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Sport: Hamburger Bellenbaum attackiert Bundestrainer Lissek

Nach dem Werbefeldzug der deutschen Hockeyspielerinnen bei der Europameisterschaft in Köln sollte nun auch das seit Jahren jüngste Herren-Team eigentlich positive Schlagzeilen produzieren. Doch ausgerechnet vor der geplanten Titelverteidigung bei der morgen beginnenden Europameisterschaft in Padua sorgt ein früherer Leistungsträger für Ärger im Lager des Deutschen Hockey-Bundes (DHB).

Nach dem Werbefeldzug der deutschen Hockeyspielerinnen bei der Europameisterschaft in Köln sollte nun auch das seit Jahren jüngste Herren-Team eigentlich positive Schlagzeilen produzieren. Doch ausgerechnet vor der geplanten Titelverteidigung bei der morgen beginnenden Europameisterschaft in Padua sorgt ein früherer Leistungsträger für Ärger im Lager des Deutschen Hockey-Bundes (DHB). Patrick Bellenbaum, der zu einem Vorbereitungsturnier nicht eingeladen worden war und daraufhin seinen EM-Verzicht erklärt hatte, erneuerte in Köln seine Kritik am Führungsstil von Paul Lissek. "Ich habe es nicht nötig, mich allem unterzuordnen." Bellenbaum sprach von einer "unkommunikativen Art" des Bundestrainers und auch einiger Funktionäre beim Deutschen Hockey-Bund gegenüber den Auswahl-Akteuren.

Lissek reagierte mit Unverständnis auf den Vorwurf des 25-jährigen Hamburgers. "Von mir kann niemand erwarten, dass ich jemanden bitte, in der Nationalmannschaft zu spielen. Bellenbaum war einmal nicht nominiert und hat darauf sehr empfindlich reagiert", beschrieb Lissek seine Sichtweise. "Ich bedauere sehr, dass einer, der von uns in den letzten Jahren so viel Protektion erhalten hat, einfach auf eine EM verzichtet. Das ist aus meiner Sicht eine falsche Auffassung von Mannschaftssport. Vielleicht haben wir ja in der Vergangenheit auch auf die falschen Pferde gesetzt", ereiferte sich der Coach.

Lissek will - anders als vor Atlanta 1996, als er mehrere "Oldies" reaktivierte - mit Blick auf Olympia 2000 in Sydney auf Akteure mit Perspektive und Leistungsbereitschaft setzen. Zumal er durch den berufs- oder studienbedingten EM-Verzicht von einem halben Dutzend arrivierter Akteure schon jetzt dazu gezwungen ist. So reist das seit langem jüngste Team (Schnitt 22,2 Jahre) nach Padua. "Meine Mannschaft ist trotzdem gut. Da sind Super-Talente drin, die ihren Weg gehen werden", urteilte der Bundestrainer. Bei der EM, wo seine Elf gegen Gastgeber Italien ihr Auftakt-Match bestreitet, hält er eine Medaille für realistisch. "Ich denke, dass wir ins Halbfinale kommen. Danach kommt es darauf an, auf wen wir treffen", meinte Lissek. Vize-Weltmeister Spanien, die Schweiz, Belgien und Wales sind die übrigen Gruppengegner.

Die DHB-Damen haben ihr erfolgreiches und mit dem Gewinn der Silbermedaille gekröntes EM-Heimspiel schon hinter sich. Wenige Stunden nach der knappen Final-Niederlage gegen den alten und neuen Champion Niederlande (1:2) hatten die Spielerinnen von Berti Rauth ihre Anfangs-Enttäuschung heruntergespült und feierten im Club-Haus von Rot-Weiß Köln ausgiebig. "Bis zum Morgengrauen", berichtete DHB-Sportdirektor Lutz Nordmann. "Die Party hat sich die Mannschaft verdient. Sie hat Werbung für den Hockey-Sport betrieben wie keine andere in den 90-er Jahren. Wir sind an die internationale Spitze dichter herangekommen", urteilte Bundestrainer Rauth. Stürmerin Heike Lätzsch wurde als beste EM-Akteurin ausgezeichnet.

Die Olympia-Qualifikation will der Bundestrainer nun beim Ausscheidungs-Turnier im März 2000 in England schaffen. Fünf der zehn dort versammelten Teams erhalten ein Sydney-Ticket. "Das darf kein nervenaufreibendes Abenteuer für uns werden. Ich bin überzeugt, dass wir mit Leistungen wie bei der EM Sydney erreichen", sagte Rauth.

Thomas Prüfer

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