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Sport: Gesichtet und gesiebt

Wie der DFB Talente fördern will

Hin und wieder irrt man sich, dass darf auch dem Pressechef des DFB passieren. „Den Giovanni brauche ich ja niemandem mehr vorzustellen“, sagte Harald Stenger, als er in Richtung des Mitglieds der Retorten-Popband Bro’Sis zeigte, die den DFB bei dessen Talentförderprogramm begleitet. Nicht allzu viele Anwesende wussten etwas anzufangen mit dem Gesicht, das unter einem schwarzen Piratentuch hervorschaute, also erzählte der junge Mann selbst ein wenig von sich und gewährte bereitwillig Einblick in seine eigene sportliche Vita. „Ich habe lange selbst Fußball gespielt, in der Jugend beim SSV Reutlingen“, recht ambitioniert sei er da gewesen, ganz so, wie es sich der DFB bei seinem in dieser Saison angelaufenen Projekt von den geförderten Jungspielern erhofft. Giovanni hat es immerhin in die Landesliga geschafft, einiges mehr noch traut der DFB seinem Nachwuchs zu. „Wir erhoffen uns erste Ergebnisse für die EM 2008 und die WM 2010“, sagt Bundestrainer Skibbe.

Ergebnisse, das heißt: ausgebildete Nationalspieler. Das Konzept der groß angelegten Talentsichtung entstand nach der Europameisterschaft 2000 in Belgien und den Niederlanden. Die deutsche Elf hatte beim damaligen Vorrunden-Aus drei Spiele lang demonstriert, dass es sich der DFB nicht leisten kann, auch nur einen einzigen begabten Jugendspieler zu ignorieren. Das erfolgreiche Abschneiden bei der WM 2002 hat den Blick der Verantwortlichen nicht getrübt. Emsig strickte der DFB ein flächendeckendes Netz zur Sichtung und Förderung junger Spieler: 29 Trainern gab der Verband eine Festanstellung, insgesamt wurden gar 1200 Übungsleiter verpflichtet. 22 000 Spieler zwischen elf und 17 Jahren, so das ehrgeizige Ziel, sollen in den Trainingsgruppen republikweit ausgebildet werden. Giovanni findet das gut, schließlich sei das „auch so etwas wie ein Casting“, so ähnlich habe sich seine Gruppe ja auch gefunden. Und die hat Erfolg.

Neben einer erheblich größeren Kapazität unterscheidet sich das Projekt von vorherigen in seiner Ausrichtung. Das Angebot gilt bis auf Ausnahmen nur für Spieler, die nicht in den Nachwuchsmannschaften der Bundesligavereine spielen. „Wir wollen den talentierten Spielern aus kleineren Vereinen die Chance zu einer ähnlichen Ausbildung bieten“, betonte Skibbe. Das Ganze sei keineswegs eine geschlossene Gesellschaft. „Es wird gesiebt, und einige werden wir an die Bundesligisten verlieren“, glaubt Skibbe.

Gleichzeitig solle immer wieder neuen Anwärtern eine Chance geboten werden, sich zu beweisen. Giovanni zählt nicht mehr zum Adressatenkreis; zu alt, er weiß das, und er trägt es mit Fassung. Dennoch will er von dem DFB-Projekt mit dem neuen Song profitieren. „Wir hoffen auf einen guten Chart-Einstieg.“ Zumindest ein kleiner Trost wäre das.

Daniel Pontzen

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