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Sport: Gewonnen wie die wahren Bayern

Der Deutsche Meister schlägt Borussia Dortmund zum Bundesliga-Auftakt sicher 2:0

Nach fünf Minuten und neun Sekunden trabte Philipp Lahm am Mittelkreis entlang, passiv, das Spiel fand in jenem Augenblick einige Dutzend Meter entfernt von ihm statt. Er war also nicht in Ballbesitz, zog nicht in den Strafraum ein, erst recht drosch er den Ball nicht per brachialem Spannstoß via Innenpfosten ins Tor. Spätestens da war klar, dass sich nicht alles von der Weltmeisterschaft auf das nationale Alltagsgeschäft würde übertragen lassen, auch wenn sich die Verantwortlichen der Deutschen Fußball Liga zuvor alle Mühe gegeben hatten. Eine vielköpfige Tanzgruppe, Fahnenträger und die Popkapelle Reamonn sorgten für eine von den Fans weitgehend unbeachtete Miniaturvariante der WM-Eröffnungsfeier; selbst die Nationalhymne wurde vor dem Anpfiff gespielt – ein Novum in 43 Jahren Bundesliga, das auch die Teilnehmer aus Brasilien, England oder Holland mannhaft ertrugen.

Bei ihrem anschließenden Versuch, ähnlich wie ehedem die DFB-Elf beim 4:2 gegen Costa Rica Lust auf mehr zu machen, konnten vor allem die Bayern überzeugen: Zum Bundesliga-Start besiegten sie – 63 Tage nach dem WM-Auftakt an selber Stelle – Borussia Dortmund verdient mit 2:0 (1:0).

Die Bayern hatten einiges wieder gut zu machen. Für die desolate Leistung beim 0:3 im Test gegen 1860 München Anfang der Woche brachten die Bayern-Fans wenig Toleranz auf. „Für Euch ein Spaßderby, für uns ein Debakel. Schämt Euch!“ , hatten sie ihren Stars vor dem Anpfiff auf einem Großtransparent mitgeteilt. Neuzugang Lukas Podolski, der in der Vorbereitung kein Tor für Bayern erzielt hatte, durfte bei dem Kompensationsversuch erst in den letzten beiden Minuten teilnehmen, Trainer Felix Magath ersetzte ihn überraschend durch Roque Santa Cruz. Im offensiven Mittelfeld durfte sich im ersten Spiel der Nach-Ballack-Ära Owen Hargreaves versuchen, dahinter agierte Andreas Ottl.

Von Beginn an schien es, als habe die Elf den Appell der Anhänger verstanden. Ganze 25 Sekunden lief das Spiel, als Roy Makaay den Ball von der Strafraumgrenze an den Pfosten knallte. Der Niederländer war der Mann der ersten Hälfte. Nach sechs Minuten konnte Roman Weidenfeller sein Geschoss aus kurzer Distanz noch mit Mühe abwehren, beim dritten Versuch des 31-Jährigen hatte Dortmunds Torwart keine Chance: Makaay setzte den Ball aus 16 Metern platziert ins rechte Toreck.

Die Führung war verdient, wenngleich sich die Gäste nach einer Viertelstunde zunehmend vom Druck der Bayern befreit hatten und sanft andeuteten, dass sie tatsächlich nach München gekommen waren, um zu gewinnen. Wie Sebastian Kehl, der vor seinem verletzungsbedingten Ausscheiden („Nur eine Fleischwunde“, wie Trainer Bert van Marwijk sagte) nach einer Direktkombination aufs Tor schoss. Willy Sagnol lenkte den Ball versehentlich an die Latte, im Nachsetzen scheiterte Alexander Frei (15.). Eine zweite Großchance ergab sich, als Zugang Nelson Valdez nach schlampigem Hargreaves-Rückpass frei zum Schuss kam, Oliver Kahn aber bestand die erste Prüfung in seinem 500. Bundesliga-Spiel tadellos.

Die Bayern blieben spielbestimmend, wenngleich das Anfangstempo ein wenig nachließ, was angesichts zwölf beteiligter WM-Akteure kaum überraschte.

Kurz nach der Pause aber legten die Bayern nach: Lahm passte von links zurück auf Schweinsteiger, der aus 18 Metern das 2:0 erzielte. Fortan drängte Dortmund auf den Anschluss, die beste Möglichkeit vergab erneut Valdez: Kahn parierte seinen Schuss glänzend. Ansonsten kamen die Hausherren selten in Bedrängnis und demonstrierten, dass mit ihnen trotz der personellen Veränderungen wieder zu rechnen ist. „Wir werden wohl erst Mitte September den wahren FC Bayern erleben“, hatte Magath vor der Partie angekündigt. Mit einem solch souveränen Start hatte offenbar selbst der Trainer nicht gerechnet.

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