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Historisches am Weissenhof. Kohlschreiber könnte als erster Deutscher seit Michael Stich 1991 in Stuttgart siegen. Foto: dpa

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Sport: Glanzlicht im Keller

Kohlschreiber im Finale, doch Becker kritisiert.

Stuttgart - Philipp Kohlschreiber steht nach einer weitgehend überzeugenden Vorstellung erstmals im Endspiel des Stuttgarter Tennisturniers. Der Weltranglisten-25. bezwang am Samstag den Rumänen Victor Hanescu abgesehen von einer kleinen Schwächephase ohne große Probleme 6:3 und 6:3. „Das ist schön. Ich hoffe, dass ich mich als Sieger verewigen kann“, sagte Kohlschreiber. „Bis auf einen kleinen Augenblick habe ich hervorragend gespielt.“ Im Finale am Sonntag trifft der 29 Jahre alte Augsburger auf den Italiener Fabio Fognini.

Kohlschreiber ist seit 1999 der erste Deutsche, der in Stuttgart wieder um den Sieg spielt. Thomas Haas hatte vor 14 Jahren allerdings verloren. Der dieses Mal auf dem Weissenhof topgesetzte Weltranglisten-Elfte war am Freitag im Viertelfinale überraschend gegen Fognini ausgeschieden. Letzter deutscher Sieger bei dem Sandplatzturnier war Michael Stich 1991.

Kohlschreiber hatte nach kleinen Anlaufschwierigkeiten das Match gegen den Weltranglisten-51. sicher im Griff. Mit einem Break zum 3:2 schaffte der deutsche Davis-Cup-Spieler die Basis für den Satzgewinn. Nach 38 Minuten glückte ihm vor 4200 begeisterten Zuschauern auf dem ausverkauften Center Court mit einem erneuten Break das 6:3.

Im zweiten Durchgang schien der an Nummer zwei gesetzte Kohlschreiber mit seinem Break zum 2:0 die Vorentscheidung herbeigeführt zu haben. Hanescu tat sich nun sehr schwer und verhinderte anschließend nur mit Mühe den nächsten Aufschlagsverlust. Das 1:3 gab dem großen Rumänen anschließend offensichtlich viel Selbstbewusstsein und Kohlschreiber kam plötzlich aus dem Tritt. Er verlor seinen Aufschlag zum 2:3, kassierte das 3:3 und konnte nur mit viel Glück das nächste Break zum 3:4 verhindern.

„Ich konnte nach dem 3:3 zum Glück den Spieß umdrehen, als Victor zwei Breakbälle hatte“, sagte Kohlschreiber. Die zwei abgewehrten Breakbälle brachten dem Augsburger sein Selbstvertrauen zurück. Angefeuert von den Fans spielte er nun wieder sicherer und nahm Hanescu erneut das Service zum 5:3 ab. Der Matchgewinn war nur noch Formsache. „Es wäre schön, das deutsche Turnier zu gewinnen“, sagte Kohlschreiber. Bei seinen Siegen in München 2007 und 2012 hatte er dieses Gefühl schon auskosten dürfen.

Im Finale gegen Fognini rechnet Kohlschreiber mit „einer sicher schweren Aufgabe. Fabio hat seinen Gegner dominiert.“ Fognini hatte zuvor Roberto Bautista-Agut in 55 Minuten mit 6:1, 6:3 bezwungen. Der italienische Weltranglisten-31. geriet gegen den spanischen Qualifikanten nie in Gefahr.

Trotz Kohlschreibers Finaleinzug kritisierte Boris Becker auf dem Weissenhof das Niveau des deutschen Männer-Tennis stark. „Wir sind leider im Tal der Tränen. Wir haben nicht das Niveau von vor 15 Jahren“, sagte der dreimalige Wimbledonsieger. „Wir sind im Keller eine Stufe nach oben gekommen.“ Nur dem 35 Jahre alten Thomas Haas bescheinigte der ehemalige Weltranglisten-Erste „absolute Weltspitze“. Die aktuelle deutsche Nummer eins habe trotz vieler Operationen „ein grandioses Comeback“ gefeiert. Kohlschreiber und Florian Mayer hätten Momente, wo sie Weltspitze seien, aber beiden fehle es an Konstanz. dpa

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