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Hamburger SV: Doll bleibt auf Kommandobrücke

Thomas Doll bleibt auch in der Rückrunde auf der Trainerbank des Hamburger SV. Nach dreitägigen Beratungen hat der Vorstand des Fußball-Bundesligisten entschieden, an dem umstrittenen Trainer festzuhalten.

Hamburg - Doll soll den abstiegsbedrohten Verein in der zweiten Saisonhälfte aus dem Tabellenkeller führen, nachdem der Mannschaft in der Bundesliga- Hinrunde nur ein Sieg gelang. Mit lediglich 13 Punkten überwintert der HSV auf dem vorletzten Platz und läuft Gefahr, erstmals in der Vereinsgeschichte abzusteigen.

Wortlos, aber doch mit einem zufriedenen Lächeln verließ Doll um 13:27 Uhr die AOL-Arena. Der 40 Jahre alte Trainer hatte dem Vorstand zuvor nochmals sein Konzept für die nächsten sechs Monate erläutert und sich damit durchgesetzt. Sportchef Dietmar Beiersdorfer und der Fan-Beauftragte Christian Reichert hatten dem Mecklenburger schon am Tag zuvor ihr Vertrauen ausgesprochen. Letztlich entschieden sich auch der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann und Marketing-Chefin Katja Kraus für eine Zukunft mit Doll. Zuletzt waren in der Öffentlichkeit schon zahlreiche Kandidaten - von Ottmar Hitzfeld über Huub Stevens bis Thomas von Heesen - als mögliche Nachfolger gehandelt worden.

Seine Zuversicht, den Klassenverbleib zu schaffen, zieht Doll vor allem aus dem sich leerenden HSV-Lazarett. Mit Beginn der Rückrunde stehen dem Trainer voraussichtlich bis auf Abwehrspieler Vincent Kompany und dem gesperrten Kapitän Rafael van der Vaart alle Profis zu Verfügung. In der Hinrunde hatte der Coach mitunter auf neun Spieler zugleich verzichten müssen.

Wende in den ersten Spielen zwingend

Sollte Doll allerdings in den ersten Spielen der Rückrunde gegen Bielefeld, Cottbus und Hertha BSC nicht die Wende schaffen, dürften Vorstand und Aufsichtsrat zum Handeln gezwungen sein. Fakt ist: Mit der Entscheidung für Doll hat der Vorstand sein eigenes Schicksal mit dem des Trainers verknüpft.

Mit einer für den Verein einzigartigen Misserfolgsserie in Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League - in den 26 Pflichtspielen dieser Saison gab es nur zwei Siege - stellte die Mannschaft ihren Trainer praktisch selbst zur Disposition. Die Profis bekundeten jedoch nach jedem Spiel ihre Solidarität mit Doll. Am Montag, als der Vorstand zum ersten Mal in der Trainerfrage tagte, setzte das Team aber ein starkes Zeichen: Fünf Profis entrollten im Namen der gesamten Mannschaft ein Pro-Doll-Plakat am Stadion.

Vorstand selbst in der Kritik

Der HSV-Vorstand, der selbst wegen seiner Transferpolitik mit dem Verkauf mehrerer Leistungsträger in die Schusslinie geraten war, sparte dem Club durch die Entscheidung pro Doll eine Abfindung in Höhe von 900.000 Euro. Diese Summe hätte der Trainer bei einer vorzeitigen Kündigung seines bis 2008 laufenden Vertrags erhalten.

Doll hatte den Hamburger SV im Oktober 2004 als Nachfolger von Klaus Toppmöller übernommen und vom letzten Tabellenplatz noch auf Rang acht geführt. Im folgenden Jahr wurde der HSV nach einer begeisternden Saison Dritter und qualifizierte sich anschließend für die Champions League. In der aktuellen Spielzeit jedoch schienen Doll und sein Team von allem Glück verlassen. (Von Franko Koitzsch und Christian Kamp, dpa)

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