zum Hauptinhalt

Sport: Goldene Zugaben - Die Wandlung der Eisschnellläuferin

Die Eisschnellläuferin des 20. Jahrhunderts heißt Gunda Niemann-Stirnemann, die Stars des Jahres 2000 sind Sprint-Weltmeisterin Monique Garbrecht und Claudia Pechstein.

Die Eisschnellläuferin des 20. Jahrhunderts heißt Gunda Niemann-Stirnemann, die Stars des Jahres 2000 sind Sprint-Weltmeisterin Monique Garbrecht und Claudia Pechstein. Vor allem die zweimalige 5000-m-Olympiasiegerin hat in diesem Winter eine Wandlung vollzogen. "Es ist Claudia gelungen, aus dem Schatten von Gunda Niemann zu treten. Erfolg macht selbstsicher. Bisher war eine Barriere da, weil immer alles mit der Frage nach Gunda verbunden war", erklärt ihr Trainer Joachim Franke, der auch Monique Garbrecht in Berlin betreut. Die Triumphe in Japan erlebte er nach seiner Gallenoperation nicht an der Eisbahn, sondern als TV-Kommentator und per Telefon. "Ich habe öfter mit ihm gesprochen als mit meinem Mann", erzählt Claudia Pechstein.

Der Schlüsselwettkampf war vor einem Monat die Allround-WM. Viermal in Folge hatte die 28-jährige Pechstein vergeblich Gunda Niemann-Stirnemann herausgefordert, viermal blieb die Erfurterin Siegerin. Erst vor vier Wochen in Milwaukee gelang der Angriff der Berlinerin. "Das WM-Gold dort war mein Saisonziel", sagt Claudia Pechstein: "Alles andere war Zugabe." Die konnte sich sehen lassen. Mit Gold über 1500 m und 3000 m sowie Silber über 5000 m wurde die Bundesgrenzschutz-Angestellte zur erfolgreichsten Athletin in Nagano. Allein an Preisgeldern dürften diese Saison knapp 100 000 Mark zusammen gekommen sein, die positive Erscheinung lockt möglicherweise weitere Sponsoren an.

Erfolgreich, locker, selbstbewusst - so kannte bisher kaum jemand die frühere Eiskunstläuferin, die 1992 mit der olympischen Bronzemedaille über 5000 m erstmals international aufgefallen war. "Ich bin immer so locker gewesen, ich kann das jetzt auch in der Öffentlichkeit besser zeigen", meint Claudia Pechstein, die in zwei Jahren in Salt Lake City ihre vierten Olympischen Spiele anstrebt. Als große Favoritin auf den Langstrecken oder über 1500 m, wo sie in Calgary in deutscher Rekordzeit erstmals ein Weltcuprennen gewann, mag sich Claudia Pechstein nicht sehen. Auch von einer Wachablösung möchte "little apple", wie sie wegen ihrer stets rosigen Wangen genannt wird, nicht sprechen: "Bis Olympia kann noch viel passieren. Gunda ist immer für eine Überraschung gut. Da entscheidet die Tagesform. Das hat man hier über 5000 m gesehen."

Der Siegesfeier in Nagano sollte am Montagabend noch eine zünftige Party in der Eisschnelllauf-Hochburg Berlin folgen, wo Claudia Pechstein von ihrer Familie und Trainer Franke am Flughafen Tegel erwartet wurde. Danach wird Ehemann Marcus Bucklitzsch wieder erster Ansprechpartner. Gemeinsam mit dem Börsenmakler wird sich Claudia Pechstein auf der Karibikinsel Antigua von den Strapazen des Erfolges erholen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false