum zelebrieren sie und können eine Atmosphäre schaffen, die jeden mitreißt. Tuchel besitzt mindestens so viel Leidenschaft wie der nach Dortmund abgewanderte Jürgen Klopp, den man in Mainz so lange vermisste. Während Klopp zu den Stars der Szene mit eigener Stilrichtung gehört, schaut Tuchel überall nach brauchbaren Ideen. Viele, das betont er gern, hat er bei Rangnick entdeckt.

Dass er als eine Art Vorbild durchgeht, hat dem Hoffenheimer wenig geholfen. Mainz zeigte lange den Fußball, den sich Rangnick in Hoffenheim vorstellt. Immer, wenn Technik und Spielverständnis etwas leiden, krempelt man in Mainz die Ärmel hoch. „Spielerisch gehören sie zu den besten Mannschaften Deutschlands“, urteilte Zsolt Löw, „aber sie müssen wieder zu mehr Laufbereitschaft zurückfinden.“ Löw, in Hoffenheim durchs Anspruchsraster gefallen, hat in Mainz ein Plätzchen gefunden und spielte den Querpass, den Andreas Ivanschitz in der sechsten Minute zum 1:0 verwandelte. Nach elf Minuten köpfte Aristide Bance den Ball zum 2:0 ins Tor. 20 300 Zuschauer feierten leidenschaftlich.

Sie sahen keine schlechte Hoffenheimer Mannschaft, aber eine, die sich eine Spur zu selbstgefällig überrumpeln ließ. „Ich wusste, was auf uns zukommt“, sagte Rangnick süffisant. „Großteile meiner Spieler waren überrascht.“ Kunstfertigkeit und Arbeit dauerhaft zu vereinen, bleibt eine bisher unerfüllte Sehnsucht in Hoffenheim. In Mainz ist man da schon weiter. Lehrling Tuchel stellte zufrieden fest: „Bei uns waren alle heiß, sogar die, die nicht im Kader standen.“

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