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Sport: Gefangen im Mittelmaß

Warum Eintracht Frankfurt von vielen noch nicht ernst genommen wird

Michael Skibbe ist in Gelsenkirchen geboren und noch immer Vereinsmitglied des FC Schalke 04. Von einer besonderen emotionalen Bindung an die Heimat spricht der 45 Jahre alte Trainer von Bundesligist Eintracht Frankfurt bei jeder Gelegenheit. Insofern ist der Fußballlehrer eigentlich der ideale Widerpart, um sich heute dem Schalke-Erzfeind Borussia Dortmund in den Weg zu stellen. Zumal Skibbe eine herausragende Bilanz gegen die Dortmunder besitzt: 2,13 Punkte holte Skibbe im Schnitt, verlor nur eine von acht Partien gegen den BVB und verkündet tapfer: „Die Borussia kommt als meilenweit enteilter Tabellenführer. Mal sehen, wie wir sie ärgern können. Der allerschlechteste Ratgeber ist Angst.“

Trotz der Ausfälle der kompletten Innenverteidigung mit Maik Franz, Kapitän Chris und Marco Russ gibt sich Skibbe kämpferisch. Mutige Parolen sind halt Standard bei ihm, und lange in dieser Spielzeit sah es ja auch so aus, als würde seine Mannschaft diese rechtfertigen. Doch spätestens mit der schwachen Vorstellung beim 0:1 in Köln stehen die Frankfurter wieder dort, wo sie seit Jahren jeder erwartet: im Mittelmaß. Es ist die Krux dieses finanziell gesunden Klubs, dass er abgesehen vom Vorstoß ins Pokalfinale 2006 und einem kurzen Europapokal-Intermezzo in der folgenden Saison in der bundesweiten Wahrnehmung eben irgendwie am Ende immer als graue Maus erscheint.

Doch genau gegen dieses oberflächliche Urteil kämpft Heribert Bruchhagen vehement an. Der seit 2003 tätige Vorstandsvorsitzende betrachtet es als große Leistung, den nach Erfolgen lechzenden Traditionsverein nach dem Wiederaufstieg 2005 in der Bundesliga etabliert zu haben. Virulent würden von außen falsche Erwartungen geschürt. „Die Verantwortlichen wurden hier immer dazu gezwungen, Blütenträume zu entwickeln und somit unverantwortlich zu handeln“, erklärt Bruchhagen, „dieser Kreislauf hat der Eintracht 15 Jahre lang sehr geschadet.“

Das verrückte Tabellenbild sei zudem nur die berühmte Momentaufnahme. Bei einem Umsatz von 68 Millionen Euro (davon rund 27 Millionen Euro Personalkosten) sei nicht mehr machbar, erläuterte der 62-Jährige kürzlich. Für den Eintracht-Boss kommt es beinahe schon einem Tabubruch gleich, dass er nicht nur einem Winternachkauf für die ausgedünnte Abwehr gegen seine Überzeugung, sondern auch einer Überziehung des Etats bei einem Verlust von erwarteten drei bis fünf Millionen Euro zugestimmt hat. Nur wenn die Eintracht am Mittwoch im DFB-Pokal-Achtelfinale bei Alemannia Aachen weiterkommt, kann dieser noch entscheidend abgefedert werden. Zumindest wirtschaftlich ist diese Partie damit sogar weitaus bedeutender als die gegen Dortmund.

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