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Fußball: Nelly Viennot will als erste Frau zur WM

Nelly Viennot aus Frankreich will bei der WM in Deutschland für ein Novum sorgen: Als erste Frau wird sie bei den Spielen an der Linie stehen.

Neu-Isenburg - Nelly Viennot will bei der Fußball- Weltmeisterschaft im Sommer für ein Novum sorgen. Die 44-jährige Französin, die am Dienstag mit 79 weiteren Schiedsrichter-Assistenten in Neu-Isenburg bei Frankfurt zum WM-Tauglichkeitstest angetreten ist, möchte als erste Frau bei einer Weltmeisterschaft an der Linie stehen. «Wir würden es sehr begrüßen. Das wäre etwas Besonderes», sagte FIFA-Sprecher Andreas Werz, der sich für die Zukunft auch eine WM-Schiedsrichterin vorstellen kann.

Nelly Viennot steht wie die übrigen Assistenten bei dem viertägigen Lehrgang bis Freitag unter ganz besonderer Beobachtung. Sollte einer der Kandidaten die körperlichen, regeltechnischen und sprachlichen Voraussetzungen nicht erfüllen, wird das komplette Schiedsrichter-Gespann von der WM-Liste der 23 Nominierten gestrichen. Von der Tauglichkeit der Französin ist somit auch ihr bereits nominierter Landsmann Eric Poulat abhängig. Gleiches gilt auch für den deutschen WM-Referee Markus Merk (Kaiserslautern), der neben seinen Dauer-Assistenten Christian Schräer (Emsdetten) und Jan- Hendrik Salver (Stuttgart) in Volker Wezel (Tübingen) vorsorglich einen dritten Kandidaten nominiert hat. Zwei der drei müssen den Test bestehen.

Für die 1,52 Meter große Französin gibt es bei dem anspruchsvollen Test keine geschlechtsspezifische Sonderbehandlung. «Sie muss die gleichen Voraussetzungen wie ihre männlichen Kollegen erfüllen», sagte Werz. Das gelte auch für Sprint- und Laufleistungen. Für Viennot wäre es zwar der erste Auftritt bei einer Männer-WM, aber keinesfalls der erste internationale Einsatz. Seit 1995 ist Viennot, die 1987 ihr Debüt als Schiedsrichterin feierte, auf dem Fußballglobus unterwegs und kann bereits auf zwei Teilnahmen an Olympischen Spielen (1996 und 2004) zurückblicken. Seit 2002 kommt sie auch in der Champions League regelmäßig zum Einsatz - so in dieser Saison beim Spiel Panathinaikos Athen - Werder Bremen.

«Mein Vater war ein guter Amateurspieler in unserer Region. Durch ihn bin ich sehr schnell zum Fußball gekommen», erzählt die begeisterte Fußballerin, die im Laufe ihrer Karriere allerdings auch schon mit den negativen Seiten des Schiedsrichterlebens konfrontiert wurde. Im Jahr 2000 wurde Viennot bei einem Liga-Spiel zwischen Metz und Straßburg von einem Feuerwerkskörper am Kopf getroffen und musste im Krankenhaus behandelt werden. Allerdings will die Französin diesen Vorfall nicht darauf zurückführen, dass sie eine Frau ist. «Ich habe noch keine Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Schiedsrichtern erlebt», berichtet Viennot, die auch bei der WM im Sommer keine Probleme erwartet.

Ihr einmaliges WM-Erlebnis hätte auch noch einen finanziellen Nebeneffekt: 40.000 Dollar (33.000 Euro) erhalten alle bei der WM zum Einsatz kommenden Schiedsrichter und ihre Assistenten als Pauschale sowie 100 Dollar Tagesspesen. Bei der WM 2002 in Japan und Südkorea waren es 20.000 Dollar. (Von Lars Reinefeld, dpa)

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