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Luxusgut. Wenige Klubs würden sich Jaroslav Drobny als Ersatzmann leisten. Foto: dpa

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Sport: Hamburgs teurer Panther Jaroslav Drobny zögert mit Vertragsverlängerung

Hamburg - Die entscheidende Frage ist vergleichsweise simpel: Kann man sich einen Ersatztorwart leisten, der 150 000 Euro brutto im Monat kostet? Der Hamburger SV würde Jaroslav Drobny liebend gern behalten.

Hamburg - Die entscheidende Frage ist vergleichsweise simpel: Kann man sich einen Ersatztorwart leisten, der 150 000 Euro brutto im Monat kostet? Der Hamburger SV würde Jaroslav Drobny liebend gern behalten. Bescheiden, beliebt, bravourös, wenn er denn mal gebraucht wird – einen besseren zweiten Mann kann man sich gar nicht wünschen. Wenn man wie der HSV aber jeden Cent zweimal umdreht und im laufenden Geschäftsjahr auf ein Minus in Höhe von etwa 20 Millionen Euro zusteuert, sollte man den Kosten-Nutzen-Effekt immer im Auge behalten. Und deswegen ist die Ausgangslage in Sachen Drobny auch klar: Trainer Thorsten Fink und Sportchef Frank Arnesen wollen den pflegeleichten Tschechen behalten. Aber sie verlängern seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nur, wenn er auf Geld verzichtet.

Am Sonntag hat der 33 Jahre alte Keeper wieder ein bisschen Werbung in eigener Sache betrieben. Im zweiten Durchgang des Spiels gegen den VfL Wolfsburg parierte Drobny dreimal hervorragend und rettete dem HSV beim 1:1 zumindest einen Punkt. An Drobny lag es nicht, dass Hamburg wieder einmal Punkte liegen ließ. „Drobo war hervorragend“, lobte Fink später, „er ist ein guter Torwart. Deswegen ist er auch bei uns.“ Fink beließ es bei der Gegenwartsform. Denn sicher ist es nicht, dass sich Drobny zum Verbleib mit Gehaltsverzicht entschließt. Es hat erste Gespräche zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer gegeben, doch einen Zwischenstand will der für Profi-Verhältnisse ungewohnt verschwiegene Tscheche nicht preisgeben: „Ich kann mir vieles vorstellen, aber bevor ich erzähle, was in Zukunft ist, bespreche ich das mit dem HSV.“

Drobny hat nach seinem Wechsel von Hertha zu den Hamburgern vor drei Jahren nie aufgemuckt, als ihn die jeweiligen Trainer auf die Bank und ihm einen anderen Keeper vor die Nase setzten: in der Spielzeit 2010/2011 Frank Rost, dann René Adler, obwohl Drobny als Stammtorwart seinen Anteil am Klassenverbleib in der Serie 2011/2012 hatte. Trotzdem blieb er ein loyaler Arbeitnehmer. Doch auch ein üppig entlohnter Bankangestellter hat seinen Stolz – und Ehrgeiz: Weil er seinen Platz in der tschechischen Nationalmannschaft nicht riskieren will und nur allzu gern bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien dabei wäre, zögert Drobny nun. Als Nummer eins mit festen Spielanteilen an einem anderen Ort wäre er als Keeper der Tschechen hinter Chelseas Petr Cech gesetzt. Letztlich aber wird auch der umstrittene Nationaltrainer Michael Bilek wissen, was er an ihm hat – Tschechien ist allerdings aktuell nur Dritter in seiner WM-Qualifikationsgruppe hinter Italien und Bulgarien.

Am Sonntag schwieg Jaroslav Drobny wieder einmal. Doch das lag weniger daran, dass er keine Auskunft erteilen wollte. „Ich bin total heiser“, krächzte er. Es gab ja auch genug zu kommandieren als Torwart hinter dieser löchrigen Deckung. Sogar Hustenbonbons ließ sich Drobny vom Mannschaftsarzt reichen, um bei seinem zweiten Saisoneinsatz nach dem 1:0 gegen Gladbach ohne Gegentor zu bleiben. Das misslang. Aber ihren Drobo, den die Hamburger Fans nach einigen guten Paraden in der Vorsaison sogar „Panther“ rufen, haben die Anhänger nach diesem müden Kick trotzdem gefeiert. Ihnen ist es wohl gleichgültig, wie viel einer verdient – solange er da ist, wenn er gebraucht wird. Frank Heike

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