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Sport: Genetischer Bonus ohne Wirkung

Markus Babbel kann in München nicht gewinnen.

Nach 18 Minuten dieser unseligen Begegnung fühlte sich Markus Babbel in eine Zeit zurückversetzt, die noch gar nicht lang her ist, aber doch schon sehr weit weg: seine Zeit als Trainer in Berlin. „Es ging genauso los wie vor ein paar Monaten mit der Hertha. Man nimmt sich viel vor, spricht viele Dinge an, liegt aber nach einer Viertelstunde mit 3:0 zurück. Am Ende können wir froh sein, dass wir nur sieben Gegentore bekommen haben“, sagte der heutige Trainer der TSG Hoffenheim nach dem 1:7 (0:5) am Sonnabend beim FC Bayern München. Damals, vor knapp fünf Monaten, stand es sogar schon nach 13 Minuten 0:3, am Ende aber dafür auch nur 0:4.

Es heißt ja immer, Babbel habe das sagenumwobene „Bayern-Gen“, das Beschäftigte in der Fußballbranche ungefähr so unüberwindlich mache, wie das zweifelsfrei vorhandene Tischtennis-Gen die Chinesen vom Rest der Menschheit unterscheidet. Und dass er mit eben diesem genetischen Bonus gesegnet sei, mache ihn zum natürlichen Anwärter auf den Cheftrainerposten beim FC Bayern, heißt es auch immer mal wieder. Doch das ist vermutlich Unsinn. Babbel muss jetzt erst einmal beweisen, dass er auch längerfristig einen Verein aufbauen kann. Und da ist noch einiges zu tun. Sein Start in Hoffenheim war passabel, die Mannschaft spielte lebendiger und ansehnlicher als unter dem vorigen Trainer Holger Stanislawski. Aber trotzdem steht da nach einem Monat eine Zwischenbilanz von einem Sieg, drei Unentschieden und einer Niederlage; graues Mittelmaß eben. Alles beim Alten, könnten böswillige Beobachter hinzufügen.

Aber natürlich ist es noch viel zu früh, um Babbels Arbeit zu bewerten. Wohl auch deshalb bemühten sich die Hoffenheimer, nach dieser monumentalen Pleite in München frühzeitig zum Alltagsgeschäft überzuleiten. „Ich habe in der Halbzeit gesagt: Jungs, nutzen wir die zweite Halbzeit für das Spiel gegen Freiburg am Freitag“, sagte Trainer Markus Babbel. Vor der Pause hatten je zweimal Mario Gomez und Arjen Robben sowie Toni Kroos getroffen. „Das hat dann erst mal nur bedingt geklappt“, fuhr Babbel fort, „aber am Ende haben wir diese Halbzeit ja doch nur 1:2 verloren.“ Die übrigen Tore schossen erneut Gomez und Franck Ribéry sowie Luiz Gustavo per Eigentor, als kleinen Trost für seinen ehemaligen Arbeitgeber. Selbst Hoffenheims Manager Ernst Tanner, ein handfester Oberbayer und selten um ein klares Wort verlegen, gab sich milde: „Natürlich war das zu wenig heute. Aber es gibt da nichts groß nachzukarten. Nach so einem Spiel muss man einen Strich ziehen.“ Selbst die eigentlich obligatorische Videoanalyse dieses Spiels hielt er für überflüssig: „Was willst Du da groß analysieren?“

Der Appell zum großen Abhaken war durchaus verständlich im Sinne des Selbstschutzes. Aber Markus Babbel muss sich vielleicht doch noch ein paar Gedanken machen, wie er künftig seine Mannschaften auf Gastspiele bei seinem Heimatverein FC Bayern einstellt.

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