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Sport: Glück durch Leidenschaft

Deutsche Hockey-Frauen wollen heute Gold – die Männer spielen um Bronze

Das abendliche Ritual wiederholt sich jetzt schon seit gut zwei Wochen. Caroline Casaretto und Tina Bachmann haben sich in ihrem Doppelzimmer im Olympischen Dorf gewaschen und die Zähne geputzt. Die beiden HockeyNationalspielerinnen liegen in ihren Betten, und Casaretto fragt ihre Kollegin: „Kannst du dir das vorstellen – wir beide mit einer Medaille um den Hals?“ Das ist nun kein Wunschtraum mehr. Nach dem Halbfinalsieg gegen China wird es heute eine Medaille geben für die deutschen Frauen, nach dem Finale gegen die Niederlande (19.30 Uhr). Vom Endspiel können die deutschen Männer dagegen nur noch träumen: Gestern verloren sie im Halbfinale 2:3 (1:1) gegen die Niederlande.

Weil Torfrau Louisa Walter im Siebenmeterschießen zwei Schüsse der Chinesinnen hielt, haben die Frauen nun im Gegensatz zu den Männern noch die Chance auf Gold. In der Vorrunde unterlag die deutsche Mannschaft den Holländerinnen allerdings 1:4. Für Markus Weise ist die deutliche Pleite inzwischen aber ohne Wert. „Es kann nicht sein, dass wir Korea und China schlagen und dann gegen Holland wieder 35 Minuten lang die Hosen voll haben“, sagte der Bundestrainer. „Ich glaube, das Spiel wird anders.“ Deutschland und Holland verbindet eine ausgeprägte gegenseitige Antipathie, doch kurioserweise ermöglichten die Niederländerinnen den Deutschen mit ihrem 1:0 über Australien am letzten Vorrundenspieltag überhaupt erst den Einzug ins Halbfinale.

Mitentscheidend für den Ausgang des Endspiels wird das Resultat von Markus Weises nächster „interaktiver Runde“ sein. Schon vor dem Halbfinale musste der Chefcoach seine Spielerinnen zusammenrufen und in aller Ruhe fragen: „Was ist das eigentlich für ein Spiel? Eines, das man locker verlieren kann? Oder die nächste Chance, das eigene Glück noch einmal zu steigern?“ Schnell einigten sich alle auf die Variante Glückssteigerung. „Wir müssen immer erst mit dem Arsch auf Grundeis, bevor wir was bringen“, sagte auch Stürmerin Heike Lätzsch zum bisherigen Turnierverlauf.

Jede Menge Leidenschaft hat die deutschen Hockey-Frauen schon gegen die auffallend emotionsfreien Chinesinnen ans Ziel gebracht. Jetzt stehen sie im Endspiel und können nur noch gewinnen. Und nach dem Finale ihr abendliches Ritual beenden.

Für die Männer bleibt dagegen die Hoffnung auf die Bronzemedaille. Der Welt- und Europameister spielt am Freitag (17.00 Uhr) gegen die Spanier, die im Halbfinale Australien 3:6 unterlagen. Der Krefelder Matthias Witthaus hatte das deutsche Team gestern gegen die Niederlande bereits in der 3. Minute in Führung geschossen. Die Holländer konnten aber durch einen Siebenmeter von Taeke Taekema nur zwei Minuten später ausgleichen und gingen danach durch Marten Eikelboom (48.) in Führung, Teun de Nooijer erhöhte auf 3:1 (52.). Christoph Bechmann sorgte mit seinem Treffer (58.) nochmal für Spannung, die Wende gelang dem deutschen Team in der Schlussphase trotzdem nicht mehr.

„Wir sind unheimlich traurig“, sagte Bundestrainer Bernhard Peters. „Die Mannschaft hat alles gegeben, aber zwei Gegentore in zwei Minuten haben uns weit zurück geworfen. Insgesamt waren die Holländer effektiver.“ Trotzdem, nach dem die Frauen mindestens Silber sicher haben, wollen auch die Männer noch für einen kleinen Erfolg sorgen. „Jetzt ist Platz drei das große Ziel, eine Medaille wollen wir auf jeden Fall“, sagt Peters.

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