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Sport: Gewinnwarnung zum Spitzenspiel

Vor dem Duell zwischen Dortmund und Bayern steht die Borussia als wirtschaftlicher Verlierer fest

Wie gerne würden sie bei Borussia Dortmund die Zeit ein wenig zurückdrehen bis zu jener Epoche, die von Mitte der Neunziger bis zu den ersten beiden Jahren des neuen Jahrtausends reichte. Damals hatten sich die Westfalen zum großen Rivalen der Bayern aus München aufgeschwungen. Doch die Zeiten, in denen im Revier Geld und Trophäen gesammelt wurden, sind vorbei. Wenn die Bayern heute zum Gastspiel ins Westfalenstadion einlaufen, wird nur die in der Fußball-Bundesliga mit 83 000 Zuschauern einzigartige Kulisse davon zeugen, dass hier zwei Vereine aufeinander treffen, die sich noch vor kurzem auf Augenhöhe begegnet sind.

Seit dem letzten Meisterschaftsgewinn des BVB haben sich die Wege der beiden Vereine signifikant getrennt: Während die Bayern weiter oben mitspielen und auch nach einem verpatzten Jahr ohne Titel ihren Stammplatz in der Champions League für sich beanspruchen, repräsentieren die Dortmunder allenfalls noch gehobenes Mittelmaß. Im UI-Cup sind sie früh gescheitert, in der Liga holprig gestartet. Auch wirtschaftlich sind die Perspektiven schlecht. Längst ist entlarvt worden, dass sich die Führungsriege um Präsident Gerd Niebaum und Manager Michael Meier im ehrgeizigen Streben, an den Bayern vorbeizumarschieren, verrechnet hat. Mit fehlender wirtschaftlicher Weitsicht und mangelndem unternehmerischen Kalkül haben die Macher einen in der Geschichte der Bundesliga einzigartigen Schuldenberg aufgehäuft. Die einst bejubelte und für elf Euro ausgegebene BVB-Aktie notierte am Freitagabend gerademal bei 2,36 Euro.

Eines der Beispiele für den Größenwahn, mit dem in Dortmund der Erfolg erzwungen werden sollte, war die Verpflichtung von Torsten Frings vor zwei Jahren. Der wäre 2003 ablösefrei zu haben gewesen, doch weil die Dortmunder ihn sofort wollten, überwiesen sie elf Millionen Euro an Werder Bremen. Mittlerweile ist der Nationalspieler nach München weitergezogen, für neun Millionen Euro. Die existenzbedrohenden Geldsorgen sind die Ursache dafür, dass Stars nicht mehr geholt, sondern abgegeben werden. Für Verärgerung bei Dortmunds Führung hatte Frings bei seinem Abgang mit der Bemerkung gesorgt, beim BVB sei in der vergangenen Saison „alles drunter und drüber“ gegangen. Doch als Strafe erwarten ihn heute höchstens ein paar Pfiffe der Dortmunder Fans.

Besonders fein war der verbale Tritt des Mittelfeldakteurs nicht, einen beträchtlichen Wahrheitsgehalt beinhaltet die Kurzanalyse dennoch: In regelmäßigen Abständen erreichen die Öffentlichkeit neue Hiobsbotschaften über Außenstände in Millionenhöhe. So enthüllten die „Ruhr-Nachrichten“ zu Wochenbeginn, dass die Kommanditgesellschaft auf Aktien bis Jahresende insgesamt vier Millionen Euro zur Rückabwicklung des Vertrages über die Namensrechte am Westfalenstadion an die Commerzbank-Tochter Assunta überweisen muss. Zudem wird eine Gewerbesteuerzahlung an die Stadt Dortmund in Höhe von fünf Millionen Euro fällig. Manager Meier sprach in diesem Zusammenhang von einer „gewaltigen Nummer“.

Die Auftritte der Fußballer treten bei einer solchen Nachrichtenlage natürlich in den Hintergrund. Immerhin eines haben die Dortmunder dabei mit den Gästen aus München gemeinsam: Beide Vereine benötigen dringend drei Punkte, um nicht frühzeitig den Anschluss an die Spitze zu verpassen.

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