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Sport: Genial durch Gehirntraining

In unserer Serie widmen wir uns Körperstellen, die beim Ausüben einer Sportart von Bedeutung sind. Heute beenden wir die Serie mit dem Gehirn beim Schach.

In unserer Serie widmen wir uns Körperstellen, die beim Ausüben einer Sportart von Bedeutung sind. Heute beenden wir die Serie mit dem Gehirn beim Schach.

Schachspielen ist wie Reden in einer Fremdsprache. Zug für Zug müssen sich die Spieler die wichtigsten Stellungen merken und sie miteinander kombinieren. „Das funktioniert wie beim Erlernen von Vokabeln und dem Zusammenfügen zu ganzen Sätzen“, sagt Thomas Elbert, Gehirnforscher an der Universität Konstanz. Großmeister nutzen dabei ihr Gehirn auf eine besondere Weise: Sie speichern die Informationen direkt in der Großhirnrinde ab, dem Netzwerk des Gehirns. Spieler wie Weltmeister Wladimir Kramnik haben dort zwischen 50 000 und 100 000 Schachkonstellationen vermerkt. Forscher Elbert sagt: „Großmeister sind Genies, man kann sie mit Goethe vergleichen.“ Der Schriftsteller hatte 50 000 Worte in seinem Gehirn gespeichert und systematisch seinen Sprachschatz erweitert.

Das Schwierigste beim Schach ist die Verknüpfung der Konstellationen. Je aktiver die Großhirnrinde eines Spielers ist, desto besser kann er kombinieren und sich kommende Züge vor seinem geistigen Auge vorstellen. Versuche haben gezeigt, dass Profispieler sich sogar jeden beliebigen Aufbau auf einem Schachbrett merken können, wenn sie zuvor nur einen Blick darauf geworfen haben. Einzige Bedingung: Die Figuren dürfen nicht willkürlich oder regelwidrig aufgestellt sein, die Anordnung muss aus Sicht eines Schachspielers einen Sinn ergeben.

„Strategien schnell zu erkennen und zu ersinnen – das macht die Genialität eines Schachspielers aus“, sagt Elbert. Der Neuropsychologe, der selbst gern Schach spielt, hat in einer Studie herausgefunden, dass Amateurspieler ihr Gehirn anders nutzen. Auch sie versuchen, sich die Züge wie Vokabeln zu merken, können sie aber nicht dauerhaft in der Großhirnrinde abspeichern. Sie sind nur in der Lage, zwei oder drei Züge im Voraus zu denken. Ihre Gehirnzellen bauen die Verknüpfungen zügig wieder ab.

Profispieler trainieren täglich ihr Gehirn mit immer neuen Spielvarianten. Kopfschmerzen bekommen sie davon nicht. „Schädlich wird das viele Denken höchstens, wenn man dabei nicht entspannt sitzt“, sagt Elbert. „Dann kann auch einem Schachspieler mal der Kopf weh tun.“ ide

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