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Sport: Hamburger Schneekönige

Der FC St. Pauli besiegt Werder Bremen 3:1 und erreicht das Halbfinale des DFB-Pokals

Es war ein Spiel im Schnee, es war Abenteuerfußball und es war ein Abend, den sie sowohl beim FC St. Pauli als auch bei Werder Bremen so schnell nicht vergessen werden. Der Regionalligist nämlich besiegte den Bundesligisten gestern vor 19 800 Zuschauern am Hamburger Millerntor im DFB-Pokal-Viertelfinale 3:1 – in einem Spiel unter diskutablen Bedingungen. Der Platz im Stadion am Millerntor versteckte sich unter einer dichten Schneedecke, nur die Linien waren halbwegs vom Schnee befreit worden. Flüssige Kombinationen waren auf dem rutschigen Untergrund kaum möglich, der Zufall bestimmte das Spiel über weite Strecken.

Dabei kam der Hamburger Regionalligist offensichtlich besser zurecht mit den widrigen Bedingungen. Im dichten Schneefall setzte St. Pauli von Beginn an auf direktes Spiel und Flanken, hatte die passende Taktik zum Wetter. Dagegen rutschen die Bremer – allen voran Torsten Frings – doch eher unbeholfen durch den Schnee. Das wurde schnell bestraft: Nach einer Flanke von Florian Lechner in den Bremer Strafraum bugsierte der am zweiten Pfosten wartende Michel Mazingu-Dinzey den Ball zielsicher ins Tor. Der Favorit brauchte danach seine Zeit, um seine Irritation zu überwinden. Die erste schöne Bremer Kombination im Hamburger Strafraum führte zum 1:1 durch Johan Micoud – allerdings aus abseitsverdächtiger Position.

Gegen Ende der ersten Halbzeit wurden die Bremer stärker. Tim Borowski traf mit einem Distanzschuss die Latte, Nelson Valdez scheiterte mit einem Kopfball nur knapp. Valdez war kurz zuvor für Miroslav Klose eingewechselt worden. Der Nationalspieler war auf die Schulter gefallen und hatte sie sich dabei ausgekugelt. Das wiederum gefiel Bremens Sportdirektor Thomas Allofs gar nicht. „Das hat hier nichts mit Fußball zu tun“, sagte Allofs in der ersten Halbzeit. Und Allofs sollte noch schlechtere Laune bekommen. Denn der Außenseiter setzte seine couragierte Vorstellung aus den ersten Spielminuten nun fort. Das wurde dann schon eine knappe Viertelstunde nach der Halbzeitpause belohnt. Nach einem Hamburger Eckball und einem verunglückten Abwehrversuch von Patrick Owomoyela nutzte Mittelfeldspieler Fabian Boll die Verwirrung im Bremer Strafraum und erzielte mit einem Seitfallzieher das überraschende 2:1 für die Gastgeber. Die Bremer wirkten geschockt, so geschockt, dass ausgerechnet der ehemalige Bremer Timo Schultz von einem Fehler von Werder-Torhüter Andreas Reinke profitierte und das 3:1 für den FC St. Pauli erzielte.

Werder hatte danach noch eine gute Chance, doch Borowski vergab sie. Der Bremer scheiterte mit einem an Nelson Valdez verschuldeten Foulelfmeter an St. Paulis Keeper Achim Hollerieth. Der Nachschuss von Valdez verfehlte das Tor. Die Bremer waren auch mit ihren letzten Versuch, die Blamage abzuwenden gescheitert. Am Hamburger Kiez feierten sie den Halbfinaleinzug, während die Bremer frustriert den weißen Platz verließen. Werders Trainer Thomas Schaaf war äußerst wütend. Man habe wegen der widrigen Bedingungen eigentlich nicht spielen wollen und dies auch vor dem Spiel kundgetan. „Wir lassen uns das nicht gefallen“, sagte Schaaf. Die Begegnung im Schnee könnte also noch ein Nachspiel haben.

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