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Sport: Galopp auf drei Hufen

Beim Preis der Deutschen Einheit in Hoppegarten ist White Lightning Favorit – zuletzt hatte er viel Pech

Berlin - Da stimmt etwas nicht. Dieser Gedanke schoss Uwe Stech durch den Kopf, als er White Lightning auf die Zielgerade einbiegen sah. Der vierjährige Schimmelhengst, der zuvor mit dem Sieg bei einem Gruppe-Rennen in Iffezheim groß aufgetrumpft hatte, blieb trotz guter Position auf dem sechsten Platz. So endete der Merrill-Lynch-Euro-Cup in Frankfurt am Main, eine Gruppe-II-Prüfung über 2000 Meter, für den Hoppegartener Stall zunächst mit einer herben Enttäuschung. Doch es gab dafür einen Grund, den Jockey Ratislav Juracek bereits unmittelbar nach dem Start bemerkte: White Lightning hatte sich ein Hufeisen abgetreten.

„Dass er dennoch so gut gelaufen ist, spricht für seine Klasse“, sagt Trainer Uwe Stech. Deshalb gaben er und Besitzer Peter Hanke sofort nach dem Malheur das nächste Ziel aus, den Start beim Preis der Deutschen Einheit auf dem heimischen Geläuf. Bei diesem Gruppe-III-Rennen am Dienstag über 2000 Meter, das mit 50 000 Euro dotiert ist und den diesjährigen Höhepunkt in Hoppegarten darstellt, trifft White Lightning erneut auf starke Konkurrenz. In dem Achter-Feld, das um 16 Uhr 35 startet, ragen der dreijährige Hengst Saddex (Jockey Torsten Mundry) sowie die gleichaltrigen Stuten Waleria (Viktor Schulepow) und Karavel (Kieren Fallon) heraus.

Uwe Stech, der in seinem kleinen Stall in Hoppegarten nur zwölf Pferde trainiert, setzt an diesem Tag aber nicht nur auf White Lightning. „Für Kieren Fallon, der direkt vom Prix de l’Arc de Triomphe aus Paris kommt, wo er mit Hurricane Run hinter Rail Link, Pride und Deep Impact den vierten Platz belegte, wurde noch ein zweiter Ritt in Hoppegarten gesucht. Ich bin sehr froh, dass er im sechsten Rennen mit Schelm starten wird“, sagt Uwe Stech. Doch nicht nur für Stech ist das Engagement des britischen Starjockeys Fallon etwas Besonderes, sein Erscheinen wertet auch den Galoppsport in Hoppegarten ungemein auf. Englands Buchmacher sprechen in diesem Zusammenhang häufig vom Fallon-Faktor. „Wenn er im Rennen ist, werden automatisch hohe Wetten getätigt“, ist in der „Sport-Welt“, der deutschen Galopp-Zeitung, über ihn zu lesen.

Genau das braucht Hoppegarten – wie auch jede andere Bahn in Deutschland – so dringend, zumal die Zukunft des traditionsreichen Areals vor den Toren Berlins noch immer nicht geklärt ist. Zurzeit läuft eine zweite Ausschreibung für den Verkauf, und der für die Rennorganisation beauftragte Hoppegartener Rennverein agiert als Pächter. Dennoch kann sein Vorsitzender Andreas Neue vor dem siebenten von acht Renntagen verkünden: „Bisher haben wir eine schwarze Null geschrieben.“ Für 2007 sind sogar zehn oder elf Renntage geplant. „Wir basteln schon am Sponsorship, obwohl wir nur ein Verein mit acht Leuten sind.“

Aushängeschilder wie White Lightning helfen, dass Hoppegarten in der Turfszene in aller Munde bleibt. „Mit diesem Pferd sind wir nicht am Ende seiner Leistungsfähigkeit angelangt“, sagt Stech, der noch nie bei Millionen-Dollar-Rennen wie in Hongkong oder Dubai war. „Das würde mich reizen“, sagt er, „aber ich fühle mich auch als kleiner Trainer wohl. Einen White Lightning hat man nicht alle Tage.“

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