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Sport: Glücklich verloren

Trotz des 1:2 gegen Russland ist Griechenland weiter

Siebzehn Minuten waren gespielt im Algarve-Stadion in Faro, als Otto Rehhagel in seinem schwarz-blauen Trainingsanzug von der Bank aufsprang und sofort drei Spieler zum Warmlaufen schickte. Russland hatte im entscheidenden Spiel der Gruppe A gerade das 2:0 gegen Griechenland erzielt. Drei Minuten vor der Halbzeit wechselte Rehhagel dann Mittelfeldspieler Vassilios Tsiartas für den schwachen Spielgestalter Angelos Basinas ein. Wenig später traf Zisis Vrysas zum wichtigen 1:2-Anschlusstreffer – ein Ergebnis das den Griechen zum Weiterkommen reichte.

Das Spiel hatte für die bei dieser Europameisterschaft bisher so stark aufspielenden Griechen allerdings katastrophal begonnen. Nach nur zwei Minuten schlug Konstantinos Katsouranis im Abwehrzentrum über den Ball, und Russlands Stürmer Dimitri Kiritschenko erzielte bei seinem ersten Spiel bei dieser Europameisterschaft das erste Tor für Russland. Obwohl die Russen schon vor dem Spiel keine Chance mehr auf das Erreichen des Viertelfinales hatten, waren sie bemüht, die vielen russischen Fans im Stadion für die Niederlagen in den ersten beiden Spielen zu entschädigen. Das gelang der Mannschaft mit Offensivfußball, den die Fans in den Spielen gegen Spanien und Portugal vermisst hatten.

Griechenland dagegen, das erstmals bei diesem Turnier als Favorit in ein Spiel gegangen war, kam auch nach dem frühen Rückstand nicht ins Spiel, obwohl Rehhagel mit Dimitrios Papadopoulus, dem Torschützenkönig der griechischen Liga, erstmals einen dritten Stürmer aufgestellt hatte. Die Russen profitierten nur wenig später von einem weiteren Fehler der griechischen Abwehr. Nach einem Eckball war Dimitri Bulykin ungedeckt und traf mit einem sehenswerten Flugkopfball zum 2:0.

Ausgerechnet im scheinbar leichtesten Spiel sahen die nur etwa 1000 griechischen Fans im Stadion die bisher mit Abstand schwächste Leistung ihrer Mannschaft bei dieser Europameisterschaft. Vor allem im Mittelfeld kontrollierte Russland das Spiel, wirkte frischer, schneller und gewann mehr Zweikämpfe. Immer wieder kamen die russischen Stürmer gefährlich vor das Tor. Andrej Karjaka hätte nach einer verunglückten Abwehr des später ausgewechselten Basinas sogar das 3:0 erzielen können. Es wäre verdient gewesen und hätte die sicher geglaubte Viertelfinalteilnahme doch noch in Gefahr bringen können.

Doch so konnte Rehhagel rechtzeitig auswechseln, in der Hoffnung mit Tsiartas mehr Ruhe ins Mittelfeld zu bringen. Es gelang ihm, nicht nur, weil wenig später das für die Tordifferenz entscheidende 1:2 fiel. Vor allem in der zweiten Halbzeit war Griechenland entschlossener und sicherer im Spiel nach vorne und drängte auf den Ausgleich. Russland versuchte nun durch Konter zu gefährlichen Situationen zu kommen. Doch das gelang der Mannschaft seltener als in der ersten Halbzeit. Dennoch musste Rehhagel zittern. Ein 1:3 hätte das Aus bedeutet. Immer wieder hüpfte der Trainer aufgeregt an der Seitenlinie herum, als könne er der Mannschaft mit seinen hektischen Handbewegungen tatsächlich helfen. Vier Minuten vor dem Ende hatte Kiritschenko die große Chance zum 3:1, rutschte aber knapp am Ball vorbei.

Dann hatte Griechenland das Spiel überstanden und konnte über die erste Viertelfinalteilnahme in der EM-Geschichte jubeln. Um dort erfolgreich zu sein, werden sie sich steigern müssen.

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