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Sport: Grummeln nach dem Sieg

Alba Berlin gewinnt gegen Frankfurt 68:62 – und ärgert sich über eigene Unzulänglichkeiten auf dem Weg zum Titel

Berlin. 35 Sekunden vor Schluss beklatschten die Fans in der Max-Schmeling-Halle Stipo Papic. Der kantige Kerl mit der Rückennummer zwölf spielte jahrelang für Alba Berlin, ehe er zu Saisonbeginn zu den Skyliners Frankfurt wechselte. Den Berliner Fans unter den 6516 Zuschauern war Papic gestern gegen Spielende sehr sympathisch. Erst verwarf er beim Stand von 65:62 einen Freiwurf, dann leistete er sich ein Foul – Freiwurf und Punkt für Alba: die Fans standen weiter begeistert hinter dem Gegner.

Nach dem 68:62 (29:37) der Berliner kamen die Zuschauer in Stimmung, während des Spiels hatten sie gepfiffen. Zu schwach präsentierten sich die Gastgeber lange Zeit, nach 0:8-Rückstand lagen sie nach dem ersten Viertel 13:22 zurück. Es schien ähnlich schief zu laufen wie vor einer Woche beim 15:30 gegen Bonn. Doch diesmal gelang es den Berlinern, die kampfbetonte, aber alles andere als hochklassige Partie noch herumzureißen. Und das obwohl neben dem verletzten Nationalspieler Stefano Garris auch Kapitän Henrik Rödl fehlte: Er hatte sich am Freitag beim Training einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen.

Trotz mäßiger Leistung sind die Berliner der Gewinner des Spieltags: Köln erlebte in Leverkusen ein Debakel, Tabellenführer Bonn verlor in Braunschweig, sodass Alba nach Punkten zu Bonn aufgeschlossen hat. Noch drei Spiele stehen bis zu den Play-offs aus, Alba spielt noch in Köln, beim Mitteldeutschen BC und gegen Bamberg und hat noch alle Chancen, die Punkterunde als Erster abzuschließen. Der Erste genießt bis zu einem möglichen Endpiel den Heimvorteil.

Um so weit zu kommen oder gar Meister zu werden, muss allerdings noch einiges passieren, da waren sich die Sieger einig. „Wir sind bei 65 Prozent“ unseres Leistungsvermögens, sagte Topscorer Marko Pesic (16 Punkte), der zumindest einen positiven Aspekt entdeckte: „In den entscheidenden Phasen haben wir die Freiwürfe getroffen.“ Ein Novum, waren die Berliner in dieser Saison doch unzählige Male an der Freiwurflinie an ihren Nerven gescheitert.

Spielentscheidend waren auch Frankfurts viele Ballverluste (22), verursacht durch eine starke Berliner Verteidigung. „Damit war ich bis auf das erste Viertel zufrieden, nicht aber mit der Offensive“, sagte Trainer Emir Mutapcic. Dort fand Alba nie den Rhythmus und kam nur auf eine Feldwurfquote von 39 Prozent, obwohl auch Lollis (11), Stanojevic (10/11 Rebounds) und Petrovic (10) zweistellig punkteten.

Erleichtert, aber nicht glücklich waren die Sieger. Quadre Lollis stand grummelnd im VIP-Raum, als habe er verloren, und meckerte über die „Startschwierigkeiten“. Mithat Demirel forderte, „wir müssen es abstellen, dass wir uns in den ersten 50 Sekunden drei Ballverluste leisten“. Für Kotrainer Burkhardt Prigge ist ein guter Start eine Frage des Selbstvertrauens. Das holte sich Alba vor einem Jahr durch den Pokalsieg gegen Frankfurt. Danach verlor das Team, obwohl nur als Fünfter in die Play-offs eingezogen, dort kein Spiel. In vier Wochen findet in Berlin die Pokalendrunde statt. Soll ein Sieg dort wieder den entscheidenden Schub geben? „Das ist zu spät“, sagt Prigge, „wir wollen nächste Woche in Köln gewinnen.“ Zumindest einer, dem es nicht an Selbstvertrauen mangelt.

Helen Ruwald

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