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Greuther Fürth: Gegen die Verschwörung

Trainer Mike Büskens soll Herthas Gegner Greuther Fürth endlich zum Aufstieg führen. Nach all den Enttäuschungen gab es im Umfeld des Klubs sogar Stimmen, die etwas von Verschwörung raunten oder behaupteten, die Mannschaft dürfe oder solle gar nicht in die Erste Liga.

Zwischen grenzenlosem Jubel und grenzenloser Enttäuschung liegen im Fußball oft nur Nuancen. Kaum ein anderer deutscher Profiklub dürfte das im vergangenen Jahrzehnt derart oft erfahren haben wie die Spielvereinigung Greuther Fürth. Die Franken, die am Freitagabend zum Spitzenspiel der Zweiten Liga bei Hertha BSC nach Berlin kommen, blicken auf eine beeindruckende Bilanz des Scheiterns zurück. 1999, 2002, 2003, 2005 und 2009 scheiterte der Verein knapp am Aufstieg. Nach all den Enttäuschungen gab es im Umfeld des Klubs sogar Stimmen, die etwas von Verschwörung raunten oder behaupteten, die Mannschaft dürfe oder solle gar nicht in die Erste Liga, die Vereinsführung wolle das so. Handfeste Beweise für derlei krude Ideen gab es allerdings nie.

Die Nachwirkungen des Strauchelns sieht man heute noch. Obwohl die Mannschaft attraktiven Offensivfußball bietet, hält sich das Interesse der so oft enttäuschten Zuschauer in Grenzen. Andernorts wären die Tribünen eines Tabellenzweiten bei jedem Heimspiel gefüllt, Fürth rangiert in der Zuschauerstatistik mit insgesamt 33 860 Besuchern jedoch gerade mal auf Platz 13 der Liga.

Trainer Mike Büskens beschwert sich nicht laut darüber, nur zwischen den Zeilen deutet er gelegentlich an, dass ihn dieser Umstand wurmt. Mehr Anerkennung würde sich Büskens schon wünschen – gerade weil der Unterhaltungswert stimmt. Der gebürtige Rheinländer und gelebte Schalker verordnete seiner Elf eine Spielweise, die gefällt, bisweilen sogar mitreißt. Vollgasfußball mit viel Tempo und Tordrang, geprägt von flinken Außen, bieten die Grün-Weißen unter dem Trainer, der in der Winterpause der vergangenen Saison als Nachfolger von Benno Möhlmann verpflichtet wurde.

Was Möhlmann und anderen nicht gelang, könnte nun Büskens schaffen. Der 42 Jahre alte Ex-Profi hat eine enge Bindung zur Mannschaft, ist kein Sprücheklopfer, wählt seine Worte mit Bedacht. Der 24 Jahre alte Rechtsverteidiger Stephan Schröck nennt ihn eine „Vaterfigur“. Auch wenn es nicht um Fußball geht, hört Büskens seinen Spielern zu. Er trainiert eine der jüngsten Mannschaften der Liga, Kommunikation kommt an in einem Kader, der viel Potenzial bietet, aber noch in einem Reifeprozess steckt.

„Wir gehen nicht hin und sagen, wir sind die Besten, aber wir sind schon nicht so schlecht“, erklärt Büskens in der für ihn typischen Art das Leistungsvermögen seiner Elf. Fußballerisch bringt sie sehr viel mit, was an Mentalem noch fehlt, versucht Büskens zu vermitteln: Den unbedingten Siegeswillen, Konzentration, Konsequenz. Er selbst weiß, wohin diese Attribute eine Mannschaft führen können, gewann er doch als Schalker 1997 sensationell den Uefa-Cup, scheitere 2001 nur knapp an der Meisterschaft und wurde 2001 und 2002 DFB-Pokalsieger.

Manchmal fehlt in dieser Saison noch der absolute Wille, ein Spiel vorzeitig zu entscheiden, weswegen die Fürther einige Partien nur knapp gewannen, obwohl ein höheres Resultat fast Pflicht gewesen wäre. Doch der Glaube ist da. „Wir fahren nicht nach Berlin, um da was mitzunehmen“, sagt Stürmer Kingsley Onuegbu. „Wir wollen gewinnen.“ Es ist die Entschlossenheit, die Fürth manchmal zum Aufstieg fehlte. Für ein endgültiges Urteil ist es noch zu früh. Aber vielleicht macht Mike Büskens Mentalitätsschulung diesmal am Saisonende den Unterschied.

Florian Jennemann

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