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WM-Wetter: Die Winter-WM

Es ist Fußball-WM - und trotzdem Winter. Zwar denkt man bei Afrika sofort an Sonne, doch spätestens am Abend wird es auch im südafrikanischen Winter kalt. Die Teams sind vorbereitet: Nicht nur die DFB-Elf hat Handschuhe und Mützen mit ans Kap gebracht.

Franck Ribéry & Co. holten zum Training am Dienstag die Handschuhe raus, den mehrmaligen Welttorhüter Gianluigi Buffon erwischte es bei acht Grad im strömenden Regen von Kapstadt und auch vor dem deutschen Teamhotel wurde schon gebibbert. Der südafrikanische Winter hat bei der Fußball-WM den Fröstel-Faktor steigen lassen. „Es ist kalt. In Serbien sind es jetzt 35 Grad. Darauf müssen wir vorbereitet sein“, stöhnte Serbiens Stürmerstar Marko Pantelic. Die Dänen ließen wegen Dauerregens sogar ihr Training in Knysna ausfallen.

Schon in der Vorbereitung hatten sich Bundestrainer Joachim Löw und sein Team auf die erste Winter-WM eingestellt. Zeugwart Thomas Mai versuchte, „auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein“. Darum wurden neben dicken Jacken und Mützen sogar Handschuhe mitgeschleppt. Weiße und schwarze Trikots gibt es auch in der Ausführung mit langen Ärmeln - die brauchten Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann & Co. bei ihren WM-Auftritten nicht. Diesmal ist's kühler, auch wenn es für die DFB-Kicker erst im dritten Gruppenspiel gegen Ghana richtig kalt werden dürfte. Die zweite Partie findet am Freitag in Port Elizabeth am Indischen Ozean um 13.30 Uhr statt.

Shootingstar Thomas Müller, der vom Temperatursturz überrascht wurde und zur Pressekonferenz am Dienstag in kurzen Hosen erschien, zeigte sich hart im Nehmen: „Darauf kann man sich einstellen.“ Der Deutsche Fußball-Bund hatte vor Turnierbeginn sogar eine Sauna für 15 Personen per Schiff nach Südafrika transportieren und im Mannschaftshotel installieren lassen. TV-Moderatoren mussten ihre Aufsager für die Frühsendungen allerdings außerhalb - bei ein Grad minus produzieren.

Auch wenn in Europa Afrika immer mit Sonne satt verbunden wird, jetzt ist auf der Südhalbkugel eben Winter. Nicht nur die Nächte sind in vielen Spielorten kalt. Selbst Hartgesottene freuen sich in den nicht zwingend winterfesten Häusern über Heizdecken. Am Dienstag waren in Südafrika zahlreiche Bergpässe in der Ostkap-Provinz wegen Schneefällen gesperrt. Nahe der Karoo-Stadt Graaff-Reinet bauten Urlauber nach Rundfunkberichten sogar Schneemänner.

Dick eingepackt in winterlichen Jacken verfolgte Ghanas Coach Milovan Rajevac am Dienstag das Training seiner „Black Stars“. „Der Wind ist ein großes Problem. Weder der Coach noch die Spieler trainieren gerne bei so viel Wind“, so der Serbe im Mogwase-Stadion. In Bloemfontein brachen die Temperaturen von 18 auf fünf Grad ein, bis zu minus drei Grad wurden vom Wetterdienst für die Nacht angekündigt. Alles kein Problem für Japans Coach Takeshi Okada: Weil es trocken bleibe, könne man sich gut darauf einstellen. Aber lange Hosen kamen auf den Trainingsplätzen überall wieder in Mode.

Im am Indischen Ozean gelegenen Durban, wo beim Deutschland-Spiel noch Frauen in Bikini-Oberteilen und Männer mit nacktem Oberkörper im Stadion gesehen wurden, hatte es sich auch abgekühlt. Es war zwar tagsüber immer noch deutlich wärmer als in den Höhenlagen von Johannesburg oder Pretoria, wo für Mittwoch trockener Frost erwartet wurde, aber die Zeit der Partys am welligen Strand war erst einmal vorbei.

Beim 1:1 der Italiener in Kapstadt gegen Paraguay holten einige weibliche Fans Ohrenschützer raus; und einer der sonnenverwöhnten Italiener zog sich gleich eine Blessur zu, die ganz gerne auch mal bei kühlem Wetter passiert. Buffon klemmte sich den Ischias-Nerv ein.

Zumindest vor der Partie gegen Nordkorea jammerten die Sonnen- Samba-Kicker aus Brasilien nicht über die Winter-WM. „In Portugal ist es auch kalt. Die Kälte beeinflusst unser Spiel nicht, wir kennen das ja vom Confederations Cup letztes Jahr. Wichtig ist, konzentriert zu sein und sich gut aufzuwärmen“, sagte Brasiliens Mittelfeldspieler Ramires (Benfica Lissabon). Und auch wenn die Franzosen betrübt beim Training auftraten, sie hatten in der WM-Vorbereitung beim Schneeschuhwandern schon kältere Temperaturen erlebt. (dpa)

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