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Sport: Hamburg aus dem Häuschen

Den Freezers fehlt noch ein Sieg – doch für ihre Fans ist längst klar, wer im Finale gegen die Eisbären spielt

Hamburg. Das Volk in der Color Line Arena tobte. 13 000 Menschen sorgten für eine Jubelwolke in weiß-blau. Der Dresscode der Hamburger Eishockey-Fans ist inzwischen streng. Kaum einer der Zuschauer, die am Dienstag das dritte Halbfinalspiel der Freezers sahen, hatte nicht wenigstens einen Schal in den Klubfarben um den Hals gewickelt. Trikots hat der Verein in seinem zweiten Jahr in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ohnehin schon in fünfstelliger Zahl an den Fan gebracht. Die Begeisterung in Hamburg ist riesig, erst recht nachdem die Freezers gegen die Frankfurt Lions beide Heimspiele gewannen. Jetzt spricht der Anhänger längst von mehr als vom Erreichen des Endspiels, für das sich die Hamburger heute mit einem Sieg in Frankfurt (19.30, live auf Premiere) qualifizieren können.

Das 7:3 gegen die Frankfurt Lions im dritten Play-off Spiel hat bei der Anhängerschaft der Hamburg Freezers spürbar Eindruck gemacht. Im Finale warten die Berliner Eisbären, die sich bereits qualifiziert haben: Wenn es nach den Freezers-Fans geht, ist alles schon abgemachte Sache. In Sprechchören illustrierten sie Dienstag schon mal, wie wenig sie von den Berlinern halten. So nach dem Motto: Die hauen wir auch noch weg. Dass die Hamburger erst 2:1 gegen Frankfurt führen, die Serie aber „Best of five“ heißt, wird in der Eishockey-Euphorie gern übersehen. Auf Seiten der Klubverantwortlichen weiß man allerdings genau um die Untiefen der Play-offs. „Das hohe Ergebnis von Dienstag bedeutet gar nichts“, sagt Geschäftsführer Boris Capla entschieden. „Es ist schön, nun zwei Matchbälle zu haben, aber das Problem ist doch das Verwandeln eines solchen.“ Auch die Spieler lassen sich von der Begeisterung im Umfeld nicht irritieren. Niemand verschwendet da schon Gedanken an Berlin. „Die Eisbären sind in der Kabine kein Thema“, sagt Stürmer Peter Abstreiter. „Den Spaß am Eishockey, den wir am Dienstag hatten, kann man schon mitnehmen, aber ansonsten beginnt ein ganz neues Spiel.“ Und sein Kollege Dave Tomlinson warnt: „Das wird bei den Frankfurtern verdammt schwer, auf ihrer ungewöhnlich schnellen Eisfläche.“ Trainer Dave King glaubt derweil, dass die Lions noch mal zurückkommen werden. „Denn die sind ein sehr starkes Team.“ King sagt es so, als wolle er sagen: Jetzt feiert mir hier bloß nicht schon zu früh etwas, was es noch gar nicht zu feiern gibt.

Beim dritten Spiel hatte der lange Jahre in der nordamerikanischen Profiliga NHL beschäftigte Coach seinen Spielern aufgegeben, den Torwart mehr unter Druck zu setzen. Das funktionierte, Frankfurts Torhüter Ian Gordon verriet Schwächen. Dennoch sagt sein Trainer Rich Chermonaz: „Ian wird auch am Freitag spielen. Er hat Selbstvertrauen genug.“ Das attestiert der Kanadier auch seiner ganzen Mannschaft. „Es ist egal, ob wir 1:2 oder 3:7 verloren haben, das Team wird Freitag besser spielen.“ King glaubt derweil, dass seine Spieler den stärkeren Willen als die Lions haben. „Sie sind im bestmöglichen körperlichen Zustand. Das gibt ihnen die nötige mentale Stärke, um dem Stress der entscheidenden Spiele gewachsen zu sein.“ Selbstvertrauen hatten die Freezers beim letzten Sieg reichlich, vielleicht auch im Wissen, dass die Lions noch nie in der Color Line Arena gewonnen haben.

Entscheidend beim Spiel in Frankfurt wird wohl sein, ob es der bekannt starken Defensive der Freezers gelingt, die erste Angriffsreihe der Frankfurter mit Pat Lebeau, Jesse Belanger und Dwayne Norris zu kontrollieren. In zwei von drei Spielen hat das schon geklappt. „Wenn wir unser bestes Eishockey spielen, wird es für die Lions sehr schwer“, sagt Dave Tomlinson. Wenn es so kommen sollte, dann werden auch Spieler und Offizielle der Freezers über das sprechen können, was die Fans schon jetzt bewegt: die Endspiele gegen die Eisbären aus Berlin.

Ulrich Brüning

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