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Sport: Gnadenloser Kampf dem Lumbricidae (Glosse)

Der Übeltäter heißt Lumbricidae und gehört zu den Wenigborstern. Er benutzt seinen kegelförmigen Kopflappen auch als Erdschaufel.

Der Übeltäter heißt Lumbricidae und gehört zu den Wenigborstern. Er benutzt seinen kegelförmigen Kopflappen auch als Erdschaufel. In einem Hektar gesunden Ackerlandes tummeln sich 100 000 seiner Art, in einem Jahr können sie 500 Zentner Erde bewegen. Wenn es richtig kalt ist, verharren sie in einer Art Winterstarre. Die höheren Bodenschichten steuern sie im Frühjahr an, in starken Regenperioden treibt sie Atemnot noch weiter nach oben.

Die Rede ist vom gemeinen Regenwurm. Den Gärtner erfreut er, wenn er im Komposthaufen sein Werk tut. Wehe aber, wenn er woanders herumkrabbelt, beispielsweise auf und unterm Rasen des Berliner Olympiastadions. Dann zieht er sich den Zorn jener zu, die sonst mit einem gepflegten Flachpass für Raunen sorgen. Der von Lumbricidae mit geballter Kraft gemeinerweise schwammig und rutschig gemachte Untergrund steht dann den Fußballkünsten entgegen. So wie am Sonnabendnachmittag. Da schimpften Freund und Feind vereint, die aus der wirklichen und die aus der heimlichen Hauptstadt. Es hätte nicht viel gefehlt und Ottmar Hitzfeld hätte den Kleinen mit den Chitinborsten die Schuld daran gegeben, dass seine Bayern den arg geschundenen Rasen nicht als Sieger verlassen hatten.

Nun flüstern einige hinter vorgehaltener Hand, Peter Schließer sei der Saboteur. So wie damals, als er beim Spiel gegen AC Milan mit dem Flutlicht den Nebel anlockte. Weil Schließer nämlich als Vize von Albas Basketballern mit den Fußballern nichts am Hut habe. In seiner Eigenschaft als Verwalter des Olympiastadions schalte er, munkelt man, immer wieder heimlich die Rasenheizung an, um es den gar bösen Tierchen so gemütlich wie möglich zu machen. Auf dass diese mit noch mehr Freude ihres zerstörerischen Amtes walten.

Weit gefehlt. Peter Schließer hasst sie gerade, die Viecher. Doch gerade als er ihnen mit scharfkantigem Kies, den sie gar nicht mögen, zu Leibe rücken wollte, goss es wie aus Kübeln, und die Prozedur verbot sich von selbst. Wie dankbar war Schließer, als ihm jemand den Tip gab, es doch mal mit Chemikalien zu versuchen. Doch ehe Schließer Hand anlegen konnte, hörte er die Geschichte vom Wasserschutzgebiet.

Denkmalschutz, Wasserschutz - es ist schon ein Kreuz mit unserem Olympiastadion. Mit dem gemeinen Regenwurm sowieso.

Klaus Rocca

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