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Löws Plan: Warum der Bundestrainer zu Kuranyi schweigt

Für Bundestrainer Joachim Löw scheint vor seinem ersten WM-Turnier als Chef eines besonders wichtig zu sein: Er will sich bei seinem WM-Konzept von niemanden beeinflussen lassen.

Berlin - Joachim Löw bleibt beim Streit um eine Begnadigung des aussortierten Nationalstürmers Kevin Kuranyi weiter in Deckung. Die Zurückhaltung des Bundestrainers im öffentlichen Diskurs hat nun Teammanager Oliver Bierhoff zu verteidigen versucht. „Wir können und wollen nicht auf jede Spekulation um Personalien reagieren“, sagte Bierhoff der „Bild“-Zeitung. Zuvor hatten sich DFB-Sportdirektor Matthias Sammer und Bayern-Präsident Uli Hoeneß ähnlich geäußert. Auch Oliver Kahn merkte an: „Vor kurzem redeten alle über Kießling, jetzt reden alle über Kuranyi und keiner mehr über Kießling. Nur weil einer phasenweise eine gute Form hat, muss er nicht zwangsläufig mit zur WM“, erklärte der frühere Nationaltorwart, der vor der WM 2006 selbst aussortiert worden war, in München.

Der deutsche Chefcoach hält sich mit Äußerungen über seine Personal-Pläne für die Fußball-WM ab 11. Juni in Südafrika weiterhin zurück. Nur mit engsten Vertrauten diskutierte Löw zuletzt Einzelheiten der schwierigen WM-Mission, die schon am 12. Mai in Düsseldorf mit einem Leistungstest startet. Dass die sportliche Leitung dabei auch über die 18 Bundesliga-Tore des Schalkers Kuranyi debattiert, darf angenommen werden. „Die Entscheidung, wer im WM-Kader steht, wird am 6. Mai bekanntgegeben. Das haben wir immer wieder betont, und bis dahin hat der Bundestrainer Zeit, Entwicklungen zu beobachten und entsprechend zu agieren“, sagte Bierhoff, der sich nach den gescheiterten Vertragsverlängerungen und der öffentlichen Debatte um seine Person wohl mehr denn je auf einer Linie mit dem Bundestrainer sieht.

Für Löw selbst scheint vor seinem ersten WM-Turnier als Cheftrainer eines besonders wichtig zu sein: Er will sich bei seinem WM-Konzept, das zum Beispiel eine zwei Wochen längere Vorbereitung als Europameister Spanien vorsieht, von niemanden beeinflussen lassen. Darauf wies auch der 86-malige Nationalspieler Kahn hin. Nach dessen Meinung spielt der Zwischenfall mit Kuranyi in Löws Überlegungen keine Rolle: „Klose und Podolski wissen einfach, worauf es bei einem großen Turnier ankommt.“ So pralle an Löw auch das öffentliche Unverständnis darüber ab, warum er beim Spitzenspiel zwischen Schalke und dem FC Bayern nicht auf der Tribüne gesessen habe. „Joachim Löw hat seinen genauen WM-Plan, unter anderem auch, wen er wann beobachtet“, bemerkte Bierhoff.

Vor 18 Monaten hatte Kevin Kuranyi während des WM-Qualifikationsspiels gegen Russland unerlaubt und ohne jemanden zu informieren die Mannschaft verlassen; Löw schloss als Konsequenz für seine Amtszeit den Schalker aus der DFB-Elf aus. Der 28-jährige Kuranyi, der in seinen bisherigen 52 Länderspielen 19 Tore erzielt hat, setzt indes weiter auf den öffentlichen Druck angesichts seiner Bundesliga-Bilanz: „Mein Ziel ist es, bei der WM dabei zu sein“, sagt er. „Mit Leistung wird der Druck sicher größer.“ Tsp/dpa

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