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Bundestrainer Joachim Löw.

© dpa

Nationalmannschaft: Kapitän und Torwart stehen fest

Bundestrainer Joachim Löw hat sich darauf festgelegt, wer bei der Fußball-WM im deutschen Tor stehen wird und wer die Nationalmannschaft als Kapitän anführen darf. Nur verkünden möchte er seine Entscheidungen noch nicht.

Joachim Löw hatte sich am Pfingstsonntag was Hübsches einfallen lassen. Nicht für seine Mannschaft, sondern für die rund 200 Journalisten, die täglich zur Sportanlage Rungg pilgern. Seine Entscheidungen, wer die Mannschaft als Kapitän anführen wird und wer das deutsche WM-Tor hüten wird, seien gefallen, sagte Löw, doch - und das war der Haken an der Sache - er wollte es partout noch nicht sagen. "Wir haben uns intensiv Gedanken gemacht und sind uns einig. Ich habe mich entschieden", sagte Löw und schmunzelte, nachdem er verstummte.

Der 50 Jahre alte Bundestrainer hat also in zwei entscheidenden Fragen Antworten gefunden, nur wolle er bitteschön abwarten, "bis die Gruppe vollzählig ist", wie er es sagte. Am Dienstag und Mittwoch werden die sieben Spieler des FC Bayern München in zwei Tranchen anreisen und den vorläufigen deutschen WM-Kader in Eppan (Südtirol) komplettieren. Löw habe sich für diesen Ablauf entschieden, weil er mit den betreffenden Spielern noch Gespräche führen möchte. Er wird also denen, die sich Hoffnungen gemacht haben, erklären wollen, warum er sich anders entschieden habe, anschließend wolle er mit dem neuen Kapitän und der neuen Nummer eins sprechen. Anschließend werde Löw die Mannschaft in Kenntnis setzen. Am Ende der Kette kommen dann die Journalisten dran.

Die ganz großen Überraschungen dürften ausbleiben. Vieles spricht dafür, dass Philipp Lahm seinem früheren Münchner Mitspieler Michael Ballack als Mannschaftskapitän folgen wird, und der Schalker Manuel Neuer trotz seiner Jugend von erst 24 Jahren zum neuen deutschen WM-Torwart ausgerufen wird. Alles andere würde nicht so recht zu den Beobachtungen und Bemerkungen der vergangenen Tage auf Sizilien und Südtirol passen.

Es ist also damit zu rechnen, dass am Mittwoch oder spätestens Donnerstag die Entscheidungen dann auch offiziellen Charakter bekommen. Wenn die deutsche Mannschaft am Samstag in Budapest ihr vorletztes WM-Testspiel absolviert, soll Klarheit in diesen Fragen herrschen.

Bleiben noch zwei Fragen, die bis zum Ende der WM-Vorbereitung am 2. Juni zu beantworten sind: Welche drei Spieler werden zum 1. Juni den vorläufig 26 Spieler umfassenden Kader verlassen und die Heimreise antreten müssen? Und welche Spieler aus dem endgültigen WM-Kader (23) schaffen den Sprung in die Stammelf? Wenn Löw heute die drei Spieler benennen müsste, die das Team zu verlassen haben, käme er in große Schwierigkeiten, wie er sagte: "Im Augenblick erlebe ich alle Spieler äußerst lernwillig", sagte Löw, "sie sind alle permanent aufmerksam und alle investieren wahnsinnig viel." Niemand beschwere sich über die Härte des Trainings, obwohl Intensität und Umfang teilweise sehr hoch seien. "Vom Niveau her fällt niemand ab, ich spüre den Zug, der in allen Belangen drin ist - ich bin sehr zufrieden bis jetzt."

Diese Entscheidung werde sehr schwierig, sagte Löw: "Alle Spieler investieren hier mehr als hundert Prozent." Nicht zittern müsse der Stuttgarter Innenverteidiger Serdar Tasci, dem der Bundestrainer gestern verbal ein WM-Ticket überreichte. Man könne davon ausgehen, "dass er in den endgültigen Kader gehört", sagte Löw am Pfingstsonntag.

Unmissverständlich klar machte der Bundestrainer allerdings, dass er in personellen Angelegenheiten sich nicht die Meinung aus der Mannschaft einhole. "Das möchte ich keinem Spieler aufbürden. Solche personellen Entscheidungen, wie wer Kapitän, wer im Tor stehen und welche Spieler aussortiert werden, sind meine Angelegenheit. "Was aber unsere Spielanlage oder Trainingsinhalte anbelangt, hole ich mir schon auch die Meinung aus der Mannschaft ein, denn sie muss diese Dinge auch umsetzen."

Das einzige, was der Bundestrainer als störend einstuft, ist die späte Anreise der sieben Münchner Nationalspieler, die ein komplettes Mannschaftstraining erst ab kommenden Montag möglich machen, zwei Tage später endet allerdings schon das Trainingslager in Südtirol. Am 3. Juni absolviert die Mannschaft ihr letztes WM-Testspiel. In Frankfurt am Main ist dann Bosnien-Herzegowina der Gegner. "Wir wussten ja vorher, dass das Champions-League-Finale uns einige Möglichkeiten nimmt", sagte Löw. Dennoch kam für nie in Frage, die Bayern-Spieler früher zum Nationalteam zu beordern. Grundsätzlich hätte er die Münchner gern eher im Trainingslager gehabt, aber die Bayern-Spieler hätten zuletzt sehr viele Spiele und eine hohe mentale Anspannung mit den beiden letzten Finalspielen gehabt. "Wir wollen ja, dass sie noch vier, oder fünf Wochen Topleistungen bringen", sagte Löw, "da dürfen wir jetzt nichts falsch machen."

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