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Sport: Geyers Sturzflug

Der Cottbuser Trainer macht die Spieler verantwortlich

Von Oliver Trust

Kaiserslautern. Aus dem Fanblock drangen Schmähgesänge herüber. Unten am Spielfeldrand lief Eduard Geyer in Richtung Kabinen und sah unglücklich aus. Sein Gesicht war blass. „Es ist ein Stück eine Welt zusammengebrochen“, sagte der Trainer von Energie Cottbus. Auf der Videotafel wiederholten die Regisseure des Stadion-Fernsehens alle vier Treffer des 4:0-Sieges des 1. FC Kaiserslautern, als wollten sie Geyer und seine überforderte Mannschaft noch einmal ärgern. „Dass sich Spieler an keine Abmachung halten, ist betrüblich“, sagte Geyer. „Am Ende waren einige überfordert“.

Für sich selbst will er das nicht gelten lassen. „Ich werfe die Brocken nicht hin“, sagte er, als die x-te Frage nach seiner Zukunft fiel. Er sagte aber auch: „Die Lage war noch nie so ernst.“ Tabellenletzter. Fünf Tore erzielt, weniger als alle anderen. 20 Gegentore, mehr als alle anderen. „Es fehlt die spielerische Klasse“, sagte Geyer. Seit Juni 1994 ist er Trainer in Cottbus. Er stieg mit Energie auf. Erst Zweite Liga, „dann zwei Jahre Bundesliga, in denen es immer knapp war, wir uns aber immer gerettet haben“.

Diesmal könnte es anders sein. So offen wie in dieser Saison wurde selten über seinen Rauswurf gemutmaßt. „Darüber kann ich nicht reden“, sagte Geyer. Er sprach lieber über die Versäumnisse seiner Mannschaft. „Wenn sich keiner mehr an das hält, was abgesprochen ist, dann brauchen wir keinen Gegner mehr zu beobachten. Das Geld können wir sparen“. Über die zweiwöchige Pause sei er gar nicht froh. „Bei einem Punkt wäre das so gewesen. Aber jetzt müssen wir 14 Tage über die Situation nachdenken.“ Geyer war auf hundertachtzig.

In dem Moment machte er nicht einmal vor Kritik an Präsident Dieter Krein halt. „Der hat mir nichts diktiert. Wir reden zwar viel miteinander, aber wenn man nicht erfolgreich ist, Emotionen da sind und einem Mikrofone entgegengestreckt werden, muss man auch mal an so einem Ding vorbeilaufen“. Krein, so hatte ein TV-Reporter Geyer gefragt, mische sich jetzt schon in sportliche Dinge ein. „Ein paar Stunden später tut einem so etwas dann wieder Leid, aber es hat keinem geholfen.“ Eduard Geyer war bedient. Restlos. „Das macht nun wirklich keinen Spaß.“

Lange 27 Minuten brauchte Geyer, um den völlig überforderten Gregg Berhalter von seinem Schicksal als Bewacher von Nationalspieler Miroslav Klose zu erlösen. Da hatte Klose nach 17 Minuten schon die 1:0-Führung erzielt. Über seinen Nachfolger Faruk Hujdurovic konnte und wollte Geyer ebenfalls nichts Positives sagen. „So wie wir geschwommen sind, ist er mitgeschwommen, nur der Anfang war in Ordnung.“ Geyers negative Einschätzung mag durch Hujdurovics Eigentor in der 76. Minute weitere Nahrung erhalten haben. Vielleicht auch durch Kloses zweiten Treffer. „Der reagiert als Einziger, wir schauen zu. Da machen sich Qualitätsunterschiede bemerkbar.“

Die Cottbuser Innenverteidigung kam oft einen Schritt zu spät. Hätte Tomislav Piplica nicht, abgesehen vom Tor durch Knavs zum 2:0, großartig gehalten, es hätte ein noch größeres Debakel gegeben. Und der Sturm um Paulo Rink und Marko Topic brachte nichts zustande. Berhalter hatte Pech bei seinem Kopfball, und Topic, allein vor dem Tor, vergab kläglich. „Wenn du so weit unten drin stehst, fehlt das Selbstvertrauen, und du wirst schnell nervös", sagte Geyer.

Nun muss er abwarten, ob ihm die Vereinsführung die Rettung des Schlusslichtes noch zutraut. „Wir gehen den Weg von Freiburg und Finke. Wenn, dann steigen wir gemeinsam ab, starten in Liga zwei den Neuaufbau“, sagte Manager Klaus Stabach der „Bild am Sonntag“. Ein fertiger neuer Vertrag für Geyer liege bereits in der Schublade. Sicherheit kann das Geyer nicht geben.

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