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Kaum zufrieden und sehr zufrieden. Michael Schumacher (l.) geht nach dem Rennen an Vettels Red Bull vorbei, Sieger Mark Webber posiert für die Fotografen. Fotos: AFP, dpa

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Sport: Gemischte Gefühle

Webber gewinnt Formel-1-Rennen in Barcelona, Vettel kämpft mit Problemen. Schumacher wird Vierter

Von Christian Hönicke

Seinen Humor hatte Sebastian Vettel nicht verloren. „Grüße an alle Mütter“, sagte der Red-Bull-Pilot, während sich seine finstere Miene kurz aufhellte. „Es ist euer Tag, genießt ihn. Unserer heute war es nicht.“ Zumindest war es nicht seiner gewesen. Der Formel-1-Vizeweltmeister war mit großen Ambitionen in den Großen Preis von Spanien in Barcelona gestartet, doch am Muttertag musste er seinem Teamkollegen Mark Webber gratulieren, der vor dem Ferrari-Fahrer Fernando Alonso gewonnen hatte. Vettel rettete sich nach einer „wilden Fahrt“ mit allerlei Problemen immerhin als Dritter ins Ziel, direkt vor Michael Schumacher, der als Vierter das beste Ergebnis seiner zweiten Formel-1-Karriere feierte.

Schumachers Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg, bisher WM-Zweiter, erlebte dagegen einen Sonntag zum Vergessen und trudelte als 13. ins Ziel. In der WM-Wertung bleibt Jenson Button mit 70 Punkten vorn, Vettel ist hinter Alonso Dritter (60), Rosberg fiel auf Rang fünf zurück (50), Schumacher (22) kletterte vom zehnten auf den neunten Rang.

Der Titelanwärter Vettel sortierte seinen dritten Platz irgendwo zwischen einer unverdienten Niederlage und einem glücklichen Unentschieden durch ein Eigentor ein. „Ich habe gemischte Gefühle“, sagte Vettel. „Der dritte Platz ist kein Desaster, und es ist gut, die Punkte mitzunehmen. Aber ohne das ganze Chaos wäre deutlich mehr drin gewesen.“ Schließlich war Red Bull nach dem fast außerirdischen Auftritt im Qualifikationstraining als Favorit ins Rennen gegangen.

Doch aus dem erwarteten Paarlauf des Red-Bull-Duos wurde nur eine Soloshow. Während Webber zum Sieg fuhr, kämpfte Vettel mal wieder mit seinem anfälligen Wagen. „Da ist einiges schiefgelaufen. Es scheint so, als gäbe es bei uns nur eine 50:50-Chance, heil durchzukommen. Diesmal war Mark dran.“ Sein Auto hingegen habe sich nicht gut angefühlt und kaum Grip gehabt, so dass er nicht einmal Lewis Hamilton abschütteln konnte. Den musste Vettel aufgrund eines zu frühen Boxenstopps vorbeiziehen lassen.

Elf Runden vor Schluss „sind mir auch noch die Bremsen flöten gegangen“. Vettel musste nach einem Tripp durchs Kiesbett erneut an die Box und rutschte sogar zurück auf Rang vier. „Ich hatte Glück, das Auto überhaupt noch nach Hause fahren zu können.“ Und er hatte noch mehr Glück, weil Hamilton noch mehr Pech hatte. Dem Briten flog in der vorletzten Runde der linke Vorderreifen auseinander, und Vettel rutschte aufs Podest.

Gemischte Gefühle gab es auch bei Mercedes. Zwar konnte sich Michael Schumacher einigen fahrerischen Ruhm für seinen vierten Platz ans Revers heften. Nach vier Niederlagen in Folge hängte er diesmal nicht nur seinen Stallrivalen Rosberg ab. Beim Rekordweltmeister blitzten sogar ein paar Erinnerungen an alte Großtaten auf, wenn auch weiter hinten im Feld als noch vor ein paar Jahren. Erst hängte Schumacher nach dem ersten Reifenwechsel den aus der Boxengasse stürmenden Jenson Button im McLaren mit einem Manöver ab, das Button unfair schimpfte: „Wenn ich nicht gebremst hätte, hätte es gekracht.“ Danach lieferte er sich einen packenden Zweikampf mit dem aktuellen Weltmeister. Mit ein paar Griffen in die entstaubte Trickkiste hielt er Button fast 50 Runden lang durch einen Dauerritt auf der Kampflinie hinter sich. „Es war schon sehr interessant. Ich habe ihm wenige Möglichkeiten geboten, mich zu überholen – so wie man das von mir halt auch erwartet“, sagte Schumacher. „So richtig viel Freude kommt dabei aber nicht auf.“ Der neue Silberpfeil entpuppte sich nämlich als der von Rosberg befürchtete „Rückschritt“. Der neue W01 konnte auf der Strecke von Barcelona nicht mit der Spitze mithalten. „Der Abstand ist im Augenblick einfach zu groß.“

Noch weniger Freude kam bei Nico Rosberg auf. Sein Wochenende schien wie verhext; der bisherige WM-Zweite erlebte nach den Problemen im Qualifying ein fast desaströses Rennen. Er fiel am Start vom achten Platz auf Rang elf zurück und hielt sogar die nicht gerade für ihre Lichtgeschwindigkeit bekannten Williams auf. „Ich weiß nicht genau, was da auf einmal passiert ist“, sagte Rosberg. „Bis dato war ich ja wirklich stark unterwegs. Hier aber war ich tierisch langsam.“ Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug hatte eine erste Erklärung: „Nico wurde am Start abgedrängt, danach war das Auto krumm.“

Tatsächlich musste er beim Boxenstopp zurückgerollt werden, weil eine Radmutter nicht festgezogen war. Die Höchststrafe folgte wenig später: Rosberg musste sich von Webber überrunden lassen, der an der Spitze einsam seine Bahnen zog. „Ich mache mir schon ein paar Sorgen, irgendwas ist nicht ganz richtig am Auto“, sagte Rosberg. „Beim letzten Rennen konnte ich noch mit Red Bull kämpfen, und jetzt sind wir im Nirgendwo.“

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